Deutsche Aidshilfe startet zweite Staffel der Kampagne
#wissenverdoppeln. Neue Geschichten illustrieren die erleichternde Botschaft.
Ziel: weniger Diskriminierung.
Manchmal dauert es, bis die Öffentlichkeit von
Sensationen Notiz nimmt. So zum Beispiel bei den medizinischen Möglichkeiten,
die heute bei HIV bestehen.
Menschen mit HIV können längst leben wie alle anderen.
Die Medikamente erhalten die Gesundheit. Und mehr noch: HIV ist unter Therapie
nicht übertragbar. Diese wissenschaftliche Tatsache kennen aber nur 10 Prozent
der Bevölkerung, ergab eine Umfrage der Bundeszentrale für gesundheitliche
Aufklärung (BZgA) 2017.
Die Kampagne #wissenverdoppeln soll dafür sorgen, dass
alle Menschen Bescheid wissen. Rechtzeitig zum Welt-Aids-Tag am 1.12. startet
heute die zweite Staffel der Kampagne.
„Dieses Wissen erleichtert Menschen mit und ohne HIV“,
sagt Winfried Holz vom Vorstand der Deutschen Aidshilfe. „Es nimmt unnötige
Ängste vor einer HIV-Übertragung und wirkt damit auch Zurückweisung und
Tabubildung entgegen. Unsere Botschaft zum Welt-Aids-Tag lautet: Entspannt
euch! Einem selbstverständlichen Zuammenleben steht nichts im Wege.“
Die HIV-Therapie verhindert die Vermehrung des Virus im
Körper und verhindert eine Übertragung zuverlässig, wenn im Blut dauerhaft
keine HI-Viren mehr nachweisbar sind. HIV ist dann auch beim Sex ohne Kondom
nicht übertragbar. Im Alltag ist eine Übertragung ohnehin nicht möglich.
Neue Geschichten
Die mit Bundesmitteln geförderte Kampagne
#wissenverdoppeln ist letztes Jahr sehr erfolgreich gestartet: Mehr als eine
Million Menschen sahen zum Beispiel die Videos im Social Web.
Vier neue Kampagnengesichter illustrieren in diesem Jahr
die Botschaft. Ihre Geschichten sind sehr persönlich und nehmen die
Öffentlichkeit mit auf die ganz persönliche Reise zu mehr Wissen und
Entspannung.
Rebecca (35) berichtet als Partnerin eines HIV-positiven
Mannes. Sie erzählt, wie sie Schritt für Schritt alte Vorstellungen vom Leben
mit HIV überwunden hat. Sie sagt: „HIV verursacht immer noch so viel Angst und
Einsamkeit. Das würde verschwinden, wenn es mehr Wissen gäbe und alle wüssten,
dass man damit umgehen kann.“
Marcel (29) erzählt über die Beziehung mit seiner
Freundin: „Dank meiner Medikamente müssen wir uns wegen einer HIV-Übertragung
keine Sorgen machen. Das ist eine riesige Erleichterung für uns.“
Christoph (42), ein HIV-positiver schwuler Mann aus
Berlin: „Dank meiner Therapie kann ich Sex ohne Kondom haben – ohne schlechtes
Gewissen und ohne Angst.“
Der Pfarrer Feret Pokos spricht in seiner freikirchlichen
Gemeinde in Braunschweig auch über Sexualität und HIV. Seine Erfahrung: „Diese
erleichternde Botschaft kann in afrikanischen Gemeinden eine große Wirkung
entfalten, nicht nur für die Menschen, die selbst mit HIV leben“.
Wissenschaftliche Tatsache
Dass HIV unter Therapie nicht übertragbar ist, beweisen
mittlerweile mehrere große Studien. Beobachtet wurden Tausende gemischt
HIV-positiv-negative Paare, die über 100.000 Male auf Kondome verzichteten,
ohne dass es zu einer Übertragung kam. So trägt „Schutz durch Therapie“ heute
zu einer erfüllten Sexualität ohne Ängste bei.
Im Alltag kann die Information irrationale Ängste
beseitigen. Zwar hat noch nie die Gefahr bestanden, sich bei der
Zusammenarbeit, über eine gemeinsam benutzte Toilette oder das berühmte
geteilte Trinkglas zu infizieren. Ängste davor gibt es aber trotzdem noch
immer, wie auch die BZgA-Umfrage zeigt. Wenn nun selbst beim Sex keine
Übertragung mehr möglich ist, dann ist die Vorstellung eines Risikos im Alltag
wirklich nur noch abwegig.
Die Effekte dieses Wissens reichen weit über das
persönliche Wohlbefinden hinaus: Wenn Angst abnimmt, fällt auch das Reden über
HIV leichter. Das Wissen, dass eine frühzeitige Therapie ermöglicht zu leben
wie alle anderen Menschen, kann zum Test motivieren. Das ist wichtig, weil
viele Menschen aus Angst vor Krankheit und Diskriminierung vor dem HIV-Test
zurückschrecken. Ein frühzeitiger Test ebnet aber eben den Weg zur
wirkungsvollen Therapie.
„Wissen ist gesund“, hält DAH-Vorstand Winfried Holz
fest. „Wir wollen das Wissen verdoppeln, bis alle Bescheid wissen. Dass HIV
unter Therapie nicht übertragbar ist, sollte heute zur Allgemeinbildung
gehören.“
Mitmachkampagne
Geteiltes Wissen ist doppeltes Wissen. In diesem Sinne
lädt die Kampagne zum Mitmachen und Weitersagen ein. Es gibt verschiedene
Möglichkeiten, die entlastende Botschaft zu verbreiten: Auf der Webseite können
Menschen ihre eigenen Geschichten zum Thema einreichen oder mitteilen, wie sie
die Botschaft weitergesagt haben – und was dann passierte. Notizblöcke, Aufkleber
und ein teilbarer Flyer animieren ebenfalls zum Verbreiten der Botschaft.
Außerdem tragen Anzeigenmotive in Zeitungen und
Zeitschriften sowie das Fahrgastfernsehen im öffentlichen Nahverkehr von
Berlin, Dresden, Leipzig und München das Wissen in die Welt.
Text: Deutsche Aidshilfe