veröffentlicht am 21. Oktober 2022
Magdeburg, Oktober 2022 - Der Termin ist gebucht und das Fahrzeug steht bereit für die Fahrt zur
Hauptuntersuchung. Doch was erwartet Halterinnen und Halter dort? Bernd
Schuchna, Leiter der TÜV NORD-Station Magdeburg, erklärt, was beim Check
passiert, wie man den Bericht richtig liest, welche Besonderheiten bei E-Autos gelten und wie es weiter geht, wenn keine neue Plakette ausgestellt
wird.
Um die Verkehrssicherheit zu gewährleisten, müssen Autos, Motorräder und Co. in
regelmäßigen Abständen zur Hauptuntersuchung (HU). Welch elementaren Beitrag
die HU zur Verkehrssicherheit in Deutschland beiträgt, belegt die Unfallanalyse des
Statistischen Bundesamts: 2021 waren nur ein Prozent der Unglücksfälle mit
Personenschaden auf technische Mängel zurückzuführen. Eine schlechte Bereifung ist
mit 977 Zusammenstößen die Hauptursache. „Daher raten wir, Reifen möglichst nicht
bis zur vorgeschriebenen Mindestprofiltiefe von 1,6 Millimetern abzufahren“, sagt
Bernd Schuchna, der in Magdeburg eine der bundesweit mehr als 250 TÜV NORDStationen leitet.
Von Abgas bis Warnweste: Darauf schaut der TÜV
Erst wenn die mehr als 150 gesetzlich vorgeschriebenen Kontrollpunkte mängelfrei
abgehakt sind, gibt es eine neue Plakette. Doch was im ersten Moment viel klingt, ist
meist in 30 Minuten geschafft.
Im Fokus der HU stehen:
? Bremsen,
? Lenkung,
? Sichtverhältnisse wie Scheiben und Spiegel,
? Licht,
? Elektrik,
? Fahrerassistenzsysteme,
? Achsen inklusive Räder, Reifen und Aufhängungen,
? Fahrgestell sowie daran befestigte Teile,
? Ausstattungselemente wie Gurt, Hupe und Lenkradschloss sowie
? Umweltbelastungen durch eventuell auslaufende Flüssigkeiten, der Auspuff
und die Kraftstoffanlage.
Der letzte Punkt beinhaltet die sogenannte Untersuchung Motormanagement und
Abgas, kurz UMA. Sie ist seit 2010 Teil der Hauptuntersuchung, wird aber separat
bescheinigt. Anerkannte Werkstätten können die UMA auch vor dem großen
Sicherheitscheck abnehmen und eventuelle Probleme beseitigen. Die Bescheinigung
über die UMA muss bei der HU vorgelegt werden und darf nicht älter als einen Monat
sein. Die HU dürfen dann nur akkreditierte Sachverständige von einer amtlich
anerkannten Überwachungsorganisation wie TÜV NORD durchführen.
Was kostet der Check für die Sicherheit?
Von der Fahrzeugart bis zum zulässigen Gesamtgewicht spielen viele Faktoren für
den Preis der HU eine Rolle; auch unterscheiden sich die Kosten von Bundesland zu
Bundesland. „Extra eine Reise auf sich zu nehmen, lohnt aber nicht. Die
Preisunterschiede liegen in einem sehr überschaubaren Rahmen“, sagt Schuchna.
Für
alle gilt jedoch:
? Die Kosten innerhalb eines Bundeslandes müssen an allen Prüfstellen der
Organisation einheitlich sein.
? Die Preise sind der Aufsichtsbehörde mitzuteilen und dürfen sich nicht ändern,
daher gibt es keine Rabatte und Sonderaktionen.
Teurer wird es allerdings, wenn ein Fahrzeug zur Nachuntersuchung muss oder die
Frist mehr als zwei Monate verstrichen ist. In diesem Fall ist eine vertiefte HU mit
zusätzlichen Prüfpunkten vorgeschrieben. Daher kostet diese Kontrolle 20 Prozent
mehr als die normale HU.
Von OM bis VU: So liest man den HU-Bericht
Am Ende der Hauptuntersuchung stellen die Prüferinnen und Prüfer den Bericht in
Form einer bundeseinheitlichen sowie eindeutigen Mängelbeschreibung aus. „So ist
das Ergebnis leicht nachvollziehbar und man kann der Werkstatt einen präzisen
Reparaturauftrag erteilen“, sagt der TÜV-Experte. Ob man die HU bestanden hat,
lässt sich auf einen Blick erkennen:
? Die Prüfplakette wird sofort erteilt, wenn dort OM, kurz für ohne festgestellte
Mängel steht.
? Auch bei dem Kürzel HW geht die Fahrt direkt weiter. Allerdings wurden
Hinweise auf mögliche zukünftige Mängel (Verschleiß, Korrosion o.ä.)
entdeckt.
? Treten geringe Mängel, kurz GM zutage, geht zwar zeitnah keine
Verkehrsgefährdung von Auto, Motorrad, Lastkraftwagen, Anhänger oder
Camper aus, aber Halterinnen und Halter müssen die Defekte sofort beheben.
Wenn das zu erwarten ist, kann die Prüfplakette zugeteilt werden. Allerdings
besteht kein Anspruch auf die Zuteilung der Prüfplakette.
? Steht in dem Dokument EM, ist man durchgefallen – es gibt erhebliche
Mängel, die bis zur Nachprüfung binnen eines Monats beseitigt sein müssen.
? Wenn gefährliche Mängel, kurz für VM, bestehen, wird dringend empfohlen,
nicht mehr am Straßenverkehr teilzunehmen, bis alles repariert ist.
? Prangt VU im Prüfbericht, ist das Fahrzeug verkehrsunsicher und wird
stillgelegt.
Es muss auf einem Anhänger oder Abschleppwagen in die nächste
Werkstatt befördert werden.
Bei TÜV NORD haben im Zeitraum von Juli 2020 bis Juni 2021 69 Prozent aller
geprüften Fahrzeuge die Hauptuntersuchung beim ersten Anlauf bestanden. Lediglich
0,05 Prozent waren so unsicher, dass sie direkt aus dem Verkehr gezogen wurden.
„Das ist ein positiver Trend, der für die Wirksamkeit der HU spricht“, resümiert der
Stationsleiter.
E-Autos und Hybridfahrzeuge
Die erfreuliche Nachricht: Reine Elektroautos schneiden im Vergleich zu Verbrennern
bei der HU besser ab. Denn ein E-Motor ist technisch weniger anspruchsvoll und hat
weniger Verschleißteile. Zu den Schwachpunkten von Stromern zählen die Reifen, da
sie durch das hohe Drehmoment schneller abnutzen.
Zudem kommt es bei den
Bremsen häufiger zu Korrosionsschäden, weil die Scheiben und Beläge weniger stark
beansprucht werden. Ein besonderes Augenmerk gilt der Batterie: Die empfindlichen
Lithium-Ionen-Akkus sind bei einem Unfall zwar gut geschützt, doch selbst kleine
Schäden können zu einem Totalausfall führen. „Die Prüfabläufe für E-Autos und
Hybride sind genau definiert. So wird zum Beispiel untersucht, ob die
Kontrolleinrichtungen der Komponenten wie notwendig reagieren.“, erklärt
Schuchna.
Hier geht´s zur Terminvereinbarung
Egal ob Stromer, Hybrid oder Verbrenner – die nächste Hauptuntersuchung kommt
auf jeden Fall. Den Wunschtermin kann man bei der Prüfstelle der Wahl auf der
Homepage von TÜV NORD online buchen, über die Servicetelefonnummer 0800 80
70 600 vereinbaren oder mittels QR-Code festmachen.
Text / Foto: TÜV Nord