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Pflege   Pixabay

TV-Tipp-News: „IchDuWir - Wer pflegt wen?“ ab 20:15 Uhr auf 3sat


Veröffentlicht am 20. September 2023

Wir alle sind in unserem Leben auf Zuwendung und Versorgung durch andere angewiesen. Aber Sorgearbeit in Deutschland ist von gravierender sozialer Ungerechtigkeit geprägt.

Wer diese Arbeit ausübt, ist meist weiblich, oft schlecht oder gar nicht bezahlt, in Teilzeit oder ehrenamtlich tätig und einem hohen Armutsrisiko ausgesetzt. Und trotz der existenziellen Bedeutung von Sorgearbeit erfährt die pflegende Person wenig Wertschätzung.

Der Dokumentarfilm "IchDuWir - Wer pflegt wen?" von Susanne Binninger thematisiert diese enorme Schieflage anhand von fünf bewegenden Geschichten und macht damit auch auf eines der großen gesellschaftlichen Probleme der Zukunft aufmerksam: Wie soll der steigende Bedarf an Pflegekräften gedeckt werden, wenn wir dieser Arbeit nicht den ihr angemessenen Wert zuerkennen? Damit verbunden sind die Fragen: Warum wird Sorgearbeit in unserer Gesellschaft immer noch überwiegend an Frauen delegiert? Welche Aufgaben schreiben wir dem Staat zu, welche uns selbst? Was definieren wir als menschenwürdige Pflege? Und wie sollte sie zukünftig organisiert und bezahlt werden?

Die sogenannten Sorgeberufe umfassen soziale Arbeit, haushaltsnahe Dienstleistungen, Gesundheits- und Erziehungsberufe. Hinzu kommen privat geleistete Hausarbeit, Fürsorge wie Kindererziehung und die Pflege von Angehörigen. Zusammengenommen ergibt das den Sektor Sorgeabeit (Care-Arbeit). Er ist in Deutschland wie fast überall auf der Welt ein für das Funktionieren von Gesellschaften extrem wichtiger Faktor.

Während der Coronapandemie wurde die mangelnde Wertschätzung für Pflegende vor allem im professionellen Gesundheits- und Pflegebereich überdeutlich, und wieder wurden in der öffentlichen Wahrnehmung diejenigen übersehen, die zu Hause unbezahlte Arbeit leisten, indem sie Kinder aufziehen und Angehörige pflegen.

"IchDuWir - Wer pflegt wen?" zeigt eindringlich die Leistung von Menschen, die Sorgearbeit verrichten, im Beruf wie auch im privaten Umfeld. Was sie tun, tun sie für andere. Sie leisten enorm viel, aber oft im Verborgenen.

Linda, eine alleinerziehende Mutter, kümmert sich um vier Kinder, eines davon hat das Down-Syndrom. Sie spürt den gesellschaftlichen Druck, einer Lohnarbeit nachgehen zu müssen, schafft das aber nicht und fühlt sich wertlos.

Victoria aus Brasilien und Cholpon aus Kirgisistan haben ihre Heimatländer verlassen, um sich in Deutschland zur Pflegefachfrau ausbilden zu lassen. Sie absolvieren ersten Praxiseinsätze im Krankenhaus und in einem Pflegeheim, vermissen ihre Familien und fragen sich, wer sich um ihre eigenen Angehörigen kümmern wird und wo eigentlich die Familien der Menschen sind, die sie betreuen?

Konny pflegt seit 28 Jahren ihren Mann, der an Multipler Sklerose erkrankt ist. Sie hat dafür ihren Job aufgegeben. Nun kämpft sie für die Rechte von pflegenden Angehörigen, "dem größten Pflegedienst Deutschlands".

Angesichts der Anforderungen und Defizite im Pflegebereich sind junge Pflegekräfte wie Valentin und Celina zu Aktivistinnen geworden und auf die Straße gegangen. Sie protestieren für bessere Arbeitsbedingungen. Wenn sich nichts ändert, werden sie ihren Beruf verlassen - wie so viele. Sie kritisieren die systemischen Mängel wie den hohen Arbeitsdruck im Gesundheitswesen, resultierend aus Rationalisierungsbestrebungen und Profitorientierung.

Text / Foto: programm.ard.de / Pixabay