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Sachsen-Anhalt-News: Dalbert: „Wir wollen artenreiche, naturnahe Wälder, die den Auswirkungen der Klimakrise Stand halten“

Dienstag, den 11. August 2020

FSC-zertifizierte Flächen in Sachsen-Anhalt auf rund 10.000 Hektar erhöht

Petersberg. Derzeit kämpft die Forstwirtschaft mit Extremwetterereignissen der zurückliegenden Jahre. Stürme, Trockenheit und Insektenschäden gefährden regional die Waldexistenz. Gleichzeitig sollen die Wälder klimastabil gemacht und nachhaltig bewirtschaften werden. „Wir wollen artenreiche, naturnaher Wälder, die den Auswirkungen der Klimakrise Stand halten“, sagte Umweltministerin Prof. Dr. Claudia Dalbert (Foto) heute auf einer Informationsveranstaltung des Landesforstbetriebes zur FSC-Zertifizierung im Landeswald. „Mit der FSC-Zertifizierung setzen wir die nachhaltige Waldbewirtschaftung in die Tat um“, erklärte sie.

Für eine FSC-Zertifizierung müssen bestimmte Voraussetzungen bei der Bewirtschaftung erfüllt werden. Das Land hat eine Maßgabe der FSC-Strategie durch vier zusätzliche Assistenzreviere bereits umgesetzt: Mit Reviergrößen zwischen 1.600 und 1.800 Hektar ist die Empfehlung des FSC-Deutschland erreicht.

Dalbert: „Mit dem heutigen Tag wird die Waldfläche mit der Zertifizierung nach dem FSC-Standard im Land Sachsen-Anhalt auf rund 10.000 Hektar erhöht. Diese Erweiterung ist Ergebnis der gemeinsamen Anstrengungen von Landesforstbetrieb und FSC zur Ausdehnung der Zertifizierungen um die Landeswaldreviere Südharz und Zollhaus. Den Landesforsten danke ich für die Initiative, mit dem Biosphärenreservat Karstlandschaft Südharz das erste Großschutzgebiet im landeseigenen Wald nach FSC-Standard entwickelt zu haben. Ich weiß, hier wird unseren Forstleuten viel abverlangt. Doch ich bin überzeugt: Das ist der richtige Weg, um unseren Wald umweltgerecht, sozial verträglich und ökonomisch sinnvoll zu bewirtschaften. So sichern wir unsere Wälder dauerhaft als Ökosystem und der Rohstoff Holz wird aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern bereitgestellt. Das erwarten auch die Bürgerinnen und Bürger von uns.“

Sachsen-Anhalt verfügt nunmehr über 5 Forstreviere mit FSC-Zertifikat. In diesen Revieren wird künftig einheitlich der Wald FSC-konform nach dem Waldstandard 3.0 bewirtschaftet. Darüber hinaus werden bis 2021 zehn Prozent des Landeswaldes aus der Bewirtschaftung herausgenommen sein.

Mit einem Waldanteil von 25 Prozent gehört Sachsen-Anhalt zu den waldärmeren Bundesländern. Das Bundesland setzt auf Zuwachs; so erreichte der Wald bereits die 532.000-Hektar-Marke. Mit einem Zuwachs von mehr als 65.000 Hektar ist das im Vergleich der Bundesländer die höchste Steigerung in den vergangenen 20 Jahren (Quelle: Statistisches Bundesamt). Die Ministerin lobte das Engagement der Waldbesitzenden und des Landesforstbetriebes: „Die Forstwirtschaft trägt aktiv zum Klimaschutz bei. Ich freue mich sehr, dass wir langfristig mehr Wald aufbauen konnten. Jetzt steht der Waldumbau hin zu klimastabilen Mischwäldern im Mittelpunkt.“

Hintergrund:

55 Prozent der Waldfläche in Sachsen-Anhalt sind Privatwald, 28 Prozent Landeswald, 10 Prozent Bundeswald und sieben Prozent Kommunalwald.

Um die Grundlagen der Waldbehandlung zu erarbeiten, wird im Landesforstbetrieb alle 10 Jahre eine Inventur aller Waldflächen durch externe Dienstleister vorgenommen, die erreichten Ergebnisse der zurückliegenden 10 Jahre von Forsteinrichtern und Betriebsleitung kritisch gewürdigt, um dann eine flächenbezogene Planung von Behandlungsmaßnahmen in den zukünftigen 10 Jahren zu erarbeiten. Diese Planung wird in Bezug auf nationale Schutzgebiete besonders geprüft und in den Schutzgebieten NATURA 2000, insbesondere in der ausgewiesenen FFH-Kulisse auf Verträglichkeit mit den europäischen Vorgaben abgecheckt. Heute wurden diese Ergebnisse den Naturschutzbehörden vorgestellt, diskutiert und abgestimmte Vorschläge in die Planung aufgenommen.

Einige Grundsätze der FSC-Zertifizierung:

-  Es wird ein naturnaher und ertragreicher Waldzustand angestrebt, der in der Lage ist, sich den unterschiedlichen Klimabedingungen anzupassen.

-  Schaderreger sind nur zu bekämpfen, wenn die Gefahr erheblicher Schäden besteht und FSC zustimmt.

-  Die derzeit anzutreffenden Schalenwild-Bestände behindern ohne Zaunschutz eine Verjüngung der für die naturnahe Waldentwicklung notwendigen Baum- und Straucharten.

-  Zwischen Waldentwicklung und Wildbestand ist ein ausgewogenes Verhältnis herzustellen.

-  Angestrebt wird der naturnahe Mischwald mit 5 Baumarten auf der Fläche.

-  Waldränder von 30m Tiefe werden angelegt, um neben der ökologischen auch eine physikalische Schutzwirkung für Waldbestände zu erreichen

-   Der behördliche Naturschutz erlangt Kenntnis von geplanten Maßnahmen, kann sich aktiv einbringen, die Förster erlangen Sicherheit vor der Umsetzung konkreter Maßnahmen.