Das Risiko, an Krebs zu sterben, ist in den USA von
1991 bis 2019 um 32 Prozent gesunken. Das geht aus Daten der „American Cancer Society“ (ACS) hervor. Gründe: Die Menschen rauchen weniger; Früherkennung und Behandlungsmöglichkeiten werden immer
besser. „Besonders bemerkenswert“ sind laut dem Bericht „jüngste
Therapiedurchbrüche“ bei Tumortypen, die lange Zeit als „schwer behandelbar“ galten – wie etwa schwarzer Hautkrebs.
1991 war für die
US-amerikanische Bevölkerung ein trauriges Rekordjahr: Rund 215 Menschen pro
100.000 Einwohner:innen verstarben an einem Krebs. Die jüngsten Daten liegen der ACS nun für 2019 vor: Es gab 146 Todesfälle pro 100.000. Der über den gesamten Zeitraum registrierte Rückgang der altersstandardisierten Sterberate (-32 %)
entspricht fast 3,5 Millionen Krebs-Todesfällen, die verhindert wurden. Oder
anders gesagt: Wäre die Sterberate nach 1991 nicht gesunken, wären über die vergangenen 30 Jahre 3,5 Millionen mehr
Menschen gestorben.
Therapiedurchbrüche bei verschiedenen Krebsarten
Gerade in der jüngeren
Vergangenheit waren die Fortschritte groß: In den späten 1990ern ist die
Sterberate um rund ein Prozent pro Jahr zurückgegangen
– zwischen 2015 und 2019 um zwei Prozent.
Getrieben ist das unter anderem durch Lungenkrebs: Die
altersstandardisierte Sterberate sank bei Männern von 1990 bis 2019 um
insgesamt 56 Prozent, bei Frauen von 2002 bis 2019 um 32 Prozent. Immer mehr
Menschen mit Lungenkrebs erhalten eine Diagnose im frühen
Stadium, erklärt die ACS. Die Betroffenen leben länger –
auch dank zielgerichteter Arzneimittel sowie innovativer Immuntherapien. Eine
Studie im „New England Journal of England“
bestätigt: Neue Medikamente haben bei dieser Entwicklung eine entscheidende
Rolle gespielt.
Ähnliches gilt für
den schwarzen Hautkrebs, auch bekannt als malignes Melanom: Vor rund zehn
Jahren kam eine Diagnose im fortgeschrittenen Stadium einem Todesurteil gleich – „schwer behandelbar“, hieß es. „Neue
Kombinations-Immuntherapien […] waren ein Game
Changer in Sachen Überleben“, so die ACS. „Im Jahr 2004 waren nur 15 von 100 Personen mit
metastasiertem Melanom nach fünf Jahren noch am
Leben. Von jenen, die zwischen 2011 und 2017 eine Diagnose erhielten, als die
neuen Therapien verfügbar waren, lebten nach fünf
Jahren noch doppelt so viele – 30 von 100
Personen.“ Im Pharma Fakten-Interview sagte Dr. Holger Krönig
vom forschenden Pharmaunternehmen Bristol Myers Squibb: „Viele Melanom-Patient:innen haben mit den modernen
Arzneimitteln eine Chance auf Langzeitüberleben: Wir gehen
in die Richtung einer Chronifizierung der Tumorerkrankung.“
Viele Krebsfälle wären vermeidbar
Eine sinkende Zahl an Raucher:innen, ein wachsendes
Arsenal an immer effektiveren Therapiemöglichkeiten, Fortschritte in Bezug auf
Früherkennung und chirurgische Verfahren haben dazu
beigetragen, dass sich Krebs besser denn je in seine Schranken weisen lässt.
Trotzdem ist er nach wie vor die zweithäufigste Todesursache. Die ACS rechnet für 2022 mit 1,9 Millionen neuen Diagnosen und 609.000
Todesfällen in den USA. Allerdings sind darin noch nicht die Auswirkungen der
COVID-19-Pandemie berücksichtigt, die
vielerorts zu verschobenen Früherkennungsuntersuchungen,
verspäteten Diagnosen und Therapiebeginnen geführt
hat (s. DKFZ).
Die ACS weist darauf hin, dass mindestens 42 Prozent
der prognostizierten Neuerkrankungen potenziell vermeidbar sind. „Das beinhaltet die 19 Prozent der Krebsarten, die
durch Rauchen entstehen, und wenigstens 18 Prozent, die durch eine Kombination
aus Mehrgewicht, Alkoholkonsum, schlechte Ernährung und Bewegungsmangel
verursacht werden.“ Das zeigt: Es gibt noch viele Stellschrauben, an
denen es zu drehen gilt, wenn künftig Krebs eine
kleinere Rolle in der Gesellschaft – in den USA, aber
auch in Deutschland – einnehmen soll.
Text / Foto: PHARMA FAKTEN / ©iStock.com/wildpixel