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Magdeburg-News: Schach, aber nicht matt • Von einem, der mit Freude über das Spielbrett zieht



veröffentlicht am Sonntag, 3. September 2023

Magdeburg. Das königliche Spiel, so wird es auch genannt. Schach leitet sich aus dem Persischen von Schah, dem König ab, daher die Bezeichnung für das strategische Brettspiel, bei dem zwei Spieler abwechselnd die Figuren auf einem Spielbrett bewegen, mit dem Ziel, den Gegner schachmatt zu setzen, also den gegnerischen König so anzugreifen, dass dieser dem Angriff weder durch Flucht noch durch Abwehr ausweichen kann. Soweit die Definition des alten Brettspiels und die Theorie. Die Praxis gestaltet sich vielfältig und Günter Thormann, leidenschaftlicher Schachspieler, erzählt ein bisschen davon. 
 
Zu diesem Spiel kam der gebürtige Ascherslebener Günter Thormann schon als Kind. Bereits als Siebenjähriger lernte er die Regeln durchs regelmäßige Beobachten der sonntäglichen Spiele zwischen seinem Vater und seinem Onkel. „Das war ein wöchentliches Ritual bei uns zu Hause. Stundenlang konnte ich der Entwicklung einer Partie zuschauen und mehr und mehr erschloss sich mir der Umfang dieses Spiels“, erinnert sich Günter Thormann. Selbst zum Schachspielen sei er 1964 gekommen, als an der Schule eine Schacholympiade ausgerufen wurde und er dabei auf Anhieb Zweitbester wurde. Das sei der zündende Funke für ihn gewesen, tiefer in die Materie einzusteigen. Im Schachverein in Aschersleben ist er seit 1981 als Abteilungsleiter tätig und seit 2007 im Präsidium des Landesschachverbandes für die Mitgliederverwaltung zuständig. Es war immer ein Hobby, eine Faszination neben seinem Beruf als IT-Mitarbeiter. „So ganz streng und verbissen wollte ich diese Tätigkeit nie betreiben“, verrät er schmunzelnd. Auch wenn er natürlich um die Ernsthaftigkeit dieses Spiels weiß und das Brettspiel, das als internationale Sportart anerkannt ist, selbst unterrichtet und vor allem Kindern beibringt. Einmal die Woche treffen sich schachbegeisterte Kinder im Rahmen des Schachvereins und üben unter der Anleitung von Günter Thormann die unterschiedlichen Züge auf dem schwarz-weißen friedlichen Schlachtfeld. Dabei geht es um das Lernen verschiedener Eröffnungen und vor allem das Trainieren von Entscheidungsfreudigkeit, da jeder Zug eine Entscheidung im Spiel darstelle. Logisches Denken und die Gabe, sich das Spiel um viele Züge weiter vorstellen zu können, immer unter Berücksichtigung, dass auch der Gegner mögliche Kombinationen auf Lager habe. Das sei für ihn die größte Faszination an diesem Denksport – den Gegner mit schönen Kombinationen zu überraschen und auch besiegen zu können. Oft seien Schachspieler in Überlegungen um die Rettung von viel Material, also Figuren, verstrickt, aber nicht das Abräumen bzw. Schlagen vieler gegnerischer Figuren entscheide über den Sieg, sondern das Mattsetzen des Königs. Und das könne auch schon mal nach nur zwei Zügen stattfinden. „Narrenmatt“ wird dies in Fachkreisen genannt, denn nur ein Narr könne so blind sein und diesen direkten Angriff nicht sehen. 


Schach – Faszination an überraschenden Momenten

 
Auch als Schiedsrichter ist der Denksportler aktiv und überwacht die Partien der Schachgegner bei Turnieren. Dabei käme es vor allem darauf an, eventuelle Streitigkeiten zu schlichten, die Einhaltung der vorgegebenen Züge zu überwachen und auf Ruhe zu achten, die während des Spiels eingehalten werden muss. Im vergangenen Monat übte er diese Tätigkeit, wie auf dem Foto zu sehen, im Maritim Hotel Magdeburg bei der offenen Senioren-Einzelmeisterschaften Sachsen-Anhalts aus. Selbst spielt Günter Thormann regelmäßig mit Vereinskollegen Schach. Und wenn mal kein leibhaftiger Gegner zu stelle ist, dann tut es auch mal der Schachcomputer. Natürlich sei das kein Vergleich zu einem echten Menschen, aber besser als gar nicht zu spielen, so Günter Thormann. Ob man wirklich gegen einen Schachcomputer gewinnen könne? „Nein, das ist nicht möglich. Kein menschliches Gehirn kann es mit einem Programm aufnehmen, welches mittlerweile mit so vielen bekannten Kombinationen gefüttert wurde, dass es viele Züge weit „vorausdenken“ kann – unter Berücksichtigung aller möglichen Kombinationen“. Als nützliches Trainingsinstrument sei ein Schachcomputer in jedem Falle zu akzeptieren. Aber es sei kein Vergleich, einem leibhaftigen Gegner gegenüber zu sitzen und dessen geplanten Züge entschlüsseln zu wollen. „Genau diese Momente machen das gewisse Etwas bei diesem Spiel aus und das kann kein Computer und keine künstliche Intelligenz ersetzen und das ist auch gut so“, findet Günter Thormann.


Text & Foto: Steffi Pretz