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Gesundheit-News: Apfeltypen leben gefährlicher - Auf die Verteilung kommt es an: Krankheitsfaktor Bauchfett


veröffentlicht am 5. November 2022

(ams). Apfel oder Birne? Bierbauch oder Hüftgold? Beim Übergewicht ist nicht nur das Gewicht, sondern auch die Verteilung der Fettpölsterchen entscheidend für die Gesundheit. Deshalb heißt es: nicht nur auf die Waage stellen, sondern auch die Taille messen. Denn das Bauchfett hat es in sich.

Einen Waschbrettbauch haben wohl die wenigsten Menschen, ein kleines Bäuchlein schon eher. Entwickelt sich das Bäuchlein allerdings zu einem stattlichen Bauch, dann kann es gefährlich für die Gesundheit werden. "Beim Übergewicht ist auch die Frage ausschlaggebend, wie sich die Fettdepots am Körper verteilen", sagt Dr. Astrid Maroß, Ärztin im AOK-Bundesverband. "So ist das Bauchfett beim sogenannten Apfeltyp problematischer als das Fett um die Hüften beim Birnentyp." Menschen mit einer apfelförmigen Figur haben ein größeres Risiko für Stoffwechsel- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen als Menschen mit einer birnenförmigen Figur.

Der BMI ist nicht alles
Übergewicht wird in der Regel über den Body Mass Index (BMI) definiert, der das Verhältnis vom Körpergewicht zur Körpergröße angibt. Dafür wird das Körpergewicht in Kilogramm geteilt durch die Körpergröße in Metern zum Quadrat. Wenn eine Person 1,70 Meter groß ist und 80 Kilogramm wiegt, lautet der BMI: 27,68, also rund 28. Damit hat sie ein paar Pfunde zu viel auf den Rippen, denn ab einem BMI von 25 ist die Grenze vom Normal- zum Übergewicht überschritten. Ab einem BMI von 30 spricht man von starkem Übergewicht, auch Adipositas genannt.

Laut der Deutschen Adipositas-Gesellschaft gilt in Deutschland jeder vierte Erwachsene als stark übergewichtig. Das sind etwa 16 Millionen Menschen. "Doch der BMI hat einige Schwächen", sagt Maroß. „So macht diese Formel keine Angaben zum Verhältnis von Muskel- zu Fettmasse, denn mehr Muskeln bedeuten auch mehr Gewicht.“ Zudem berücksichtigt der BMI nicht die Verteilung des Körperfetts: Lagern sich die Fettpölsterchen mehr um die Hüfte oder mehr am Bauch an?

Gewichtszunahme während der Coronapandemie
Die Coronapandemie hat den Trend zum Übergewicht allgemein weiter verschärft und das Zu-Hause-Hocken tat der Figur nicht immer gut. So hatte beispielsweise eine Umfrage von circa 1.000 Erwachsenen im Auftrag der Technischen Universität München ergeben, dass fast 40 Prozent der Befragten bereits bis Frühjahr 2021 im Schnitt 5,5 Kilogramm zugenommen hatten.

Was Bauchfett bewirkt
Das Bauchfett - medizinisch Viszeralfett genannt - hat etwas andere Eigenschaften als der Speck um die Hüften, der auch als subkutanes Fett bezeichnet wird. Das merkt man schon daran, dass sich ein "Bierbauch" fest anfühlt, das "Hüftgold" sich aber als Speckröllchen mit Daumen und Zeigefinger ertasten lässt. "Das Bauchfett ist deshalb gefährlicher, da es an den inneren Organen sitzt und auch in die tiefen Schichten hineinreicht. Es ist besonders stoffwechselaktiv. Die Botenstoffe, die es produziert, setzen Entzündungen in Gang, stören Stoffwechselprozesse und belasten die Blutgefäße", so Medizinerin Maroß. "Dadurch steigt das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Arteriosklerose, Herzinfarkt, Schlaganfall, aber auch für Störungen des Stoffwechsels wie erhöhte Blutfett- oder Blutzuckerwerte bis hin zu Diabetes mellitus und metabolischem Syndrom."

Die Deutsche Adipositas-Gesellschaft spricht sogar davon, dass das Bauchfett wie ein eigenes Organ zu betrachten ist, weil es so viele Hormone und Substanzen produziert. Wo sich die Fettpölsterchen ansammeln, lässt sich nicht beeinflussen. Dazu Maroß: "Das ist genetisch bedingt, aber auch abhängig vom Geschlecht: Von den kritischen Fettansammlungen im Bauchraum sind mehr Männer als Frauen betroffen. Doch auch bei Frauen kann sich Bauchfett anlagern, vor allem wenn sich mit den Wechseljahren die Hormone umstellen."

Taille richtig messen
Vor dem Frühstück am freien Oberkörper messen
Maßband zwischen unterste Rippe (Rippenbogen) und Oberkante des Hüftknochens (Beckenkamm) ansetzen, also etwa auf Höhe des Bauchnabels
Maßband eng anlegen
Bauch entspannen und ausatmen

Taillenumfang messen
Um auch die Fettverteilung im Körper zu berücksichtigen, ist es deshalb günstig, nicht nur den BMI auszurechnen, sondern auch den Taillenumfang zu messen. Beträgt der Bauchumfang - gemessen etwa auf Höhe des Bauchnabels (siehe Kasten: "Taille richtig messen") - über 102 Zentimeter bei Männern und über 88 bei Frauen, deutet das auf kritisches Viszeralfett hin.

Bauchfett loswerden
Den Bauch einziehen gilt übrigens beim Messen nicht! Was also tun, wenn das Maßband zu viel anzeigt? Dann heißt es: Die individuellen Risiken in der hausärztlichen Praxis checken lassen. Die Ärztin oder der Arzt kann auch überprüfen, ob Erkrankungen oder Nebenwirkungen von Medikamenten für die überflüssigen Pfunde verantwortlich sind. Und wie wird man das Bauchfett wieder los? "Wenn man abnehmen möchte, muss man weder auf alles verzichten, was einem schmeckt, noch muss man hungern", betont Ärztin Maroß. "Es kommt auf eine ausgewogene Mischung der Lebensmittel an - und was man selbst lange Zeit durchhalten kann." 
Von speziellen Diäten sollte man die Finger lassen. Besonders erfolgversprechend ist es, wenn man eine gesunde Ernährung mit mehr Bewegung kombiniert, also nicht nur beim Essen Kalorien reduziert, sondern auch mehr Kalorien verbraucht. Medizinerin Maroß warnt allerdings vor überzogenen Erwartungen: "Es gilt als Erfolg, wenn man über mehrere Monate fünf Prozent seines Gewichts verloren hat." Bei 100 Kilogramm Körpergewicht wären das also fünf Kilogramm weniger - aber auch das bringt schon gesundheitliche Vorteile.

Doch weder BMI noch Taillenumfang berücksichtigen das Alter: Mit zunehmender Lebensdauer verändert sich die Figur - und der individuelle Körperbau. Zudem können dicke Menschen, die körperlich fit sind, durchaus einen gesunden Stoffwechsel haben.

Tipps zum Abnehmen
Davon viel essen: Gemüse, Obst und Salat. Vollkornprodukte und pflanzliche Fette und Öle halten lange satt. Am besten Mahlzeiten selbst zubereiten
Davon wenig essen: Fertiggerichte, Fastfood, zucker- und fettreiche Snacks wie Chips und Schokoriegel
Davon viel trinken: Wasser oder ungesüßte Kräuter- und Früchtetees
Davon wenig trinken: Cola, Limonaden, Säfte
Sich viel bewegen: Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt eine moderate Belastung von mindestens 150 Minuten pro Woche: also 2,5 Stunden - am besten nicht auf einmal, sondern über die Woche verteilt

Text / Foto: AOK Bundesverband