Leverkusen,
Januar 2020: Experten warnen außerdem davor, Kinder mit Smartphone und Tablet
allein zu lassen. Eltern sollten die Mediennutzung ihrer Kinder zeitlich
begrenzen, fordern Kinderärzte. Mehr noch als die Inhalte von Videos und Apps
schade die Dauer der Bildschirmzeit den Jüngsten. Dies sind Ergebnisse der
Studie „Smart Aufwachsen 2019?“ der pronova BKK, für die 100 niedergelassene
Kinderärzte befragt wurden.
Das
größte Problem aus Sicht der Kinderärzte: Die Zeit mit Smartphone, Konsole oder
Tablet im kindlichen Alltag nimmt überhand. Das sagen 98 Prozent der Mediziner.
70 Prozent halten auch die Art und die Inhalte der Spiele, die gespielt werden,
für mitunter problematisch. Dennoch lehnt eine große Mehrheit der Ärzte
radikale Verbote ab. 81 Prozent der Pädiater finden es weltfremd, Kindern heutzutage
den Umgang mit digitalen Medien komplett zu untersagen.
Drei
von vier Kinderärzte sprechen sich stattdessen für eine zeitliche Begrenzung
der Mediennutzung aus. „Das sollte vom Alter der Kinder abhängig gemacht
werden“, sagt Imke Schmitz-Losem, Beratungsärztin bei der pronova BKK. „Babys
und Kleinkinder haben vor dem Bildschirm nichts zu suchen. Die
Weltgesundheitsorganisation WHO empfiehlt, dass Kinder frühestens ab einem
Alter von zwei Jahren maximal eine Stunde täglich mit digitalen Medien verbringen
dürfen.“ Der Studie der pronova BKK zufolge raten zwei von drei befragten
Ärzten dazu, dass Eltern den Medienkonsum eng begleiten und zum Beispiel für
Kinder unter zehn Jahren ohne Aufsicht ganz untersagen. „Der Nachwuchs sollte
unter keinen Umständen mit den Geräten allein gelassen werden. Videos und
Spiele können Kinder überfordern oder verängstigen.“
Sport
und frische Luft kommen zu kurz
Wichtigstes
Anliegen der Mediziner ist es, dass Kinder sich mehr bewegen und Sport treiben.
81 Prozent der befragten Ärzte sind der Meinung, dass Eltern darauf vermehrt
achten sollten. Außerdem raten 64 Prozent dazu, den Nachwuchs häufiger an die
frische Luft zu schicken. „Bewegung unterstützt eine gesunde kindliche
Entwicklung. Wer sich auch mal austoben kann, ist ausgeglichener und kann sich
besser konzentrieren“, sagt Schmitz-Losem von der pronova BKK.
Eine
Mehrheit der befragten Pädiater sieht auch in anderer Hinsicht Defizite bei der
Erziehung. Auf die Frage, woran es am meisten fehlt, antworten 63 Prozent der
befragten Mediziner, dass Eltern mehr Wert auf die Freizeitgestaltung daheim
legen sollten und plädieren für gemeinsame Spielzeiten mit der Familie.
Patrizia Thamm, Psychologin bei der pronova BKK, appelliert an die eigene
Vorbildfunktion: „Eltern sollten darauf achten, vor den Augen der Kinder selbst
nicht zu viel Zeit mit den digitalen Medien zu verbringen. So leben sie einen
gesunden Medienumgang vor und lenken gleichzeitig ihre Aufmerksamkeit auch
bewusster auf die Bedürfnisse der Kinder.“
Smartphones
machen krank
Eine
ganze Reihe von Krankheitssymptomen, die Ärzte in ihren Praxen diagnostizieren,
führen sie auf übermäßigen Medienkonsum zurück. Übergewicht, soziale
Auffälligkeiten, motorische Defizite und Lernentwicklungsstörungen gehören laut
Befragung dazu. 82 Prozent der befragten Ärzte bemerken, dass Kinder in eine
soziale Isolation rutschen, für die sie die Mediennutzung mitverantwortlich
machen. 79 Prozent beobachten in den vergangenen fünf Jahren verstärkt soziale
Auffälligkeiten bei ihren jungen Patienten. Immer mehr Kinder wiegen zu viel,
geben 75 Prozent der Mediziner zu Protokoll.
Zur
Studie
Die
Studie „Smart Aufwachsen 2019?“ wurde im Oktober 2019 im Auftrag der pronova
BKK im Rahmen einer Online-Befragung durchgeführt. Bundesweit wurden 100
niedergelassene Kinderärztinnen und Kinderärzte befragt.
Text:
pronova BKK