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ABB WeinfurterDasReichimMitte 978 3 406 72397 1 3A Cover

Buchtipp „Das Reich im Mittelalter – Kleine deutsche Geschichte von 500 bis 1500“

27. Juli 2018

Die Festigkeit der Reiche und ihre Ausdehnungen in Politik und Kirche

 

Von Uta Luise Zimmermann-Krause

 

Eine dritte überarbeitete Auflage ist soeben erschienen im Verlag C.H.Beck und präsentiert den facettenreich gestalteten Beitrag „Das Reich im Mittelalter – Kleine deutsche Geschichte von 500 bis 1500" des renommierten Autors Stefan Weinfurter.

Bis zum Jahr 2013 lehrte Weinfurter als Ordinarius an der Universität Heidelberg und ist seither dort Direktor der Forschungsstelle für Geschichte und Kulturelles Erbe sowie Mitglied der Heidelberger Akademie der Wissenschaften mit dem Forschungsschwerpunkt zur Reichs- und Herrschaftsgeschichte in ottonischer, salischer und staufischer Zeit. Übersichtlich gegliedert, wird in 5 Kapiteln die deutsche Geschichte meisterhaft in ihrer ganzen Brillanz dargeboten. Dabei wird nichts ausgelassen, denn alles begann mit der fränkischen Reichsgründung. Am Anfang des Reichs bewährten sich fränkisches Kriegertum und militärisches Geschick auf romanisiertem Gebiet, wenn auch oft nicht unblutig. Merowinger, Franken, Salier – sie alle strebten nach dem Dienst für Rom und brachten es zu ansehnlichem Reichtum, wie der Schatzfund aus dem Grab des Childerich bei Tournai bezeugt. Mit seinem Sohn und Nachfolger Chlodwig begann die Geschichte des fränkischen Reichs, denn er schlug die Alemannen und eroberte die Provence. Er verließ den römischen Polytheismus und setzte auf Gott als Sieghelfer im römisch-christlichen Glauben, indem er sich unter dem Einfluss seiner getauften burgundischen Ehefrau Chrodechild ebenfalls taufen ließ. Christlicher Glaube, römische Organisation sowie kriegerische Schlagkraft ermöglichten die Grundlagen des fränkischen Reichs.

Zehn Könige des Merowingerclans wurden hingerichtet, um Stabilität zu erreichen, doch ab 687 vereinten die fränkischen Hausmeier die Macht unter sich bis hin zu Pippin, Karl Martell und Karl dem Großen, der sich der Unterstützung des Papstes gewiss war.

Die militärische Macht besaß er bereits, während Kleriker das kulturelle Leben bewerkstelligten. Mönche schrieben Chroniken wie auch später noch der Bischof Thietmar von Merseburg (* 976, †1018) speziell zur Herrschaft der Ottonen.

Im 10. Jahrhundert weiteten die Sachsenkönige durch geschickte Heiratspolitik ihre Macht vom Norden bis weit in den Süden des Reiches aus, und so gelang es, dass Adelheid von Burgund, die zweite Gemahlin Ottos I., sich am 2. Februar 962 neben Otto I. zur ersten Kaiserin im westlichen Europa krönen ließ. In der Chronik des Thietmar von Merseburg heißt es, dass Otto I. nach dem Einzug in die Stadt Rom seinem Schwertträger Ansfried sagte: „Wenn ich heute an der heiligen Schwelle der Apostel beten werde, dann halte du das Schwert über mein Haupt. Denn ich weiß wohl um die unseren Vorgängern oft sehr gefährliche Treue der Römer. Der kluge Mann muss künftigem Unheil vorbeugen, damit es ihn nicht unvorbereitet trifft. Du kannst später auf dem Monte Mario beten, soviel du willst.“ 

Vorsorglich ließ Otto seine Krieger beim Einzug in die Stadt ihre Waffen und sogar Wagen mit Kriegsgerät mit sich führen. Im Privilegium Ottonianum (auch Pactum Ottonianum genannt) bestätigte der neue Kaiser am 13. Februar 962 die Besitzungen des Papstes wie Dukat und Exarchat. Klerikale sowie weltliche ´Dienstvorschriften´ waren unbedingt einzuhalten - bei Verfehlungen folgte die Strafe auf dem Fuße. Doch mitunter wehrten sich die Römer gegen die Herrscher, die gebürtig aus Sachsen kamen. Die Salier als nachfolgende Könige und Kaiser, herrschten ein ganzes Jahrhundert. Und immer wieder berief man sich auf den Römerbrief 13,1-2: Niemand dürfe gegen die Anordnungen des von Gott eingesetzten Herrschers handeln, wolle er nicht Gottes Ordnung verletzen und sich damit gegen Gott selbst versündigen. Doch auch von Seiten der Kleriker gab es Probleme zu glätten, denn als Heinrich III. 1046 zur Kaiserkrönung nach Rom zog, standen drei Päpste an der Spitze der Kirche, und selbst die gefälschte „Konstantinische Schenkung“ gewann an Bedeutung. Heftiger Streit um Macht und Herrschaft zwischen den Kaisern und den Päpsten, siehe Heinrich IV. und sein Gang nach Canossa oder auch der Investiturstreit, sorgte für Instabilität im zunehmend deutschen Reich. Unter Kaiser Friedrich Barbarossa wurde das Reich „heilig“, denn mit dem Konstanzer Vertrag wollte Barbarossa möglichst rasch die Gleichrangigkeit des Kaisertums mit dem Papst erreichen. Das römische Kaisertum musste heilig werden, um ein Gleichgewicht im Verhältnis zur „heiligen“ Kirche zu erreichen, zunächst war nur ein Heiliges Reich dazu geeignet. Von Methoden der Geldbeschaffung um 1200 ist die Rede, und von einer neuen „Weltlichkeit“ und neuer „Frömmigkeit unter Mitwirkung verschiedener Orden. Die Kreuzzüge erschütterten die Menschheit bis nach Jerusalem und brachten Kaiser Barbarossa den Tod. Eine sich rasch ausbreitende Armutsbewegung oblag der Demut, an ihrer Spitze Elisabeth von Thüringen. Doch Friedrichs II. Kaiserkrönung im Jahr 1220 erscheint als Zäsur in der deutschen Geschichte, denn der Kaiser verließ Deutschland und regierte vom Königreich Sizilien aus. Die Goldene Bulle Karls IV. von 1356 sollte die Kaiserwahl regeln und präsentierte das Reich als eine Gesellschaft – geordnet nach Rängen. Fürstentümer sollten Unteilbar sein, und die Gründung von Universitäten begann. Pestepidemien und Heuschreckenschwärme zogen über das Land. Im Jahr 1349 wurden zweitausend Juden gefangen und verbrannt. Nur wer sich taufen ließ, kam frei. Rufe nach Reformen der Kirche wurden laut und der ewige Streit zwischen Fürsten und Kaiser, den Papst mit eingeschlossen, begünstigten die Reformation des Martin Luther. Doch das ist eine eigene Geschichte, welche die Neuzeit einläutete.

  • Stefan Weinfurter.

Das Reich im Mittelalter – Kleine deutsche Geschichte

von 500 bis 1500,

320 Seiten, gebunden, Hardcover, Schutzumschlag,

mit 7 Abbildungen, 8 Karten und 8 Stammbäumen

Verlag C.H. Beck, 2018

ISBN 978-3-406-72397-1

Preis: 18,00 EUR