header-placeholder


image header
image
Klimawandel02.20f

Gesundheit-News: AOK - Warum die richtige Kommunikation wichtig ist

2. Oktober 2022

(ams). Der Klimawandel mit seinen Hitzewellen, Überschwemmungen, Waldbränden und die dadurch entstehenden gesundheitlichen Gefahren ist bedrohlich. Nicht alle Menschen lassen das jedoch an sich heran, und manchen ist das schlicht zu viel. Doch was kann getan werden, damit Menschen handeln, um das Klima zu schützen? 
Klimapsychologie und Regeln der Klimakommunikation sind der Hebel.

Manche freuen sich über die heißen Sommer: schwimmen gehen, an lauen Abenden Cocktails trinken, luftige Kleidung tragen – da wird schnell zum Spielverderber oder zur Spielverderberin, wer auf die Klimakrise hinweist. "Viele Menschen bagatellisieren oder verdrängen den Klimawandel oder glauben den wissenschaftlichen Aussagen nicht", sagt Dr. Sylvia Böhme, Psychologin und Psychotherapeutin bei der AOK. "Dahinter steckt eine Vielzahl psychologischer Mechanismen angesichts einer abstrakten Situation, die zumindest in unseren Breitengraden lange nicht bedrohlich erschien."

Wie kann man mit Klimaskeptikern diskutieren, ohne Widerstand zu erzeugen? Was hält Menschen von einem klimaschützenden Verhalten ab - oft wider besseres Wissen? Und was motiviert sie zu handeln? Mit diesen Fragen beschäftigt sich die Klimapsychologie, ein noch recht junges Forschungsgebiet.

Fakten und Folgen liegen vor
Fakten und Folgen zum Klimawandel liegen seit den 1970er-Jahren auf dem Tisch: Durch die Treibhausgase wird es immer heißer, die Meeresspiegel steigen, Gletscher und Meereis schmelzen, Tier- und Pflanzenarten sterben aus. Wälder brennen, Hochwasser zerstören ganze Landstriche. Der Weltklimarat warnt vor irreversiblen Folgen, wenn die Erderwärmung nicht auf 1,5 Grad begrenzt wird. Derzeit sind es bereits 1,2 Grad. Trotzdem fahren beispielsweise viele Menschen weiter unnötig oft mit dem Auto, nutzen für innerdeutsche Reisen nicht die Bahn oder fliegen mehrmals im Jahr in den Urlaub. "Uns fällt es schwer, die komplexe Problematik des Klimawandels mit unserem eigenen Verhalten in Verbindung zu bringen", erklärt Nicole Wacker, Gesundheitswissenschaftlerin im AOK-Bundesverband.

Wie Bedrohungen wahrgenommen werden
Der US-amerikanische Psychologe Daniel Gilbert beschreibt in seinem PAIN-Konzept, unter welchen Voraussetzungen eine Bedrohung als solche wahrgenommen wird: Sie muss sich personal (persönlich), abrupt, immoral (unmoralisch) und now (gegenwärtig) zeigen. Doch der Treibhauseffekt ist eine schleichende Bedrohung, nicht abrupt und zudem nicht gegenwärtig genug - es sei denn, man ist direkt betroffen, wie die Menschen im Ahrtal während der Flut im Juli 2021.

Engagement fängt im Kleinen an
Wer sich engagieren will, fängt am besten im Kleinen an. So hat eine Studie, die in dem angesehenen Wissenschaftsjournal PNAS erschienen ist, Gespräche im Freundes- und Familienkreis als einfachstes Mittel gegen den Klimawandel ausgemacht. „Indem Menschen mit anderen vertrauten Menschen über den Klimawandel sprechen, lernen sie mehr Klimafakten kennen, beschäftigen sich intensiver mit dem Thema und sind eher motiviert zu handeln“, beschreibt Psychologin Böhme den Effekt. "Nebenbei helfen wir damit, das Thema stärker ins öffentliche Bewusstsein zu rücken." Zusätzlich unterstützend ist Solidarität. "Wenn wir uns nämlich mit anderen Menschen solidarisieren, erleben wir ein Gemeinschaftsgefühl und eine tiefe Befriedigung", sagt Wacker.

Neben dem Bewusstsein für das Problem braucht Verhaltensänderung auch Selbstwirksamkeit und Zuversicht. Selbstwirksamkeit entsteht unter anderem durch selbst oder stellvertretend gemachte positive Erfahrungen. In der Psychologie wird damit das Vertrauen in sich selbst bezeichnet, etwas bewirken zu können. "Für Zuversicht brauchen die Menschen neben dem Faktenwissen auch positives Handlungswissen, also Antworten auf die Frage: Wie kann ich mich konkret engagieren?", so Wacker weiter. Handeln kann zum Beispiel bedeuten, sich einer Klimabewegung anzuschließen, aber auch das eigene Konsumverhalten und den Umgang mit Ressourcen zu ändern, um gesünder und nachhaltiger zu leben.

Reden, aber richtig
Gute Rahmenbedingungen schaffen: Es sollte genug Zeit und Ruhe vorhanden sein.
Zuhören: Man sollte versuchen, die Gründe des anderen zu verstehen.
Fragen stellen: Das kann ein guter Einstieg sein, um miteinander ins Gespräch zu kommen.
Bei sich selbst bleiben: eigene Geschichten und Anekdoten erzählen. Fakten aufzählen ermüdet andere nur.
Gemeinsamkeiten finden: Trotz gegenteiliger Meinungen kann es gemeinsame Werte oder Ziele geben. Beispielsweise eine sichere Zukunft für unsere Kinder schaffen.
Falschinformationen keinen Raum geben: Fake News möglichst nicht aussprechen. Wenn man Gerüchte erwähnt, deutlich voranstellen, dass es sich bei dem Folgenden um eine falsche Information handelt, und sofort eine alternative Erklärung bereithalten.

Von sich selbst berichten
Damit Debatten mit Klimaskeptikerinnen und Klimaskeptikern nicht in bösen Auseinandersetzungen enden, ist es besser, von sich selbst zu berichten, als Fakten aufzuzählen. "Erzählen Sie von persönlichen Beweggründen und Erlebnissen sowie kleinen Verhaltensänderungen, damit der Klimawandel und persönliche Maßnahmen greifbar und gegenwärtig werden", erklärt Böhme. Wenn man von Fakten berichtet, sollte man sich auf zwei, drei Hauptaussagen konzentrieren. Zielführender ist es auch hier, Handlungswissen zu vermitteln: Welches Verhalten hat welche Konsequenzen - positiv wie negativ. Und ganz wichtig: Mythen möglichst nicht wiederholen, sondern gleich mit den korrekten Fakten beginnen.

Kostenloses Handbuch zur Klimakommunikation: https://klimakommunikation.klimafakten.de/

Text / Foto: AOK Bundesverband