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Sicha 2021

Magdeburg-News: Was bleibt vom Erbe der Dissidenten? Vortrag und Zeitzeugengespräch mit Jan Sicha


veröffentlicht am Sonntag, 10. März 2024

Magdeburg. Während der „Samtenen Revolution“ 1989 in der damaligen Tschechoslowakei zählte Jan Sicha zu den Studentenführern der Oppositionellen. Jetzt blickt er am Montag, 11. März, um 17 Uhr in der Stadtbibliothek in seinem Vortrag auf die demokratischen Umbrüche in Mittelosteuropa vor fast 35 Jahren zurück und fragt: Was bleibt vom Erbe der einstigen Dissidenten?

Dissidenten verstanden sich vor 1989 selbst nicht als Außenstehende, erklärt Jan Sicha. Sie thematisierten für ihn im Gegensatz zur schweigenden Mehrheit zentrale Probleme und „hielten das offizielle Bild der Gesellschaft für verlogen“. Im anschließenden Zeitzeugengespräch mit Wolfram Tschiche geht es um die Übertragung der Macht inmitten des Zusammenbruchs, der durch Verhandlungen zwischen den Dissidentenbewegungen und den gemäßigten Eliten des alten sozialistischen Regimes zustande kam. Was als „Friedliche Revolution“ oder „Samtene Revolution“ bezeichnet wird, entsprang einer Kombination von reformerischen und nicht gewalttätigen Mitteln mit revolutionären Zielen, so Wolfram Tschiche, der selbst zu den DDR-Bürgerrechtlern gehörte. Ihm geht es in der Begegnung mit seinem tschechischen Partner nicht allein um die Erinnerung an die bekannten epochalen Ereignisse 1989/90. Vielmehr soll kritisch danach gefragt werden, worin denn das geistige und politische Erbe der Dissidenten heute besteht und ob es für die Gegenwart und Zukunft fruchtbar gemacht werden kann.

Der Gast Jan Sicha aus Prag, geb. 1967, ist Historiker, Publizist und Diplomat. Von 1999 bis 2004 war er Gründungsdirektor des Tschechischen Zentrums in München und bis 2017 für das tschechische Außenministerium tätig, u.a. auch in Deutschland.

Alle interessierten Gäste sind zum Vortrag unter der Überschrift „Sind die politischen Anliegen der DDR-Opposition und der mittelosteuropäischen Dissidenten für die Gegenwart noch relevant?“ und zum anschließendem Zeitzeugengespräch mit Jan Sicha herzlich willkommen. Die Veranstaltung am Montag, 11. März, um 17 Uhr in der Zentralbibliothek der Stadtbibliothek, Breiter Weg 109, wird gemeinsam von der Stadtbibliothek und der Landesbeauftragten des Landes Sachsen-Anhalt zur Aufarbeitung der SED-Diktatur ausgerichtet. Der Eintritt ist frei. 


Text: Stadtbibliothek Magdeburg
Foto: privat