header-placeholder


image header
image
lola

TV-Tipp-News: Lola rennt • arte • ab 20.15 Uhr • Actionthriller

1. Juni 2022

Berlin 1998. Ein Sommertag, an dem eine ganz kurze Zeit über Liebe, Leben und Tod entscheidet. Lola und Manni sind Anfang 20 und ein Liebespaar. Manni jobbt als Geldkurier für einen Autoschieber. Doch heute läuft alles schief. Als er Kontrolleuren in der U-Bahn zu entwischen versucht, vergisst er die Plastiktüte mit 100.000 Mark. Ein Penner greift sich die Tüte mit dem Geld und verschwindet. In 20 Minuten will sein Boss das Geld abholen. Verzweifelt ruft Manni Lola an.

Was soll er tun? Wenn er das Geld nicht auftreibt, wird er sterben. Lolas Hirn rast: 20 Minuten, um 100.000 Mark zu besorgen. 20 Minuten, um Mannis Leben zu retten. Da kommt Lola eine Idee. Sie stürzt aus dem Haus und läuft los. Durch die Straßen Berlins. "Lola rennt" um ihr Leben, um Mannis Leben, um ihre Liebe und um irgendwie und irgendwo Geld aufzutreiben. Während Lola versucht, von ihrem Vater, einem Bankdirektor, das Geld zu bekommen, dreht Manni fast durch: In seiner Verzweiflung erscheint ihm der Überfall eines Supermarkts als die einzige Rettung. Als Lola bei Manni ankommt, ist es zu spät. Erst zögert sie, dann hilft sie ihm bei dem Überfall. Doch als sie mit dem Geld abhauen wollen, zerreißen Sirenen die Sommerluft. Scharfschützen der Polizei umstellen den Supermarkt. Und dann fallen Schüsse.

Der Film explodiert in einer leidenschaftlichen, faszinierend unvorhersehbaren Geschichte über die Liebe und die einzigartigen Momente, die das Leben für immer verändern können. Manchmal entscheiden eben nur Minuten über Leben und Tod. Mit einem pulsierend aktuellen Soundtrack, einer aufregend ungewöhnlichen Visualität und dem Tempo der Großstadt feiert "Lola rennt" den Triumph einer Liebe, die das atemberaubende Lebensgefühl der Spätneunziger einfängt.

In diesem "kleinen Filmwunder" ("Der Spiegel"), einem der erfolgreichsten deutschen Filme überhaupt, ist die Heldin ständig in Bewegung. Wenn Lola rennt, dann sprintet, läuft, jagt, stürmt, hetzt und prescht Franka Potente mit feuerroten Haaren und konzentriertem Gesicht durch die Straßen Berlins. Lola ist getrieben von Sehnsucht, Angst und der wahnwitzigen Hoffnung, ihren Freund vor dem sicheren Tod zu retten. Tom Tykwer brennt ein visuelles Feuerwerk ab und nutzt dabei ein beeindruckendes Arsenal filmischer Möglichkeiten: rasante Kamerabewegungen, schnelle Schnittfolgen, Jump Cuts, Split-Screen-Techniken und Trickfilm-Sequenzen. Mit bestechendem Einfallsreichtum erzeugt er einen stakkatoartigen Rhythmus, der sich auch in dem rasanten Soundtrack widerspiegelt, an dem er zusammen mit Johnny Klimek und Reinhold Heil gearbeitet hat. Die Geschichte von Lola und Manni ist denkbar einfach und doch tiefsinnig zugleich. Beleuchtet wird der Zusammenhang zwischen Schicksal und Zufall. Es sind die unvorhergesehenen Kleinigkeiten, die dem Schicksal eine ganz andere Wendung geben können. Und so werden in "Lola rennt" scheinbar nebenbei philosophisch-metaphysische Fragen verhandelt. Wer sind wir? Wohin gehen wir? Woher wissen wir, was wir zu wissen glauben? Tom Tykwer ließ sich für seinen Film von Krzysztof Kieslowskis "Der Zufall möglicherweise" inspirieren.

"Lola rennt" ist sein größter Leinwanderfolg, mit dem er weit über Deutschland hinaus bekanntwurde. Der zunächst nur als kleine Produktion geplante Film erhielt zahlreiche Preise, angefangen beim Bayerischen Filmpreis über den Deutschen Filmpreis in sieben Kategorien bis hin zum Preis der deutschen Filmkritik. Auch der Soundtrack wurde ausgezeichnet. Er bekam die Goldene Schallplatte und den MTV Select Award 1999.


Text / Foto: ARD