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Stumm Gabriele Organspende

Magdeburg-News: Interview mit Dr. Gabriele Stumm, Leiterin des Infotelefons Organ- und Gewebespende


veröffentlicht am Freitag, 21. Oktober 2022

Soll ich meine Organe und Gewebe spenden? Worauf muss ich achten? Was passiert mit meinem Körper? Rund um das Thema Organ- und Gewebespende gibt es oft Unsicherheit und viele Fragen. Hier kann das Infotelefon der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) weiterhelfen. Ein Interview mit Dr. med. Gabriele Stumm (Foto), die das Infotelefon im Auftrag der BZgA leitet.

Frau Dr. Stumm, können Sie beschreiben, was die Beratung am Infotelefon auszeichnet?

Die Menschen, die beim Infotelefon anrufen, sind in der Regel sehr dankbar für unsere persönliche und ergebnisoffene Beratung zu allen Fragen rund um das Thema Organ- und Gewebespende. Wir unterstützen Ratsuchende dabei, ihre eigene Entscheidung zu treffen. Dafür braucht es Zeit – und die nehmen wir uns. Beim Infotelefon gibt es kein volles Wartezimmer. Im persönlichen Gespräch können wir uns auf die Anrufenden individuell einstellen und erspüren, ob Probleme oder Missverständnisse vorliegen. Wir helfen auch weiter, wenn Menschen persönlich betroffen sind, wenn sie sich um Angehörige sorgen, die ein Organ benötigen, wenn sie selbst auf Wartelisten stehen oder über eine Lebendspende nachdenken oder wenn bei einem Angehörigen auf der Intensivstation möglicherweise der Hirntod eintritt. Neben allgemeinen Informationen vermitteln wir auch hilfreiche Kontakte.

Welches Thema wird am Infotelefon am häufigsten angesprochen?

Am häufigsten hören wir die Frage: „Bin ich zu alt, um Organe zu spenden?“ Und fast immer ist die Überraschung groß, wenn die Menschen hören, dass das Alter an sich kein Ausschlusskriterium für eine Organ- oder Gewebespende ist. Dasselbe gilt für Fragen zu Vorerkrankungen oder regelmäßigen Medikamenteneinnahmen. Im Falle des Falles prüfen die Ärzte genau, in welchem Zustand die Organe sind und ob sie sich noch für eine Spende eignen.

Welche Fragen spielen sonst noch eine Rolle?

Viele Anrufer brauchen konkrete Hilfe beim Ausfüllen des Organspendeausweises. Wir erläutern die unterschiedlichen Möglichkeiten: Sie können zum Beispiel einer Entnahme von Organen und Geweben uneingeschränkt zustimmen oder bestimmte Organe oder Gewebe ausschließen. Was viele nicht wissen: Sie können auch „Nein“ ankreuzen und einer Entnahme von Organen und Geweben widersprechen. In jedem Fall ist es wichtig, dass der persönliche Wille bekannt ist, über den Organspendeausweis und über die Information der Angehörigen.

Ein anderes großes Thema ist der Wunsch, die eigenen Angelegenheiten zu regeln. Ratsuchende fragen zum Organspendeausweis und ihrer Patientenverfügung. Damit sich einzelne Aussagen nicht widersprechen, hilft es, diese zusammen mit fachkundigen Menschen durchzugehen.

Gibt es eine Frage, die Ihnen besonders im Gedächtnis geblieben ist?

Eine Anruferin fragte kürzlich, ob sie sich den Organspendeausweis nicht einfach tätowieren lassen könne. Damit sei gesichert, dass sie ihn immer bei sich habe und niemand lange suchen müsse, wenn es darauf ankommt. Wir haben sie darüber informiert, dass der Ausweis als Tattoo rechtlich nicht gültig ist – sie kann ihn ja nicht persönlich unterschreiben. Das Tattoo könnte allerdings als Hinweis auf den persönlichen Willen gedeutet werden, wenn keine anderen Informationen vorliegen. In jedem Fall ist es besser, die Entscheidung im Organspendeausweis oder in der Patientenverfügung festzuhalten und Angehörige und Freundeskreis die eigene Entscheidung wissen zu lassen.

Sie haben Fragen? Rufen Sie das Infotelefon Organ- und Gewebespende an: Unter 0800 90 40 400 können Sie sich von Fachleuten beraten und bei Ihrer eigenen Entscheidungsfindung unterstützen lassen. Montags bis freitags von 9 bis 18 Uhr und selbstverständlich kostenfrei. Das Infotelefon nimmt auch Bestellungen von Informationsmaterialien entgegen.

Das Infotelefon Organspende erreichen Sie auch per E-Mail unter organspende@bzga.de.

Nicht nur Privatpersonen, sondern auch Arztpraxen, Apotheken, Behörden, Patientenverbände, Krankenkassen und Schulen können sich mit ihren Fragen an das Infotelefon wenden.

Weitere Informationen finden Sie unter: organspende-info.de

Text: Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung
Foto: 4sigma GmbH