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Schule Grundschule pixabay

Magdeburg-News: Vorgriffstunde bringt wenig Entspannung, Ungleichheit wächst – Lippmann (Linke)


veröffentlicht am Samstag, 3. Februar 2024

Magdeburg. Die vor einem Jahr beschlossenen und im April 2023 eingeführte zusätzliche Vorgriffstunde für alle Lehrkräfte hat im laufenden Schuljahr kaum für Entspannung beim Lehrkräftemangel gesorgt. Das geht aus der Antwort der Landesregierung auf eine Kleine Anfrage zu den Grunddaten der jährlichen Unterrichtsstatistik hervor. Mit Ausnahme der Gemeinschaftsschulen hat sich die Unterrichtsversorgung in den anderen Schulformen nur sehr wenig verbessert, weil sich bei weiter steigenden Schülerzahlen (+ 2.040) die Zahl der Lehrkräfte vor der Klasse nicht erhöht hat. Von der versprochenen 100-prozentigen Versorgung kann in den meisten Schulen weiterhin keine Rede sein. Dabei gibt es weiterhin gravierende Unterschiede zwischen den Schulformen und Regionen, die zum Teil noch weiter angewachsen sind. Während in der Stadt Halle mit jetzt 102 Prozent das angestrebte Ziel aus dem Koalitionsvertrag fast erreicht wird, ist die Unterrichtsversorgung im Landkreis Stendal drastisch auf den bisher landesweit schlechtesten Wert gesunken und liegt nun mit 88,7 Prozent mehr als 13 Prozent unter der Versorgung von Halle. Kaum besser sieht es im zweiten Altmarkkreis Salzwedel (90,7 Prozent) und in der Stadt Dessau-Roßlau (91,2 Prozent) aus.

Zu diesen Ergebnissen erklärt der stellvertretende Fraktionsvorsitzende und bildungspolitische Sprecher, Thomas Lippmann: „Der Sinkflug in der Unterrichtsversorgung konnte durch die Vorgriffstunde lediglich vorrübergehend etwas abgefangen werden, er wird sich im nächsten Schuljahr aber voraussichtlich wieder beschleunigt fortsetzen. Die Probleme bei der Gewinnung neuer Lehrkräfte spitzen sich weiter zu, denn nicht einmal mehr die Hälfte aller Neueinstellungen sind ausgebildete Lehrkräfte. Insbesondere an den Sekundar- und Gemeinschaftsschulen setzt sich der Niedergang in der Versorgung mit ausgebildeten Fachlehrkräften ungebremst fort.

Dass trotz Vorgriffstunde nach wie vor nur ein Drittel aller Schulen (258 von 747) mindestens eine 100-prozentige Unterrichtsversorgung erreicht, während weiterhin an 178 Schulen die Unterrichtsversorgung noch nicht einmal 90 Prozent beträgt, ist ein dramatisches Ergebnis des Schulgipfels vom letzten Jahr. An vielen Schulen ist der Stundenplan nur noch ein Torso. Angesichts der Tatsache, dass in den beiden Altmarkkreisen ebenso wie in der Stadt Dessau-Roßlau und im Burgenlandkreis die Unterrichtsversorgung sogar auf den bisherigen Tiefststand gesunken ist, kann man nur von einem Versagen von Ministerin Feußner und Ministerpräsident Haseloff in der Schulpolitik sprechen.

Völlig inakzeptabel bleiben die extremen Unterschiede zwischen den Schulformen und Regionen. Die Ankündigung, stärker als bisher für einen Personalausgleich zu sorgen, war offenbar nur leeres Gerede. Denn die Schere schließt sich nicht, die Abstände werden sogar noch größer. Wenn im Landkreis Stendal und in der Stadt Dessau-Roßlau alle Sekundarschulen zusammen trotz der vielen Lehrkräfte im Seiteneinstieg und der Vorgriffstunden nicht einmal mehr eine Unterrichtsversorgung von 80 Prozent schaffen, dann werden diese Regionen und die Kinder und Jugendlichen massiv benachteiligt und um ihre Zukunft betrogen.

Die Landesregierung und die CDU-Fraktion müssen endlich Konsequenzen ziehen und dieser Entwicklung wirksame Maßnahmen entgegensetzen.“


Text: Fraktion Die Linke im Landtag von Sachsen-Anhalt
Symbolfoto: pixabay