20. März 2019
Bluthochdruck ist in Deutschland weit verbreitet und kann
zu Krankheiten wie Schlaganfall, Herz- oder Niereninsuffizienz führen. „Noch
immer sind Herz-Kreislauf-Erkrankungen die Todesursache Nummer eins“, sagte
Prof. Dr. med. Martin Middeke vom Hypertoniezentrum München beim pharmacon, dem
internationalen Fortbildungskongress der Bundesapothekerkammer. „Deshalb ist es
wichtig, dass jeder seine Werte kennt und einen erhöhten Blutdruck behandeln
lässt.“
Eine einzelne Blutdruckmessung hat für den Internisten
nur einen geringen Wert – weder in der Arztpraxis noch in der Apotheke. Bekannt
ist zum Beispiel, dass in Arztpraxen zu hohe Werte gemessen werden
(„Weißkitteleffekt“). Andererseits kann gerade bei Männern im mittleren Alter
der Blutdruck während der Arbeitszeit erhöht sein, aber in der Arztpraxis
normal sein. Das bezeichnet man als maskierte Hypertonie. Dieses Phänomen ist mit
einem hohen Risiko verbunden.
Middeke empfiehlt für eine Messung folgendes Vorgehen:
Zunächst soll der Patient zur Ruhe kommen, und zwar körperlich, geistig und
seelisch. Dann wird das erste Mal der Blutdruck gemessen. Ist der Wert erhöht,
sollte eine zweite oder auch eine dritte Messung nach ein bis zwei Minuten und
Entspannung erfolgen. Die einfachste und wirkungsvollste Form der Entspannung
ist die sog. Tiefenatmung: durch die Nase tief und langsam ein- und durch den
Mund tief und langsam ausatmen. Dadurch sinkt ein erhöhter Blutdruck rasch auf
natürliche Weise.
Ein Bluthochdruck liegt vor, wenn die Blutdruckwerte bei
140 zu 90 oder höher liegen; bei Menschen ab 80 Jahren über 160 zu 90.
Blutdruckwerte darunter werden – bis auf wenige Ausnahmen für Menschen mit
Begleiterkrankungen – nicht medikamentös behandelt.
Optimalerweise liegt der Blutdruck unter 120 zu 80.
Middeke: „Das heißt aber nicht, dass der Blutdruck durch Arzneimittel so tief
gesenkt werden muss. Im Gegenteil, das wäre für viele Patienten nicht gesund.
Eine Senkung unter 140 zu 90 reicht oft aus. Gerade bei Patienten zwischen 65
und 80 Jahren hat der Arzt bei den Therapiezielen einen großen
Ermessensspielraum.“
Sind Arzneimittel notwendig, empfiehlt Middeke die
Einnahme am frühen Morgen. „Am besten morgens auf der Bettkante die
Blutdrucksenker schlucken, nicht erst zum Frühstück. Denn je früher das
Arzneimittel eingenommen wird, desto eher kann es wirken. Bei einer abendlichen
Einnahme wird der Blutdruck in der Nacht teilweise zu stark abgesenkt, und dann
reagiert der Körper mit einer ungewollten Gegensteuerung.“ Die abendliche
Einnahme ist nur notwendig, wenn der Blutdruck im Schlaf (!) nicht absinkt –
gemessen mittels ambulanter Langzeitmessung.
Quelle -
Text und Foto: Die ABDA – Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände
e. V.