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Ministerpräsident Dr. Reiner Haseloff zum 8. Mai 1945

Freitag, den 8. Mai 2020

Wir gedenken heute der Millionen Toten des von Deutschland entfesselten Zweiten Weltkrieges. Wenige Tage sind für die deutsche Geschichte so symbolträchtig wie der 8. Mai 1945. Er ist ein Tag der Erinnerung und des Nachdenkens über unsere Geschichte. In diesem Krieg wurden viele Deutsche auf unterschiedliche Weise zu Tätern, Komplizen und Duldern beispielloser Verbrechen. Am 8. Mai 1945 wurde Deutschland von der nationalsozialistischen Diktatur befreit. Totale Niederlage und Befreiung waren unlöslich miteinander verbunden.

Die Befreiung vom Nationalsozialismus bot die Chance für einen Neubeginn. Auch wenn ein wirklich demokratischer Neuanfang vorerst nur im Westen Deutschlands möglich war. 

Am 8. Mai 1949 wurde über alle Parteigrenzen hinweg das Grundgesetz beschlossen. Es wurde zum wichtigsten Dokument unseres demokratischen Selbstverständnisses und ist unser Bekenntnis zu unveräußerlichen  Menschenrechten als Grundlage jeder menschlichen Gemeinschaft. Auch das ist ein Teil unserer Geschichte – ein guter Teil. Aber was einmal möglich war, bleibt denkbar. Die Moderne ist labil. Die Errungenschaften unserer Zivilisation sind alles andere als unerschütterlich. Sie können leicht zunichte gemacht werden. Wir müssen wachsam bleiben. Auch deshalb ist der 8. Mai als Gedenktag von großer Bedeutung.

Man muss dem Satz „Wer die Geschichte nicht kennt, ist verurteilt, sie zu wiederholen“, nicht zustimmen. Aber richtig ist doch: Zukunft gewinnt man in der Gegenwart auch durch das Wissen um die Vergangenheit. Die Erinnerung an den Zweiten Weltkrieg und die nationalsozialistischen Verbrechen ist zur Aufgabe der Nachgeborenen geworden. Geschichte ist mehr als nur die Summe von persönlicher Erfahrung und persönlichem Erleben. Sie sagt uns auch, was wir nicht mehr sind und nie mehr sein wollen. So erwächst aus der Auseinandersetzung mit der nationalsozialistischen Vergangenheit ein konkreter Auftrag. 

Dabei geht es nicht nur um die Formen der Erinnerung. Es geht auch darum, welche Gesellschaft wir kommenden Generationen hinterlassen. Aus der Geschichte lernen, heißt, es besser machen zu wollen. Das Scheitern der Weimarer Republik gehört nicht nur zur Vorgeschichte der nationalsozialistischen Tyrannei. Die Geschichte Weimars gehört auch – im Guten wie im Schlechten - zur Vorgeschichte der zweiten gesamtdeutschen Demokratie. Dieser Zusammenhänge müssen wir uns immer bewusst sein. Zukunft braucht Erinnerung, und wie wir diese gestalten, liegt hauptsächlich an uns selbst. Der Weg in die Zukunft ist offen. Ihm Richtung und einen Sinn zu geben, bleibt unsere Aufgabe.