Foto: Wirsing und Rotkohlköpfe auf dem Feld
März 2022. In der Schule zu
"ackern" bekommt durch das Präventions- und Bildungsprogramm
"GemüseAckerdemie" eine ganz neue Bedeutung. Im April startet die
nächste vierjährige Projektphase mit dem inhaltlichen Schwerpunkt
Ernährungskompetenz. Im Jahr 2014 mit sechs Schulen gestartet, wurde allein im
vergangenen Jahr bundesweit an rund 650 Schulen und mit rund 28.800 Kindern geackert.
Insgesamt haben bereits mehr als 100.000 Kinder an der
"GemüseAckerdemie" teilgenommen.
Die AOK hatte schon von 2017 bis 2021 die
Umsetzung des Projektes unterstützt. Kinder und Jugendliche bauen direkt an der
Schule ihr eigenes Gemüse an – auf ihrem Schulacker. So erfahren sie, wo
Lebensmittel herkommen und wie viel Arbeit und Spaß es macht, Gemüse selbst
anzupflanzen, zu pflegen und zu ernten.
"Damit Kinder ihr Verhalten hin zu
einer nachhaltigen Ernährungsweise ändern können, ist Wissen zwar eine wichtige
und notwendige Komponente, jedoch reicht allein nicht aus, damit eine
Verhaltensänderung eintritt", sagt Prof. Kai Kolpatzik, Leiter der
Abteilung Prävention im AOK-Bundesverband. Genau hier setze die
"GemüseAckerdemie" mit dem Schulacker an. Ziel sei, die
Heranwachsenden für gesunde Ernährung zu sensibilisieren. Wie nötig das ist,
zeigen diese Zahlen: Denn auch in Deutschland ist ein beträchtlicher Teil der
Jugendlichen, Schul- und Vorschulkinder übergewichtig oder adipös. So sind
beispielsweise 14,8 Prozent beziehungsweise 6,1 Prozent der 2- bis 17-Jährigen
und schon 10 beziehungsweise 2,8 Prozent der 2- bis 6-Jährigen übergewichtig
beziehungsweise adipös.
Natürliche Zusammenhänge begreifen und
Verantwortung übernehmen
Die Acker-Zeit von April bis Oktober ist
das Herzstück der "GemüseAckerdemie", dem Bildungsprogramm für die 3.
bis 6. Klasse. Nach der gemeinsamen Bepflanzung des Ackers geht es pro Woche
eine Doppelstunde in den Schulgarten. Die Kinder erfahren unmittelbar, wie aus
einem Samenkorn eine knackige Möhre wird. Sie übernehmen gemeinsam
Verantwortung für ihren Acker und verstehen, welche Wirkung ihr Handeln hat.
Und das Beste: Sie bewegen sich an der frischen Luft und haben dabei jede Menge
Spaß. In der Zeit nach der Ernte von Oktober bis Januar bekommen die jungen
Gärtnerinnen und Gärtner Einblicke in die globale Lebensmittelproduktion und
erfahren, wie sich ihr Handeln vor Ort in der Welt auswirkt. Während sich der
Acker in der Winterpause ausruht, wird bei den Schülerinnen und Schülern die
Vorfreude auf das kommende Acker-Jahr geweckt.
Acker als Lernort an den Schulen verankern
Die Pädagoginnen und Pädagogen spielen eine
Schlüsselrolle für eine qualitativ hochwertige Umsetzung der
"GemüseAckerdemie" in der Schule. Daher wird besonderer Wert
daraufgelegt, sie fortzubilden und sowohl mit theoretischem Wissen als auch mit
praktischen Umsetzungsmethoden auszurüsten. Hierfür werden drei Fortbildungen
pro Jahr sowie Aufbauworkshops angeboten. Zudem stehen digitale Lernplattform
zur Verfügung. So sollen die Lernorte frühzeitig an die Eigenständigkeit
herangeführt werden, um den Acker langfristig und nachhaltig an der Schule zu
verankern. Ziel ist es, die "GemüseAckerdemie" mit ihrem Schulacker
in den nächsten vier Jahren an mindestens 1.500 Schulen bundesweit umsetzen.
"Dabei wollen wir inhaltlich besonderen Fokus auf den Wirkungsbereich
Ernährungskompetenz legen und diesen weiter ausbauen", so Kolpatzik. So
ist beispielsweise geplant, den neuen Bildungsbausteins "Ernährungskompetenz"
zu implementieren sowie Lernpfade zu schaffen. Als Zielgruppen sollen dabei
auch die Eltern und Familien noch stärker eingebunden werden.
In den mittlerweile acht Jahren, in denen
"Acker e.V." die "GemüseAckerdemie" bundesweit umsetzt,
haben sich nach Angaben des Vereins bereits einige Wirkungsfelder des
Bildungsprogramms bestätigt, in denen bemerkenswerte Verhaltensänderungen der
Kinder und Jugendlichen erkennbar sind. Die Kinder erwerben Wissen rund um
Lebensmittel, ernähren sich gesünder und bewegen sich mehr in der Natur. Sie
entwickeln Sozialkompetenzen, mehr Wertschätzung für Lebensmittel und setzen
sich mit dem Thema Nachhaltigkeit auseinander.
Text / Foto: AOK - Bundesverband