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Savings 30.11.

Einen Kredit während der Inflation aufnehmen – die Vor- und Nachteile


veröffentlicht am 30. November 2023

 Steigen die Lebenshaltungskosten während einer Inflation, müssen viele private Haushalte lästige Sparmaßnahmen ergreifen. Als Inflation bezeichnet man landläufig einen Zustand, währenddessen das Geld an Wert verliert. Infolgedessen steigen die Preise für Lebensmittel, Sprit oder Energie zum Heizen.
Mit einem 6000 Euro Kredit kann man sich aber jederzeit über Wasser halten, ohne zu große Einbußen im gewohnten Lebensalltag hinnehmen zu müssen. Welche Vorteile Kreditnehmer haben und was für Nachteile für ein neu aufgenommenes Darlehen lauern können, erfahren Sie nun kurz und übersichtlich.

Inflation und ihre Folgen: Was bedeutet das überhaupt?
Von einer Inflation spricht man, wenn das Monatseinkommen trotz gleicher Höhe plötzlich weniger wert ist. In inflationären Zeiten steigen zugleich die Kosten für Dienstleistungen oder Produkte, sodass allgemein im Bevölkerungsdurchschnitt eine geringe Kaufkraft vorhanden ist. Das liegt daran, dass Händler steigende Kosten für Energie oder sonstige laufende Kosten auf ihr Angebot umlegen, um wirtschaftlich handlungsfähig bleiben zu können. 
Kommt es zu einer Inflation, kann die Zentralbank mehr Geld in Umlauf bringen, um die Risiken für die Bevölkerung abzufedern, wie es in den letzten Wochen oft in den Nachrichten berichtet wurde. Nicht selten werden Kredite aufgenommen, um den Fortbestand einer Firma während der Inflation zu sichern oder sich privat noch das Auto, die Handyverträge der Familie oder aber auch schlichtweg die Heizkosten für den Winter leisten zu können.

So wirkt sich eine Inflation auf private Haushalte aus 
Nicht jeder Haushalt ist gleichermaßen von den Auswirkungen einer Inflation betroffen. Wer sein Auto nicht aus beruflichen Gründen benötigt, kann dieses zum Beispiel verkaufen. So lässt sich die Aufnahme eines Kredits umgehen, der immer mit bestimmten Nebenkosten verbunden ist. Zu diesem drastischen Schritt muss man mancherorts nicht greifen, wenn die lokale Infrastruktur so gut ausgebaut ist, dass man anstatt mit dem Fahrrad im Dauerregen auch gut mit dem ÖPNV fahren kann. Familien im eigenen Haus oder in der frisch bezogenen Eigentumswohnung suchen aber nicht nur nach innovativen Sparmöglichkeiten, sondern sichern ihre private Existenz gerne mit einem Darlehen.

Das bewirkt die Inflation für bestehende Kredite 
Ein aufgenommenes Darlehen wird umso teurer, je länger die Laufzeit sich gestaltet. Wer bereits vor einer Wirtschaftskrise einen Kredit aufgenommen hat, kann jedoch von dem Wertverlust des Geldes profitieren. Auf die Gesamtkreditsumme wirken sich inflationäre Zustände in einem Land zwar nicht aus, dafür kann aber der Finanzierungsbetrag jedes Jahr um wenige Prozentpunkte sinken. Die vertraglich vereinbarte Laufzeit einer Finanzierung ist nicht betroffen. Vielmehr kommt es langfristig gesehen während einer Inflation häufig zu einer Erhöhung des Monatsgehalts. 
Kurzum kann man diesbezüglich also feststellen: Während einer Inflation wird alles teurer, nur eben das bereits aufgenommene Darlehen nicht. So gesehen profitieren also alle Kreditnehmer von inflationären Zeiten. Der Wertverlust des Geldes wirkt sich vor allem bei Immobilienkrediten günstig aus, da es hier nicht selten um sechs- bis siebenstellige Darlehenssummen geht. Bei einem Kredit in vierstelliger Höhe fallen die positiven Auswirkungen für den Kreditnehmer entsprechend geringer aus, sind aber dennoch ebenso messbar. Man kann im Durchschnitt von einer Ersparnis von rund zwei Prozent ausgehen.
So verändern sich die Zinsen während einer Inflation 
Objektiv betrachtet besteht aus finanzwirtschaftlicher Sicht kein direkter Zusammenhang zwischen der Zinsentwicklung und einer regionalen oder globalen Inflation. Sind die Zinsen niedrig, wie in Deutschland seit vielen Jahren für den Hausbau, nehmen mehr private Haushalte einen Kredit auf. Je nach Vertragsgestaltung kann man sich Niedrigzinsen für einen langen Zeitraum sichern, sodass man auch bei einem anhaltenden Wertverlust vor dessen negativen Auswirkungen geschützt ist. Nehmen viele Menschen ein Darlehen auf, weil die Zinsen sich gerade in den negativen Bereich entwickeln, kann dies jedoch die Inflation innerhalb eines Landes fördern.

Die Rolle der EZB während inflationären Zeiten innerhalb Europas
Eines der Ziele der für Deutschland zuständigen Europäischen Zentralbank (EZB) ist es, die Bevölkerung vor den teils gravierenden Auswirkungen einer Inflation zu schützen. Sie regelt den Geldverkehr und bestimmt, wie viel Geld sich im Umlauf befindet. Steigt die Inflation messbar, kann die EZB den Leitzins erhöhen, um die Folgen einzudämmen. Wird der Leitzins erhöht, steigt auch der EURIBOR signifikant an. 
Dabei handelt es sich um den durchschnittlichen Leitzins, der durch Anleihen von 32 europäischen Kreditinstituten untereinander gewährt wird. Das Zinsniveau wird jeden Tag neu berechnet, sodass zügig auf Veränderungen in inflationären Zeiten reagiert werden kann. Für Kreditnehmer ist wichtig zu wissen, dass ein hoher EURIBOR sich immer auch auf die effektive Zinsentwicklung auswirkt, die man als Darlehensnehmer begleichen muss.

Lohnt es sich, während einer Inflation einen Kredit aufzunehmen? 
Vor allem dann, wenn ein Darlehen zur Anschaffung von Konsumgütern aufgenommen wird, können sich die positiven Effekte einer Kreditaufnahme bemerkbar machen. * Während einer Inflation verringert sich der Gesamtwert, den man für das Darlehen entrichten muss, es werden aber immer Zinsen fällig. Zu Zeiten von Inflation steigen Konsumgüter erfahrungsgemäß nicht an Wert, sie verhalten sich also anders als Rohstoffe wie Gold oder auch der Wert einer Immobilie. 
Ob sich die Kreditaufnahme während einer Inflation lohnt, richtet sich also danach, ob für die Zukunft eine Wertentwicklung für den physischen Gegenwert zu erwarten ist. Schafft ein Darlehensnehmer eine Ware beziehungsweise ein physisches Gut an, das zu den günstigeren Bedingungen während inflationärer Zeiten erworben wurde, kann er von den Auswirkungen nachhaltig profitieren. Eine Immobilie gewinnt an Wert, andere Konsumgüter bleiben wertstabil, während das Geld an sich in Zeiten der Inflation immer weiter an Wert verlieren kann. 

Ob eine Kreditaufnahme günstig ist, richtet sich immer auch nach dem Verwendungszweck 
Nicht jede größere Anschaffung kann durch das Ansparen von Geldwerten realisiert werden. Gerade in Zeiten von allgemeiner Geldentwertung ist es schwierig, für kurzfristig benötigte Waren Geld anzusparen. Man kann während einer Inflation kaum abschätzen, in welchem Ausmaß sich der Wertverlust des Geldes in den kommenden Monaten oder gar Jahren auswirken wird. Ein hochwertiges Elektrogerät, das eben noch 4.000 Euro kostet, kann nach einigen Monaten des Geld-Sparens durchaus teurer im Fachhandel verkauft werden. 
Von daher raten viele Finanzexperten durchaus davon ab, während inflationärer Zustände Bargeld sparen zu wollen. Sichert man sich den aktuell günstigeren Einkaufspreis des Fachhandels, ist man nicht auf die Entwicklungen in der Zukunft angewiesen. Ein Darlehen für Konsumenten kann dabei überaus nützlich sein, um auch während einer Inflation mobil zu bleiben, an einem funktionalen Laptop zu arbeiten oder ähnliche Konsumgüter anzuschaffen. 
Ob eine Kreditaufnahme während einer Inflation sinnvoll ist, kann also nicht pauschal für jeden Kreditnehmer beantwortet werden. Hochwertige Anschaffungen mit voraussichtlichem Wertzuwachs in der Zukunft lohnen sich in der Finanzierung. Die Reise an den Palmenstrand im fernen Ausland kann aber vielleicht doch lieber warten, bis sich die Preisentwicklung wieder beruhigt hat.


Text / Foto: Nagel / https://unsplash.com/de/fotos/0ITvgXAU5Oo