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ThomasLippmann 0185 Presse A5

Magdeburg / ST: Fehlstart ins neue Schuljahr - Minister verschweigt die Fakten

Zum morgen beginnenden Start ins neue Schuljahr, zu dem es erstmalig 
durch den zuständigen Minister keine Stellungnahme zu den wesentlichen 
statistischen Kerndaten und den pädagogischen Schwerpunkten für die 
Arbeit in den Schulen und den Schulbehörden gibt, erklärt der 
bildungspolitische Sprecher der Fraktion DIE LINKE, Thomas Lippmann:


„Die Vorbereitung eines neuen Schuljahres und der Start nach den 
verdienten Sommerferien ruft immer ein größeres öffentliches Interesse 
hervor. Und so ist es eine lange und gute Tradition, dass der zuständige 
Minister in der Vorwoche in einer Pressekonferenz darlegt, wie die sich 
Bedingungen für die Aufnahme des Schulbetriebes entwickelt haben und 
welche Neuerungen bzw. Schwerpunkte es für die Arbeit in den Schulen gibt.

Nicht so in diesem Jahr. Minister Tullner verantwortet den schlechtesten 
Start in ein neues Schuljahr - und hofft, damit durchzukommen, indem er 
den Eltern und der Öffentlichkeit die Fakten verschweigt. In der ganzen 
Reihe seiner Fehlentscheidungen und unterlassenen Maßnahmen ist das 
erneute Scheitern bei der vollständigen und rechtzeitigen Besetzung von 
ausgeschriebenen Lehrerstellen der bisher letzte Akt in einem einzigen 
Trauerspiel.

Statt angesichts der prekären Lage an den Schulen zumindest den 
ernsthaften Versuch zu unternehmen, die Möglichkeiten des Haushaltes 
durch die Ausschreibung von mindestens 500 Stellen auszuschöpfen und 
durch eine durchgreifende Änderung der Ausschreibungs- und 
Einstellungspraxis dann auch geeignete Bewerber ab dem ersten Schultag 
in die Klassenzimmer zu bringen, wurden nur 370 Stellen ausgeschrieben 
und das dann auch noch so, dass davon 100 Stellen nicht besetzt werden 
konnten. Gleichzeitig wurden erneut mehr als 100 Bewerber abgewiesen, 
obwohl sie eine vollständige Lehrerausbildung hatten oder schon als 
Sprachlehrkräfte erfolgreich in den Schulen gearbeitet haben, weil sie 
auf die Ausschreibung nicht „gepasst“ haben. Dies geht aus der Antwort 
der Landesregierung auf eine Kleine Anfrage hervor.

Statt auf ausgebildete Lehrkräfte zurückgreifen zu können, müssen die 
Schulen darauf hoffen, dass immer mehr Seiteneinsteiger ohne 
pädagogische und didaktische Ausbildung (von 60 Einstellungsangeboten 
kamen 37 Einstellungen zustande) und ab diesem Schuljahr auch die Lehrer 
im Vorbereitungsdienst ohne Unterrichtserfahrung mit den ihnen 
übertragenen Unterrichtsaufgaben klarkommen. Man kann den Schulen nur 
wünschen, dass dies möglichst oft der Fall sein wird – ein Erfolgsrezept 
ist dies aber nicht und wachsende Probleme sind hier in jedem Fall zu 
erwarten. Stellt sich der Erfolg nicht ein, sind die Schulen ohne 
Alternative zum Ausfall des Unterrichts.

Die Fraktion fordert von der Landesregierung, über eine sofortige offene 
Ausschreibung dafür Sorge zu tragen, dass spätestens bis zu den 
Oktoberferien alle Stellenoptionen, die der aktuelle Haushalt bietet, 
durch weitere Neueinstellungen ausgeschöpft werden und sich die 
Situation an den Schulen zumindest teilweise entspannen kann. Außerdem 
fordert sie den Bildungsminister auf, unverzüglich die üblichen Daten 
zur Situation an den Schulen zum Schuljahresbeginn dem Parlament und der 
Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen.

Magdeburg, 9. August 2017