Forscher wollen Antitumor-Effekte von Statinen
entschlüsseln
Dresden (ko) – Brustkrebs ist hierzulande die
häufigste Tumorart bei Frauen. Obwohl sich die Behandlungsmethoden in den
letzten Jahrzehnten deutlich verbessert haben, können immer noch nicht alle
Patientinnen geheilt werden. Wissenschaftler aus Dresden sind jetzt möglicherweise
einer neuen Therapieoption auf der Spur: Sie wollen herausfinden, ob und wie
sogenannte Statine – eine zur Cholesterinsenkung häufig verordnete
Medikamentenklasse – auch gegen Brustkrebs eingesetzt werden können.
Die Deutsche Krebshilfe fördert das
Forschungsprojekt mit 188.000 Euro.
Jedes Jahr erkranken in Deutschland etwa 71.900
Frauen und 700 Männer neu an Brustkrebs. Entwickeln sich Metastasen in den
Knochen und anderen Organen, dann verschlechtern sich die Heilungschancen
deutlich. Auch wenn die üblichen Therapien nicht mehr anschlagen, die
Brustkrebszellen also resistent werden, ist der Behandlungserfolg in Gefahr.
Wissenschaftler des Universitätsklinikums Carl Gustav Carus an der Technischen
Universität Dresden arbeiten jetzt an einer neuen Behandlungsstrategie.
Statine: Cholesterinsenker und Krebskiller
zugleich?
Im Mittelpunkt ihrer Untersuchungen stehen die
Statine, eine bekannte Medikamentenklasse, die seit vielen Jahren gegen zu hohe
Cholesterinwerte verordnet wird und das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall
senken soll. Das Wirkprinzip: Die Substanzen hemmen einen wichtigen
Stoffwechselweg, der unter anderem der Bildung von Cholesterin dient. Dadurch
produziert der Körper weniger von dem fettähnlichen Stoff.
Schon länger ist bekannt, dass derselbe
Stoffwechselweg, der zur Cholesterinbildung führt, das Entstehen von Tumoren
und das Fortschreiten des Krebsgeschehens fördern kann – so auch bei
Brustkrebs. Umgekehrt konnte in Laborversuchen gezeigt werden, dass Statine,
die in diesen Stoffwechselweg eingreifen, nicht nur die Cholesterinproduktion
senken, sondern auch Tumorzellen abtöten. In klinischen Studien waren diese
Erkenntnisse jedoch nicht eindeutig auf Patienten übertragbar.
Die beiden Forscher PD Dr. Tilman Rachner und Dr.
Andy Göbel von der Medizinischen Klinik und Poliklinik III des
Universitätsklinikums Dresden wollen mit ihrer Arbeitsgruppe nun herausfinden,
warum Statine bei Patienten nicht so effektiv gegen Krebs wirken wie im Labor.
Nicht alle Brustkrebszellen sprechen auf Statine an
Rachner hat bereits eine mögliche Erklärung dafür:
„Ein zentrales Problem in der Übertragung der Befunde auf den Menschen liegt
darin, dass die notwendigen Konzentrationen von Statinen im Tumorgewebe nicht
erreicht werden können. Warum das so ist, wollen wir jetzt klären.“ Doch auch
ein anderes Thema beschäftigt die Forscher. „Wir haben festgestellt, dass nicht
alle Brustkrebszellen gleichermaßen empfindlich auf Statine reagieren“, ergänzt
Göbel.
Zunächst wollen die Forscher untersuchen, welche Typen
von Brustkrebszellen überhaupt auf Statine ansprechen, wie sich Resistenzen
entwickeln und wie sich diese aushebeln lassen.
„Bis neue Forschungsergebnisse vom Labor ans
Krankenbett gelangen, ist es oft ein weiter Weg“, so Gerd Nettekoven,
Vorstandsvorsitzender der Deutschen Krebshilfe. „Dafür braucht es nicht nur
einen langen Atem, Forschergeist und Innovationskraft, sondern auch einen
gesicherten finanziellen Rückhalt. Für die Deutsche Krebshilfe ist es daher ein
zentrales Anliegen, innovative Forschungsprojekte zu fördern, um die Behandlung
von Krebspatienten stetig zu verbessern.“
Hintergrundinformationen zum Thema Brustkrebs
Zu den Risikofaktoren für Brustkrebs gehören ein
höheres Lebensalter, das Vorkommen von Brustkrebserkrankungen in der Familie,
bestimmte Veränderungen des Brustdrüsengewebes (Mastopathien), die Einnahme von
Hormonpräparaten sowie Strahlenbelastungen des Brustgewebes. Auch die
Lebensweise spielt eine Rolle: Übergewicht, Bewegungsmangel, Rauchen und
Alkoholkonsum erhöhen das Risiko, an Brustkrebs zu erkranken.
Weitere Informationen zum Thema Brustkrebs finden
Betroffene und Interes-sierte auf der Website der Deutschen Krebshilfe
kostenlos unter www.krebshilfe.de/brustkrebs.
Eine persönliche Beratung bieten darüber hinaus die Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter des INFONETZ KREBS unter der kostenfreien Telefonnummer 0800 /
80708877.
Text / Foto: Stiftung Deutsche Krebshilfe /
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