Neue Studie der Universität Bonn liefert weiteren Nachweis
für die antibakterielle Wirkung der Senföle: Kombination aus Kapuzinerkresse
und Meerrettich wirkt auch bei Krankenhauskeimen
Eschborn (ots). Die dramatische Entwicklung von
antibiotikaresistenten Keimen hält unvermindert an. Besonders multiresistente
Bakterien, die zum Beispiel in Krankenhäusern nur noch schwer therapierbare
Infektionen der Harnwege verursachen, verbreiten sich immer schneller und
bereiten zunehmende Probleme[1,2].
Um hocheffektive Antibiotika für potentiell
lebensbedrohliche Erkrankungen aufzusparen, empfehlen Experten, bei akuten
unkomplizierten Infektionen, wie zum Beispiel Blasenentzündungen,
antibakteriell wirksame Pflanzeninhaltsstoffe wie die Senföle aus
Kapuzinerkresse und Meerrettich einzusetzen. Ein Team um Prof. Ruth Kirschner-Hermanns,
Fachärztin für Urologie und Andrologie aus Bonn, konnte in einer aktuellen
Studie nachweisen, dass die pflanzlichen Wirkstoffe sogar bei Problemkeimen
wirken können, die bei querschnittgelähmten Patienten, welche dauerhaft einen
Blasenkatheter benötigen, in Krankenhäusern Infektionen der Harnwege
verursachten[3]. Der Einsatz des Senfölgemischs bei Blasenentzündungen sei eine
gute Option, um häufig wiederkehrende Harnwegsinfektionen zu vermeiden und die
Ausbreitung resistenter Keime zu bremsen. "Unsere Studie liefert einen
weiteren Beleg für das bereits umfangreich erforschte antibakterielle Potenzial
der Senföle", so die Forscherin weiter.
Senföle aus Kapuzinerkresse und Meerrettich werden seit
Jahrhunderten zur Therapie von Infektionen der Harn- und Atemwege eingesetzt.
Seit 1958 sind diese pflanzlichen Wirkstoffe in kombinierter Form als
pflanzliches Arzneimittel (ANGOCIN® Anti-Infekt N) in Apotheken erhältlich. Die
antibakterielle Wirkung der Senföle ist in zahlreichen Studien und Forschungsarbeiten
nachgewiesen. Darunter sind auch zahlreiche internationale unabhängige
Untersuchungen sowie zwei große Übersichtsarbeiten aus den Jahren 2015 und
2017, die die antibakteriellen Eigenschaften und Wirkmechanismen der Senföle
anhand von jeweils mehr als einhundert Forschungsarbeiten analysiert
haben[4,5].
Blasenentzündungen zählen zu den häufigsten
Krankenhausinfektionen
Krankenhausinfektionen sind ein drängendes Problem.
Darunter versteht man Infektionen, die während eines Aufenthalts oder einer Behandlung
in einem Krankenhaus auftreten. Das Robert-Koch-Institut (RKI) beziffert die
Zahl der jährlich in deutschen Krankenhäusern erworbenen Infektionen auf
400.000 bis 600.000, etwa 10.000 bis 15.000 Todesfälle resultieren daraus[6].
Zu den häufigsten Krankenhausinfektionen zählen Blasenentzündungen[6,7], mehr
als 80 Prozent davon werden durch Blasenkatheter verursacht[8], die den
Bakterien als Eintrittspforte in den Körper dienen. Blasenkatheter werden zur
künstlichen Ableitung von Urin eingesetzt. Im Krankenhaus sind sie zum Beispiel
bei querschnittgelähmten Patienten notwendig.
Blasenentzündungen werden meist durch den bakteriellen
Erreger E. coli ausgelöst. Gegen diesen und zahlreiche weitere Keime - sogar
gegen antibiotikaresistente Spezies - zeigten die in Kapuzinerkresse und
Meerrettich enthaltenen Senföle in Laboruntersuchungen der Universität Freiburg
eine ausgeprägte bakterienhemmende und -abtötende Wirkung[9,10]. Auch in
zahlreichen internationalen Studien der letzten Jahre konnte die antibakterielle
Wirkung dieser Pflanzenstoffe untermauert werden[4,5,11-15]. Darüber hinaus ist
ebenso das antientzündliche[16-24] und antivirale[25-27] Potenzial der Senföle
umfangreich belegt.
Forscher schlagen Alarm: Immer weniger wirksame
Antibiotika verfügbar
Neuartige Substanzen zur Bekämpfung hartnäckiger
Krankheitserreger werden dringend gesucht. Doch die Zahl der Antibiotika, die
neu auf den Markt kommen, ist stark rückläufig[28]. Denn zum einen wird es
immer schwieriger, Antibiotika-Klassen mit neuem Wirkprinzip zu erfinden. Zum
anderen sind die Ertragsmöglichkeiten mit solchen Präparaten meist gering, weil
sie als sogenannte Reserve-Antibiotika möglichst selten zum Einsatz gelangen
sollen[29]. Reserveantibiotika sind oft das letzte Mittel gegen resistente Bakterien.
Diese hochwirksamen Antibiotika sind der Therapie schwerer, lebensbedrohlicher
Erkrankungen vorbehalten, wenn die infektiösen Bakterien bereits Resistenzen
gegen andere Antibiotika entwickelt haben.
Zur Vermeidung zunehmender Antibiotikaresistenzen ist
daher der Einsatz von Kapuzinerkresse und Meerrettich bei Blasenentzündungen
als First-Line-Therapie zu empfehlen, so das Fazit deutscher Ärzte und
Wissenschaftler bei einer interdisziplinären Expertendiskussion in Frankfurt am
Main[29]. Konsequenterweise wird in der 2017 aktualisierten S3-Leitlinie zur
Therapie von unkomplizierten Harnwegsinfektionen unter anderem der Einsatz von
Kapuzinerkresse und Meerrettich als phytotherapeutische Option bei häufig
wiederkehrenden Blasenentzündungen empfohlen[31]. Leitlinien sind Empfehlungen
für den Arzt, die ihn bei der Behandlung seiner Patienten unterstützen und zum
Beispiel aufzeigen, zu welchen Behandlungsmöglichkeiten Studien mit hoher
Aussagekraft vorliegen. "Die seit langem zur Therapie von Infektionen der
Harn- und Atemwege eingesetzten Senföle aus Kapuzinerkresse und Meerrettich
erleben derzeit zu Recht eine Renaissance", sagt Prof. Kirschner-Hermanns.
"Angesichts der dramatischen Resistenzentwicklung und der Suche nach neuen
antimikrobiell wirksamen Substanzen, die keine Resistenzen verursachen, ist das
antiinfektive Potenzial dieser Pflanzenstoffe daher von hohem Wert",
resümiert die Expertin.
Die Literaturquellen 1-31 können Sie anfordern bei
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