Zum morgen beginnenden Start ins neue Schuljahr, zu dem es erstmalig
durch den zuständigen Minister keine Stellungnahme zu den wesentlichen
statistischen Kerndaten und den pädagogischen Schwerpunkten für die
Arbeit in den Schulen und den Schulbehörden gibt, erklärt der
bildungspolitische Sprecher der Fraktion DIE LINKE, Thomas Lippmann:
„Die Vorbereitung eines neuen Schuljahres und der Start nach den
verdienten Sommerferien ruft immer ein größeres öffentliches Interesse
hervor. Und so ist es eine lange und gute Tradition, dass der zuständige
Minister in der Vorwoche in einer Pressekonferenz darlegt, wie die sich
Bedingungen für die Aufnahme des Schulbetriebes entwickelt haben und
welche Neuerungen bzw. Schwerpunkte es für die Arbeit in den Schulen gibt.
Nicht so in diesem Jahr. Minister Tullner verantwortet den schlechtesten
Start in ein neues Schuljahr - und hofft, damit durchzukommen, indem er
den Eltern und der Öffentlichkeit die Fakten verschweigt. In der ganzen
Reihe seiner Fehlentscheidungen und unterlassenen Maßnahmen ist das
erneute Scheitern bei der vollständigen und rechtzeitigen Besetzung von
ausgeschriebenen Lehrerstellen der bisher letzte Akt in einem einzigen
Trauerspiel.
Statt angesichts der prekären Lage an den Schulen zumindest den
ernsthaften Versuch zu unternehmen, die Möglichkeiten des Haushaltes
durch die Ausschreibung von mindestens 500 Stellen auszuschöpfen und
durch eine durchgreifende Änderung der Ausschreibungs- und
Einstellungspraxis dann auch geeignete Bewerber ab dem ersten Schultag
in die Klassenzimmer zu bringen, wurden nur 370 Stellen ausgeschrieben
und das dann auch noch so, dass davon 100 Stellen nicht besetzt werden
konnten. Gleichzeitig wurden erneut mehr als 100 Bewerber abgewiesen,
obwohl sie eine vollständige Lehrerausbildung hatten oder schon als
Sprachlehrkräfte erfolgreich in den Schulen gearbeitet haben, weil sie
auf die Ausschreibung nicht „gepasst“ haben. Dies geht aus der Antwort
der Landesregierung auf eine Kleine Anfrage hervor.
Statt auf ausgebildete Lehrkräfte zurückgreifen zu können, müssen die
Schulen darauf hoffen, dass immer mehr Seiteneinsteiger ohne
pädagogische und didaktische Ausbildung (von 60 Einstellungsangeboten
kamen 37 Einstellungen zustande) und ab diesem Schuljahr auch die Lehrer
im Vorbereitungsdienst ohne Unterrichtserfahrung mit den ihnen
übertragenen Unterrichtsaufgaben klarkommen. Man kann den Schulen nur
wünschen, dass dies möglichst oft der Fall sein wird – ein Erfolgsrezept
ist dies aber nicht und wachsende Probleme sind hier in jedem Fall zu
erwarten. Stellt sich der Erfolg nicht ein, sind die Schulen ohne
Alternative zum Ausfall des Unterrichts.
Die Fraktion fordert von der Landesregierung, über eine sofortige offene
Ausschreibung dafür Sorge zu tragen, dass spätestens bis zu den
Oktoberferien alle Stellenoptionen, die der aktuelle Haushalt bietet,
durch weitere Neueinstellungen ausgeschöpft werden und sich die
Situation an den Schulen zumindest teilweise entspannen kann. Außerdem
fordert sie den Bildungsminister auf, unverzüglich die üblichen Daten
zur Situation an den Schulen zum Schuljahresbeginn dem Parlament und der
Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen.
Magdeburg, 9. August 2017