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Fahrradaktion AOK ADFC   ThomasStarke frei

Magdeburg-News: Redakteur der Magdeburger News beteiligte sich an Aktion „Mit dem Rad zur Arbeit“



veröffentlicht am Sonntag, 3. September 2023

Magdeburg. Zugegeben: Es kostet schon reichlich Überwindung, sich (fast) täglich aufs Rad zu schwingen und den guten Vorsatz „Ich mache heute wieder etwas für meine Gesundheit und nebenbei fürs Klima“ in die Tat umzusetzen. Denn der innere Schweinehund sitzt lauernd abwartend auf der anderen Schulter und flüstert mir ins Ohr, wo der Autoschlüssel liegt und, dass jederzeit das Wetter umschlagen könne. Doch nichts da! Es wird in die Pedale getreten. Das machen schließlich neben mir tausende weitere Zweiradfreunde und CO2-Reduzierer. Und: Je öfter wir aufs Rad steigen, desto selbstverständlicher und alltäglicher wird’s im Laufe der Zeit.
 
Den finalen Anstoß, wieder mehr mit dem Rad zu fahren, begünstigte die AOK-Aktion „Mit dem Rad zur Arbeit“ (die Magdeburger News berichteten). Folglich überprüfte ich die Verfassung meines Fitnessrades: Luftdruck kontrolliert – check. Batterien der Beleuchtung laden – passt. Kette schmieren – erledigt. Fahrradhelm heraussuchen – da ist er ja, etwas staubig zwar, doch einsatzfähig. So vorbereitet, gab ich am 9. Juni das erste Mal Kette, wie es so schön unter (Renn)radfahrern heißt. Da ich in Schönebeck wohne und tagtäglich nach Magdeburg ins Büro (Wallonerberg 5) pendle, hatte ich vor der ersten reichlich 16-Kilometer-Tour (eine Strecke) etwas Respekt. Doch sobald ich auf dem Bock saß, machte es gleich wieder Spaß. Diese gute Laune wurde ab Minute 30 durch ein sich verstärkendes Taubheitsgefühl in Händen und Hintern geringfügig getrübt. Entschädigt wurde ich dann aber ab dem Thiemplatz in Buckau. Denn nun ging’s runter an die Elbe, um die verbleibenden wenigen Kilometer idyllisch an der Promenade entlang zu radeln. Durch den Klosterbergegarten, vorbei an Hubbrücke, dem „Zeitreisenden“, links ließ ich Magdeburger Dom und Johanniskirche liegen und kam an der noch immer defekten Elbe-Wasserstandsanzeige am Pegelhaus vorbei und fuhr bis zur Weißen Flotte. Dann noch rasch die Fußgängerbrücke übers Schleinufer erklommen und das Büro war nach 40 bis 45 Minuten – je nachdem wie wohlgesonnen mir die Ampeln waren – in Sichtweite.
 
Egal ob sie tagsüber mit Licht fahren oder grell-auffällige Kluft tragen. Radfahrer werden nach wie vor viel zu häufig übersehen: Rechts-vor-Links-Verstöße, Kreisverkehre, unübersichtliche Kreuzungen oder Ausfahrten, Nichteinhalten des Mindestabstands beim Überholen. Diese Umstände machen Radfahrern das Leben schwer. An dieser Stelle sei jedoch darauf verwiesen, dass auch einige Radfahrer sehr abenteuerlich im Straßenverkehr unterwegs sind und sich nicht an Verkehrsregeln halten. Das wurde mir Tag für Tag aufs Neue vor Augen geführt. Wer als Radfahrer auf seinem Vorfahrtsrecht beharrt, ist höchst gefährlich unterwegs. Eine gegenseitige Rücksichtnahme ist unabdingbar und während ich im Verkehr schwimme, wird mir eines immer bewusster: Die aufmerksamsten Radfahrer, fahren selbst häufig mit dem Auto. Die sorgsamsten Autofahrer wiederum greifen häufig aufs Rad zurück. Denn sie können sich am besten in den jeweils Anderen hineindenken und vorausahnen, wie sich die anderen Verkehrsteilnehmer verhalten.


Die aufmerksamsten Radfahrer sind Autofahrer, 
die bedächtigsten Autofahrer fahren oft Rad

 
Thema Sicherheit: Jeder Radfahrer, der noch helmlos unterwegs ist, sollte dringend darüber nachdenken, mit Kopfschutz zu radeln. Beim Sturz fängt der Helm Vieles ab. Die Fahrradbeleuchtung sollte nicht nur in den dunkleren Jahreszeiten dabei sein. Denn zügige Wetterumschwünge und Nebel gibt’s auch im Sommer. Und dann ist auch die Polizei zufrieden, wenn Zweiradler von weitem schon gut sichtbar sind. Die reiferen Leser erinnern sich bestimmt noch an die Satteltasche, die hinterm Sattel angebracht, hin- und herwippte. In ihr befand sich häufig Werkzeug zum Wechseln des Rades und Flickzeug. Die Satteltasche hat in Zeiten von pannensicheren Reifen und Dichtmilch (eine Flüssigkeit, die sich im Reifen verteilt und im Falle eines Loches, den Reifen wieder verschließt) zwar ausgedient, doch Löcher gibt es nach wie vor. Flickzeug sollten Radfahrer, die oft unterwegs sind, auf dem Schirm haben. Eine Brille oder Sonnenbrille ist obendrein ratsam. Nicht etwa, weil’s cool aussieht, sie schützt vor Wind, Regen und sich verirrenden Insekten. Wer bei voller Fahrt schon einmal Bekanntschaft mit einer Fliege oder einem Käfer gemacht hat, weiß wovon die Rede ist. Ein Fahrradschluss, eine Minipumpe, Sonnencreme, ausreichend Wasser und ggf. ein Regencape sind zusätzlich sinnvoll.
 
Die AOK-Aktion „Mit dem Rad zur Arbeit“ ist seit vielen Jahren ein voller Erfolg und ein guter Weg, mehr körperliche Betätigung im Alltag zu fördern, Sie entlastet natürlich zusätzlich die Umwelt. Vom 1. Mai bis zum 31. August 2023 zählte so erneut jeder geradelte Kilometer. Übrigens: Kohlendioxid (CO2) einzusparen ist ein globales Thema, zu dem jeder auf dem Weg zur Arbeit seinen Beitrag leisten kann: Wer täglich zwölf Kilometer radelt statt mit dem Auto zu fahren, produziert rund ein Kilogramm CO2 weniger. Im Jahr 2022 legten die Radler bei der AOK-Aktion fast 47 Millionen Kilometer zurück und sparten damit über 9,2 Tonnen CO2 ein. Meine Bilanz sah übrigens am letzten Tag so aus: 

48 Tage, 
1.592,4 Kilometer,
36.736,8 verbrannte Kilokalorien.

Für mich steht bereits jetzt fest, dass ich selbst außerhalb der Aktion weiterhin mit dem Fahrrad fahren werde. In den ungemütlicheren Jahreszeiten sicherlich nicht ganz so oft. Aber spätestens, wenn es ab 1. Mai 2024 wieder heißt: Mit dem Rad zur Arbeit, trete ich wieder häufiger in die Pedale.
 
Fazit: Okay, es ist mitunter mühselig, über Wochen, gar Monate tagtäglich weitere Strecken mit dem Fahrrad zurückzulegen, selbst wenn es sich nach etlicher Zeit zu einem Automatismus entwickelt. Insbesondere wenn das Wetter mal wieder anderer Meinung ist als alle Wetterdienste zusammen. Dann wird der Blick zum Autoschlüssel doch sehr verführerisch. Doch der gesundheitliche Aspekt entschädigt, die Kondition wird verbessert, der ökologische Fußabdruck schwindet, das Stresslevel sinkt und die Aussicht, an der Elbe entlang zu radeln, entschädigt obendrein. In diesem Sinn: Probieren Sie’s aus, Sie werden belohnt.


Bildunterschrift: Ich radelte Aktionszeitraum vom 1. Mai bis 31. August 48 Tage mit dem Rad von Schönebeck nach Magdeburg – ein entspannendes, manchmal ein stressiges Unterfangen.

Text: Michael Mikulas
Foto: Thomas Starke