Lichtstudie zeigt den Effekt von
blauem und rotem Licht auf die Aufmerksamkeit von Jugendlichen
Von Dr. Petra Studer
Abends im Bett noch das Handy in
der Hand und sich dann wundern, warum es mit dem Einschlafen nicht klappt?
Zahlreiche Studien haben sich schon mit den negativen Auswirkungen von
abendlichem Medienkonsum auf den Schlaf von Jugendlichen befasst.
Neben weiteren Gründen für
schlechteren Schlaf, scheint auch das bläuliche Licht des Handy-Displays eine
Rolle zu spielen, weil es dem aktivierenden Licht am Tagesanfang ähnelt.
Während die Effekte von rotem und blauem Licht auf Erwachsene bereits relativ
gut erforscht sind, gibt es kaum Studien mit Jugendlichen – bis jetzt. Denn:
Ein Team um Dr. Petra Studer, Neurowissenschaftlerin, und PD Dr. Oliver Kratz,
leitender Oberarzt der Kinder- und Jugendabteilung für Psychische Gesundheit
(Leiter: Prof. Dr. Gunther Moll) des Universitätsklinikums Erlangen, verglich
jetzt die Effekte von rotem und blauem Licht auf den Schlaf und auf das
Aufmerksamkeitsvermögen Erlanger Schüler. Die Ergebnisse erschienen in der
Fachzeitschrift „Physiology & Behavior“ (Vol. 199, S. 11–19).
Können sich Schüler besser
konzentrieren und sind sie leistungsfähiger, wenn sie von einer bestimmten
Lichtfarbe umgeben sind? Dieser Frage ging jetzt ein Studienteam um Dr. Studer
und PD Dr. Kratz nach und verglich den Einfluss von rötlichem und blauem Licht
auf Aufmerksamkeit und Schlafqualität. An dem Projekt der Kinderpsychiatrie des
Uni-Klinikums Erlangen nahmen rund 30 Gymnasialschüler im Alter zwischen 11 und
17 Jahren teil. An zwei Studientagen kamen sie jeweils morgens und abends ins
"Lichtlabor", ein Raum mit starker Ausleuchtung - einmal mit blauem
Licht, einmal mit rotem. Nach 20 bis 60 Minuten in dieser Umgebung absolvierten
die Jugendlichen Aufmerksamkeitstests, die zum einen das Rechen- und Leseverständnis
abfragten und zum anderen die Aufmerksamkeitsleistung anhand eines
computergestützten Tests erfassten.
Morgens blau, abends rot
Das Ergebnis der Forscher: Wie
schon die Erwachsenen, zeigten auch die Schüler in blauer Lichtumgebung eine
gesteigerte Aufmerksamkeitsleistung, gemessen an ihren Fehlern und der Konstanz
ihrer Reaktionsgeschwindigkeit – in zwei von drei Aufmerksamkeitsaufgaben
schnitten sie besser ab als unter rotem Lichteinfluss. Auf das Leseverständnis
hingegen hatten die Lichtfarben keinen Einfluss. Warum aber machen
unterschiedliche Lichtfarben einen Unterschied für die Aufmerksamkeit?
"Die Lichtstimmungen sprechen unsere innere Uhr an, also den natürlichen
Wechsel von Tag und Nacht", erklärt Dr. Studer. "Bläuliches Licht
ähnelt den Verhältnissen am Morgen und unser Gehirn stellt sich darauf ein,
aktiv zu werden und einen Tag lang Leistung zu bringen. Rotes Licht hingegen
erzeugt die innere Abendstimmung und signalisiert uns, dass wir zur Ruhe kommen
sollen. Erste Ergebnisse der Studie zeigen bei Jugendlichen einen minimal
verbesserten Schlaf nach rotem abendlichen Lichteinfluss im Vergleich zu blauem
Licht."
Dies erklärt auch, warum manche
Menschen schlechter schlafen, wenn sie vor dem Zubettgehen noch ihr Handy
benutzen: unter anderem aufgrund des blauen Lichts des Displays. Abends wird
durch dieses Licht das Gehirn zum falschen Zeitpunkt stimuliert. Manche
Hersteller bieten daher auch einen Nachtmodus für ihre Geräte an, der eher rote
Farben abgibt und die Augen und das Gehirn beruhigen soll. Die Studie von Dr.
Studer und Kollegen soll dazu anregen, die Wirkung von Licht auf die
Aufmerksamkeit und den Schlaf bei Jugendlichen weiter zu untersuchen. Zum
Beispiel könnten Beleuchtungen entwickelt werden, die gute Bedingungen für
aufmerksames Lernen und gesunden Schlaf schaffen.
Die Studie ist zu finden unter:
www.spektrum.de/news/konzentriert-dank-blauem-licht/1608654
Quelle: Universitätsklinikum
Erlangen