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Haende Team gemeinsam pixabay

Magdeburg-News: Integrationspreis – Landesregierung würdigt Engagement für Vielfalt und Zusammenhalt



veröffentlicht am Donnerstag, 22. Juni 2023

Magdeburg. Neun Projekte, Vereine und Initiativen sind in diesem Jahr mit dem Integrationspreis des Landes Sachsen-Anhalt ausgezeichnet worden. Im Rahmen einer Festveranstaltung in Magdeburg, zu der rund 150 Gäste geladen waren, haben Sozialministerin Petra Grimm-Benne, Staatssekretärin Susi Möbbeck, Integrationsbeauftragte der Landesregierung, und Landesgleichstellungsbeauftragte Sarah Schulze heute die Preise übergeben. Rund 90 Vereine, Projekte und Einzelpersonen waren für einen der Integrationspreise vorgeschlagen worden. Eine achtköpfige Fachjury, die vom Landesintegrationsbeirat berufen wurde, hat die Preisträger ausgewählt.

Bereits zum 13. Mal wurde der Preis vergeben, um den Einsatz für ein gutes Zusammenleben und für erfolgreiche Integration zu würdigen. Mit der Verleihung des Integrationspreises soll das Engagement von Vereinen, Initiativen, Kommunen, Unternehmen und ehrenamtlich Aktiven für Integration in die Öffentlichkeit getragen werden.

Staatssekretärin Möbbeck lobte das ausdauernde Engagement für Zusammenhalt und Vielfalt: „In Sachsen-Anhalt engagieren sich viele tausend Menschen für eine Gesellschaft, in der Zugewanderte willkommen sind und ihre Zukunft aufbauen können. Viele der Geehrten sind erst vor einigen Jahren nach Sachsen-Anhalt gekommen und engagieren sich jetzt für ein gutes Zusammenleben. Dieser ehrenamtliche Einsatz verdient eine Würdigung!“

 
Die Preisträger:

Kategorie „Dauerhaftes und nachhaltiges Engagement für Vielfalt“

In dieser Kategorie werden langfristig engagierte Projekte und Initiativen gewürdigt, die einen langen Atem beweisen und mit ihrer unnachgiebigen Arbeit besonders nachhaltige Wirkung erzielen.

Den mit 1.000 Euro dotierten, ersten Preis erhält in dieser Kategorie die Mandala Kinderbetreuung gGmbH aus Magdeburg. Seit über 20 Jahren unterstützt die Einrichtung Kinder beim Einstieg in das deutsche Bildungssystem und räumt so manche sprachliche Hürde aus dem Weg. Zugleich legt die Kita großen Wert auf die Einbindung der Familien, bspw. bei der Organisation internationaler Feste. Das internationale Team leistet einen nachhaltigen Beitrag zur interkulturellen Öffnung des Kita-Systems, indem die Erfahrungen bei Fortbildungen weitergegeben werden.

Ein zweiter Preis (500 Euro) geht an den SV Groß Santersleben 1924 e.V. Der Fußballverein aus der Börde wurde als vorbildhafter Impulsgeber für eine solidarische Gesellschaft geehrt. Spieler aus 11 Nationen und unterschiedlichen Altersgruppen bringen sich in das Vereinsleben ein. Auch neben dem Platz unterstützen sich die Preisträger gegenseitig, bei der Einrichtung von Wohnungen, Behördengängen und der Logistik, um zum Fußballplatz zu kommen.

Einen weiteren zweiten Preis (500 Euro) erhält der Harzer Schwimmverein 2002 e.V. aus Wernigerode, der seit zwei Jahrzehnten Kindern und Jugendlichen mit Migrationsbiografie eine sportliche und gesellschaftliche Heimat bietet. Der Verein stärkt nicht nur die Schwimmtalente junger Menschen, sondern organisiert Deutschunterricht und gemeinsame Freizeitangebote, die das Ankommen unterstützen.

Einen Sonderpreis erhält die behördenunabhängige Asylverfahrensberatung der Caritas in der Zentralen Anlaufstelle für Asylbewerber in Halberstadt. Mit der über 30 Jahre aufgebauten Expertise trägt die Beratungsstelle zu Fairness, Qualität und Effizienz im Asylverfahren bei. Allein im vergangenen Jahr suchten über 2.500 Geflüchtete die Beratungsstelle auf.
 

Kategorie „Teilhabe von Frauen mit Migrationsgeschichte“

Geehrt werden Projekte, die Frauen mit Migrationsgeschichte empowern und Hürden für eine erfolgreiche Teilhabe in der Gesellschaft und auf dem Arbeitsmarkt aus dem Weg räumen.

Den mit 1.000 Euro dotieren ersten Preis erhält die Afghanische Fraueninitiative in Magdeburg e.V. (AFIMA). Die Vereinsmitglieder übernehmen Patenschaften für Menschen, die gerade nach Deutschland gekommen sind und unterstützen sie bei Behördengängen, Arztbesuchen und beim Zugang zu Schule und Kita. Neben dieser wichtigen Hilfe bei den ersten Schritten der Integration sorgt der Verein dafür, die kulturellen Wurzeln zu bewahren und interkulturelle Brücken zu bauen. Zugleich macht die Initiative immer wieder auf Missstände in ihren Heimatländern aufmerksam und organisiert Proteste gegen Gewalt an Frauen im Iran und in Afghanistan.

Der zweite Preis (500 Euro) geht an die Frauengruppe „Schwalben“ in Trägerschaft von Soziokultur Sangerhausen e.V.. Im Rahmen von Bildungsangeboten, gemeinsamen Freizeitaktivitäten und Austauschformaten stärkt die Gruppe das Selbstvertrauen der Frauen und öffnet Teilhabechancen. Dabei bieten die Schwalben einen geschützten Raum, in dem Probleme, tradierte Lebensweisen und tabuisierte Themen offen besprochen werden können. Das Projekt macht Mut, schafft Perspektiven und schlägt Brücken in die Stadtgesellschaft.

 
Kategorie „Bildungswege eröffnen: Integration von Kindern und Jugendlichen“

In dieser Kategorie wird die Bildungs-, Integrations- und Begegnungsarbeit mit und von Kindern und Jugendlichen gewürdigt. Dieses Engagement trägt zu mehr Chancengleichheit, erfolgreichen Bildungsbiografien und besseren Zukunftsperspektiven bei.

Die Kleine Leseschule des Begegnungszentrums Wittenberg West e.V. erhält in dieser Kategorie den mit 1.000 Euro dotierten, ersten Preis. Für die Leseschule wurden Märchen in leichte Sprache überführt und zugleich Grammatikübungen entwickelt, die einmal in der Woche an drei Kindergruppen vermittelt werden. Das Projekt, das maßgeblich von den Ehrenamtlerinnen Frau Inge Harazin und Frau Nadine Schandert aufgebaut wurde, öffnet Bildungswege für migrantische Kinder, vermittelt ihnen Selbstvertrauen und schafft es, positive Erfahrungen mit der deutschen Sprache zu verbinden.

Einen zweiten Preis (500 Euro) erhält das Evangelische Bildungs- und Projektzentrum Villa Jühling e.V. für die Integration ukrainischer Kinder in die Heideschule. Das Projekt reagierte darauf, dass die ukrainischen und deutschen Schulkinder sehr unter sich blieben. Um Kontakte anzubahnen wurde ein Zirkusprojekt organisiert, für das Tandems zwischen ukrainischen und deutschen Kindern gebildet wurden. Nach mehreren Treffen konnte das Eis gebrochen und Freundschaften geschlossen werden.

Einen weiteren zweiten Preis (500 Euro) erhält das ehrenamtliche Projekt ROCK YOUR LIFE! Halle e.V., das es sich zur Aufgabe gemacht hat, gegen Bildungsungerechtigkeit vorzugehen. Schülerinnen und Schüler aus ökonomisch schwächeren Haushalten, die Unterstützung benötigen, erhalten eine:n studentischen Mentor an die Seite. Über ein Jahr lang besteht diese vertrauensvolle Verbindung, die nachweislich die Chance darauf verbessert, den Schulabschluss zu meistern, den Schritt in das Berufsleben zu schaffen und sich in der Gesellschaft zu integrieren.


Besonderes Engagement von Einzelpersonen

Die Jury hat außerdem 22 Ehrenamtliche für ihren besonderen individuellen Einsatz in der Integrationsarbeit stellvertretend für die vielen Engagierten im Land gewürdigt und ihnen sehr herzlich gedankt:

Mario Alejandro Alfaro Merelo (Friedensau)
Her Alfaro absolvierte seinen Bundesfreiwilligendienst an der Theologischen Hochschule in Friedensau. Da viele der Studierenden nicht schwimmen konnten, hat er einen Schwimmkurs organisiert, der mittlerweile zum festen Bestandteil an der Hochschule geworden ist.

Lena Böttcher (Jerichow / OT Kade)
Frau Böttcher organisiert im Ehrenamt Hilfstransporte, nimmt Menschen auf, übersetzt, vernetzt, informiert und hilft, wo sie nur helfen kann - und nutzt sogar ihren Urlaub, um Gutes zu tun.

Larissa und Viktor Brenner (Dessau-Roßlau)
Unter dem Motto „Danksagen, in Nachbarschaft begegnen und Menschen mit Fluchthintergrund begrüßen“ initiierte Familie Brenner im Jahr 2022 zwei Tafeln der Begegnung. Mit den Veranstaltungen sollte den Engagierten für ihre Unterstützung von Geflüchteten gedankt  und zugleich die Begegnung zwischen den Menschen ermöglicht werden.

Hossam Esmail (Halle)
Herr Esmail ist seit Januar 2022 als ehrenamtlicher Pate im Projekt „WELCOME-Treff: Engagiert für Integration - Ehrenamtliche Paten und Lotsen für Geflüchtete“ der Freiwilligen-Agentur Halle-Saalkreis e. V. tätig. Er ermutigt Geflüchtete und unterstützt sie bei der Verständigung und Orientierung im Alltag.

Jürgen Gewinner (Köthen)
Für sein langjähriges Engagement wird Herr Gewinner aus Köthen geehrt, der bereits vor 15 Jahren einen Deutsch-Kurs für Asylbewerber organisierte, Fußballspiele auf die Beine und sich in die Initiative „Willkommen in Köthen“ einbringt. Seit 2018 engagiert er sich auch als Integrationslotse und begleitet Zugewanderte bei Behördengängen und Arztbesuchen.

Ahmed Ghania (Wittenberg)
Als Integrationslotse steht Herr Ghania Menschen mit Migrationsbiografie mit Rat und Tat zur Seite und hilft ihnen mit großer Herzlichkeit beim Ankommen. Er ist zugleich Gründungsmitglied der Migrantenorganisation SALAM Treffpunkt Wittenberg e. V..

Gerlinde Gläser (Magdeburg)
Seit mehreren Jahren begleitet und unterstützt Frau Gläser mit großer Sensibilität und einem ausgeprägten Gerechtigkeitssinn geflüchtete Familien in schwierigen Lebenssituationen. Nahezu rund um die Uhr hilft sie ihnen bei der Wohnungssuche und beim Beantragen von Leistungen.

Mala Hamza (Halle)
Frau Hamza engagiert sich im Malteser-Projekt „Hand-in-Hand“ in Halle. Sie ist die treibende Kraft hinter dem „Müttercafé“, einem vertrauten Treffpunkt zum Erlernen der deutschen Sprache. Dank ihres ganz persönlichen Einsatzes konnten 25 Frauen ihre Sprachkenntnisse deutlich verbessern.

Natalia Kalinina (Quedlinburg)
Frau Kalinina vermittelt ukrainischen Kindern in zwei Kindertageseinrichtungen spielerisch die deutsche Sprache. Kindgerecht und einfühlsam gelingt es ihr Quedlinburg, die sprachlichen Barrieren zwischen ukrainischen und deutschen Kindern abzubauen und ein Miteinander aufzubauen.

Mohanad Katbi (Halle)
Herr Katbi engagiert sich im Malteser-Projekt „Hand-in-Hand“ in Halle. Er vermittelt seine Computerkenntnisse und befähigt andere Menschen auf dem Weg in die digitale Welt.

Mohamad Khaled (Wolmirstedt)
Als Integrationslotse unterstützt Herr Khaled bei der Wohnungssuche, der Kommunikation mit Vermietern sowie bei den ersten Schritten in der neuen Wohnumgebung. Damit leistet er einen großen Beitrag dafür, soziale, kulturelle und gesellschaftliche Teilhabe zu ermöglichen.

Regina Kiesner (Salzwedel)
Frau Kiesner engagiert sich seit 2015 mit großem Zeitaufwand – nämlich an vier Vormittagen in der Woche – bei der Diakonischen Flüchtlingshilfe und steht Migrantinnen und Migranten aller Herkunftsländer als zuverlässige Ansprechpartnerin zur Verfügung. Darüber hinaus unterstützt sie migrantische Kinder bei den Hausaufgaben.

Hardo Pacyna (Kemberg, OT Kerkau)
Herr Pacyna engagiert sich in der Initiative „offen-bunt-anders“ in Gräfenhainichen und organisiert regelmäßig Veranstaltungen, die ein offenes und vielfältiges Miteinander fördern. Zugleich unterstützt Herr Pacyna Zugewanderte bei Behördengängen und bei der Wohnungseinrichtung.

Viola Rieck (Halle)
Frau Rieck engagiert sich mit großem Einsatz im Begegnungszentrum Oase in Sangerhausen. Sie ist Leiterin des Projektes “Notzugang“, das Menschen in akuten Lebenslagen berät. Mit ihrem Durchhaltevermögen und ihrer Kämpfernatur hat Frau Rieck schon viele Wege in ein selbstbestimmtes Leben ebnen können.

Ingeborg Severin (Wittenberg)
Seit 2016 engagiert sich Frau Severin als Patin im Familien- und Bildungspatenprojekt sowie in der Flüchtlingshilfe. Dabei unterstützt sie regelmäßig eine Familie mit Fluchterfahrung auf dem Weg ihrer Integration, hilft bei der Erziehung und Bildung der Kinder sowie beim Erlernen der deutschen Sprache.

Iman Shaaban (Magdeburg)
Frau Shaaban, bildende Künstlerin und Cartoon-Zeichnerin aus Syrien, gab als Bundesfreiwilligendienstleistende Kalligrafie- und Grafik-Werkstätten, engagiert sich für Menschen im Alter bei den Maltesern Magdeburg und beteiligt sich mit Illustrationen, Grafiken und Kalligrafien an Büchern wie "Der Pascha von Magdeburg“.

Malak Sheghleel (Magdeburg)
Frau Sheghleel begleitet seit sechs Jahren vulnerable Geflüchtete bei Arztbesuchen und Behördengängen. Bis zum heutigen Tage hat sie bereits etwa 50 Menschen dabei geholfen, in Magdeburg Fuß zu fassen.

Team Staßfurt
Ob Unterstützung bei den Erstanmeldungen in der Stadt Staßfurt, bei Übersetzungsaufgaben, Antragsbearbeitung, Wohnungseinrichtung oder Anmeldungen in Kita und Schule – dank des aus sieben Ehrenamtlichen bestehenden Teams entstand fast eine Rundumbetreuung für die 290 Geflüchteten aus der Ukraine, die 2022 nach Staßfurt gekommen sind.

Ilka Ullmann (Dessau-Roßlau)
Frau Ullmann, die in ihrer hauptberuflichen Tätigkeit eine Sprachschule leitet, engagiert sich ehrenamtlich dafür, dass zugewanderte Menschen aus eigener Kraft ihr Leben aufbauen können. Sie hilft Menschen in Not und ist ein wahres Organisationstalent, das es immer schafft, anderen Menschen Mut zu machen.

Larissa Wallner (Dessau-Roßlau)
Frau Wallner hat als Sprachmittlerin, Koordinatorin und Multiplikatorin die Aufnahme von geflüchteten Ukrainerinnen und Ukrainern maßgeblich mitgestaltet. Die von der Stadtverwaltung sehr geschätzte Kooperationspartnerin begleitete zudem einzelne Geflüchtete und unterstützte diese bei der Suche nach Ärzten und Wohnungen.

Miriam Weise-Wendel (Aschersleben)
Frau Weise-Wendel hat in Aschersleben den Verein „FaBeg“ (Familienbegleitung) gegründet, der Geflüchteten u.a. bei Behördengängen unterstützt. Mittlerweile hat sich der Verein zu einer festen Anlaufstelle in der Stadt Aschersleben entwickelt, der künftig auch Kreativ- und Sportkurse anbieten möchte.


Text: Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Gleichstellung des Landes Sachsen-Anhalt
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