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Stefan Gebhardt 2122

Schließung und Privatisierung von Schwimmbädern stoppen, Mangel an Sportlehrkräften überwinden

Stefan Gebhardt, Parlamentarischer Geschäftsführer der Fraktion DIE 
LINKE im Landtag, hat sich nach Bekanntwerden einer Studie der Deutschen 
Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) zur Schwimmfähigkeit der Bevölkerung 
mit einer Kleinen Anfrage an die Landesregierung  gewandt, die die 
Situation in Sachsen-Anhalt hinsichtlich der Schwimmkompetenzen, der zur 
Verfügung stehenden Schwimmbäder und zum Schwimmunterricht genauer 
ausleuchten sollte. Zur Antwort der Landesregierung (siehe Anhang) 
erklären Monika Hohmann, kinder-, familien- und seniorenpolitische 
Sprecherin der Fraktion DIE LINKE, und Stefan Gebhardt (Foto):

Fast jedes 10. Kind in Sachsen-Anhalt kann nach dem Besuch der 
Grundschule noch nicht schwimmen. 75% der Schülerinnen und Schüler 
erlangen nach Auskunft der Landesregierung das Jugendschwimmabzeichen in 
Bronze, Silber oder Gold, weitere 17% erfüllen die Kriterien 
„Seepferdchen plus 100m Schwimmen“.

Die Werte liegen zwar deutlich über dem Bundesdurchschnitt aber auch die 
10% Nichtschwimmer geben uns Anlass zur Sorge.
Mit dem Schwimmunterricht ist nämlich nicht alles zum Besten bestellt.

Der eklatante Mangel an Lehrkräften, den die Fraktion DIE LINKE seit 
langem kritisiert und entsprechende Vorschläge auf den Tisch gelegt hat, 
schlägt auch beim Sport- und Schwimmunterricht in den Schulen durch. Es 
kann nicht sein, dass sich die Landesregierung damit zufrieden gibt, 
dass vom Landesschulamt keine Statistik dazu geführt wird, wie viel 
Sport- und Schwimmunterricht tatsächlich ausfällt. Die Fraktion DIE 
LINKE dringt nachdrücklich auf eine Verbesserung der Situation bei den 
Sport- und Schwimmlehrkräften. Es muss zudem gelingen, adäquate Formen 
und Angebote zu finden, um geflüchteten Kindern und Jugendlichen 
Möglichkeiten zu geben, das Schwimmen zu erlernen.

Hinzu kommt, dass es gerade in den Landkreisen zum Teil sehr schwer ist, 
einen ordentlichen Schwimmunterricht zu organisieren. Selbst nach der 
vollständigen Übersicht in der Antwort wurden seit den neunziger Jahren 
67 kommunale Schwimmbäder geschlossen und 37 privatisiert, dem stehen 
lediglich 27 Neu-Errichtungen gegenüber. Über 100.000 Quadratmeter 
gingen allein durch Schließung für die Schwimmausbildung verloren, durch 
Neueröffnung wurden dagegen nur gut 13.000 Quadratmeter für das 
Schwimmen-Lernen neu geschaffen.

Die Fahrzeiten zu den Schwimmbädern sind demzufolge oft hoch, weitere 
Kosten kommen für die Kommunen hinzu. Darunter leidet nicht selten der 
Schwimmunterricht oder muss auf Blockangebote konzentriert werden, was 
nach Meinung von Fachleuten eine sichere Kompetenzausprägung erschwert.

Die Fraktion DIE LINKE fordert, hier gegenzusteuern. Schwimmbäder 
gehören in öffentliche Hand. Die Eintrittspreise müssen erschwinglich 
bleiben und dürfen nicht wirtschaftlichen Interessen und 
Vermarktungsideen privater Anbieter untergeordnet werden. Weitere 
Privatisierungen oder Schließungen von Schwimmbädern müssen verhindert 
werden. Wo durch Privatisierungen das Angebot eingeschränkt ist, die 
Möglichkeiten zum Schwimmen-Lernen wegfallen oder die Preise so steigen, 
dass ganze Gruppen der Bevölkerung ausgegrenzt sind, sollten die 
Gemeinden ernsthaft über eine Rekommunalisierung nachdenken. Auch die 
Landesregierung sehen wir in der Pflicht, die Kommunen besser zu 
unterstützen, um auf diesem wichtigen Gebiet handlungsfähig zu werden.“


Magdeburg, 1. August 2017