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Der Fürstenwall in Magdeburg - Teil 1

Sonntag, den 1. März 2020

Von Doris Richter

Seit Jahrhunderten ein beliebter Aufenthaltsort zwischen dem Dom und der Elbe ist der Fürstenwall, dessen Entstehung auf den Fürsten Leopold von Anhalt-Dessau (1646 – 1747), Gouverneur der Festung Magdeburg, zurückgeht. 

Im Zuge des Ausbaus zur größten preußischen Festung Magdeburg sollte am Rande der Festung auch ein ziviler Ort entstehen. Durch eine Auffüllung zwischen den Stadtmauern entstand ein Wall, der durch eine Lindenallee gekrönt wurde. So entstand um 1725 Deutschlands erste Promeniermeile, wo auch Frauen mit langen Kleidern und großen Hüten flanieren konnten.

Heute beginnt der Fürstenwall hinter dem Dom an den Resten der Bastion Cleve mit einem speziellen Ort für die Ottonischen Frauen. An diesem „Frauenort“ wurden für jede Frau landestypische Bäume ihrer Herkunftsländer gepflanzt – für Editha eine Traubeneiche aus England, für Adelheid eine Marone aus dem Mittelmeerraum und für Theophanu ein Baumhasel aus Vorderasien.

Am Tatarenturm (Durchgang zum Remtergang) vorbei, geht es in die Allee. Linkerhand erhebt sich ein Haus im Stil eines florentinischen Palazzos. Dieses um 1850 errichtete Gebäude (soll früher eine Augenklinik gewesen sein) beherbergt heute die schöne Gaststätte „Hoflieferant“. Unmittelbar danach hat man einen schönen Blick auf die „Möllenvogtei“ (ein Vogt hatte hier einst eine Mühle). Außerdem befand sich hier der allererste Garten Magdeburgs. Auf der linken Seite kann man das älteste erhaltene Stadttor, die zum Domplatz führende „Ausfahrt an der Möllenvogtei“ erkennen. 

Schaut man nach Rechts, fällt der Blick auf den östlichen Chor der ehemaligen Sankt-Gangolfi-Kapelle, die auch „Kaldaunenkapelle“ genannt wurde. Wenn ein Domherr gestorben war, wurde er mit einer Prozession zur Bestattung in den Dom gebracht. Vorher wurden aber im 14. und 15. Jahrhundert das Herz und die Innereien (Kaldaunen) entfernt und getrennt bestattet, und zwar in der Sankt-Gangolfi-Kapelle. So umging man sicher unangenehmen Verwesungsgeruch im Dom. Heute befinden sich in den Gebäuden Ministerien des Landes Sachsen-Anhalt, die von der Domplatzseite betreten werden können und nicht öffentlich sind.

Als Stadtführerin weiß Doris Richter viel Wissenswertes über unsere Stadt zu erzählen. In magdeburger-news.de erläutert sie Namen und Themen, bei denen nicht nur Touristen Neues erfahren, sondern sicher auch eingefleischte Magdeburger.


Titelfoto: Der Magdeburger Fürstenwall – die Magdeburger Flaniermeile um 1900 (Postkarte)