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Traditioneller ökumenischer Empfang der Kirchen in Sachsen-Anhalt

Magdeburg, den 24. Mai 2018

Von Freiheit und Bildung - Gabe und Aufgabe zugleich

Bei strahlendem Sonnenschein trafen sich Vertreter aus Politik, Gesellschaft und Kirchen zum traditionellen Ökumenischen Empfang der Kirchen in Sachsen-Anhalt.  Mit seinem launischen Grußwort zeigte sich Ministerpräsident Dr. Reiner Haseloff dankbar, dass es diese Form des Gesprächskontaktes gibt und er lobte die gute Zusammenarbeit zwischen Kirche und Staat. „Der Dialog, das gemeinsame Nachdenken über wichtige Fragen und das Ringen für eine gute Zukunft gehört zur politischen Kultur unseres Landes. Das Verhältnis der Kirchen zu Landtag und Landesregierung ist ein wichtiger Teil dieser Kultur“, betonte der Ministerpräsident.

Da Landesbischöfin Ilse Junkermann, wie zahlreiche andere Gäste, durch einen Stau Verspätung hatte, begrüßte der Kirchenpräsident der Evangelischen Landeskirche in Anhalt, Joachim Liebig, die Gäste im Norbertusgymnasium in Magdeburg. Der Veranstaltungsort war in diesem Jahr bewusst gewählt, gleichsam als Resonanzraum nach den vielen Monaten gemeinsamen Ringens um die Behandlung der Schulen in freier Trägerschaft . Ausdrücklich bekannte sich der Ministerpräsident zu den Schulen in freier Trägerschaft. „Sie leisten einen unverzichtbaren Beitrag für die Pluralität und Leistungsfähigkeit unseres Bildungssystems“, so Haseloff.

„Zu Liebhabern der Freiheit erziehen … Bildung als Befähigung zur Eigenverantwortung“ hielt dann der katholische Moraltheologe Prof. Dr. Eberhard Schockenhoff, der gern auch mal Politik und Gesellschaft in ihre ethischen Schranken weist, einen Festvortrag. Darin hat er die Ermutigung zur Freiheit als christliches Bildungsziel hervorgehoben. Die besondere Chance und Aufgabe des christlichen Glaubens liege darin, "dass er auch angesichts übergroßer Herausforderungen und Zukunftsprobleme Hoffnung vermittelt", sagte Schockenhoff zum Thema "Bildung als Befähigung zur Eigenverantwortung".

Der Freiburger Moraltheologe betonte zugleich, dass eine solche Hoffnung "nicht als problemvergessener Optimismus, sondern als Mut verstanden werden muss, sich den tatsächlichen Problemen rechtzeitig und dauerhaft zu stellen". In diesem Zusammenhang plädierte der Theologe für ein Bildungskonzept in "Verbindung von Wissen und Gewissen, von sachlich-funktionaler Ausbildung und menschlich-personaler Bildung". Eine reine Wissensvermittlung ohne emotionale Prägung bliebe erfolglos.

Darüber hinaus forderte er: "Bildung muss Spaß machen!" Gleichzeitig fungiere Bildung als Trainingseinheit für die Freiheit, die er als großartigen Muskel umschrieb, der immer wieder trainiert werde müsse. Als weitere Trainingsfelder für die Freiheit nannte er Konsumsouveränität und die Kompetenz zur selbstbestimmten Mediennutzung.

Als Gastgeber dankte Bischof Dr. Gerhard Feige dem Theologen Schockenhoff für seine differenzierten und anregenden Ausführungen zur Freiheit als einem Bildungsziel, das die Einzelnen zur Eigenverantwortung befähigt.  „Beiden Begriffen –  dem der Freiheit und dem der Bildung – liegt eine längere geschichtliche Entwicklung zugrunde. Sie hat dahin geführt, dass das Lebensgefühl heutiger Menschen durch die Freiheit geprägt ist. In Freiheit zu leben – seinem Gewissen folgen, politische und individuelle Rechte wahrnehmen und seine Meinung sagen zu können –, ist aber nicht unbedingt einfach; viele sind davon überfordert. 

Dauernd – sowohl in Fragen der Lebensgestaltung als auch im Umgang mit Konsumgütern – entscheiden zu müssen, kann belastend sein.  Freiheit“, so Bischof Feige weiter, „fordert mich heraus und strengt an, ist Gabe und Aufgabe zugleich.  Insofern gehört zur Bildung aus der Sicht des christlichen Glaubens immer beides: die individuelle und die soziale Dimension.“Der Bischof dankte auch Ministerpräsident Haseloff und allen Beteiligten die dazu beigetragen haben, die aktuellen Herausforderungen um eine verbesserte Behandlung der Schulen in freier Trägerschaft im Rahmen der Schulgesetznovelle  zu meistern. Ich danke den Verantwortlichen aus dem Raum der Politik, der Elternschaft, der Schulleitungen und Lehrerschaft und der freien Schulträger. Das nun erzielte Ergebnis zeigt zweierlei: Zum einen ist es ein ganz wichtiger und notwendiger erster Schritt zu einer stabilen, angemessenen und einvernehmlichen Behandlung der Schulen in freier Trägerschaft durch das Land Sachsen-Anhalt. Zum anderen ist es aber auch ein deutlicher und guter Nachweis, dass in unserem Land Politik und Sachentscheidung auf der Grundlage unserer freiheitlich-demokratischen Rechtsordnung funktionieren und im Dienste unserer Gesellschaft stehen. 


Foto/Bistum MD