Herzstiftung: Anzeichen der peripheren arteriellen
Verschlusskrankheit (pAVK) oder „Schaufensterkrankheit“ ernst nehmen: Auch das
Herz ist in Gefahr
(Frankfurt a. M., März 2019) Es beginnt mit Schmerzen
beim Gehen – häufig in den Waden: Bei der „peripheren arteriellen
Verschlusskrankheit“ (pAVK) sind die Arterien in Becken und Beinen verengt.
Dadurch gelangt nicht mehr ausreichend Blut in die Beine und es kommt zu
Schmerzen, weil die Muskelzellen in den Waden nicht genügend Sauerstoff und
Nährstoffe erhalten.
In Deutschland leiden vier bis fünf Millionen Menschen an
der tückischen Durchblutungsstörung der Gefäße (Arteriosklerose). Da Betroffene
aufgrund der Schmerzen häufig gezwungen werden stehen zu bleiben, wird die pAVK
auch „Schaufensterkrankheit“ genannt. „Mit der pAVK geht ein hohes Risiko für
Herzinfarkt und Schlaganfall einher“, warnt Herzspezialist Prof. Dr. med.
Dietrich Andresen, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Herzstiftung, die in
ihrer aktuellen Ausgabe HERZ HEUTE über die Diagnose und Therapie der pAVK
informiert. „Wer erste Anzeichen der Schaufensterkrankheit bemerkt, sollte
daher möglichst bald einen Arzt aufsuchen.“ Gleiches gilt für Schmerzen, die
sich beim Hinlegen in der Zehenregion bemerkbar machen, besonders wenn
Aufstehen für Linderung sorgt. Wird die pAVK nicht erkannt, bleiben
möglicherweise auch Gefäßverengungen in anderen Körperregionen wie
Halsschlagader, Gehirn, Nieren und Herzen unbehandelt. Die Folge sind z. B.
Infarkte, wenn die Arteriosklerose stark vorangeschritten ist. Mit einer
einfachen Untersuchung lässt sich der Zustand der Gefäße rasch feststellen.
Informationen zur pAVK erhalten Betroffene online unter www.herzstiftung.de/ schmerzen-in-den-beinen
Unbehandelt nehmen die Beschwerden zu
Wird die pAVK nicht erkannt, verschlechtert sich die
Durchblutung in den Bein- und Beckenarterien weiter und die Beschwerden nehmen
zu. Ärzte teilen die pAVK je nach Schweregrad in vier Stadien ein: In Stadium I
sind die Arterien zwar verengt, verursachen aber noch keine Beschwerden. In
Stadium II spüren Patienten die oben beschriebenen Schmerzen beim Gehen. In
Stadium III treten die Schmerzen nicht nur bei Belastung, sondern bereits in
Ruhe auf. Folgenschwer wird es in Stadium IV: „Geht die Durchblutung noch
weiter zurück und stirbt das unterversorgte Gewebe ab, entsteht ein ,Gangrän‘
oder ein offenes Geschwür“, warnt Prof. Dr. med. Dr. h. c. Klaus Mathias,
Radiologe und Spezialist für Gefäßmedizin (Dortmund) und einer der Autoren des
pAVK-Beitrags in HERZ HEUTE. „Wird die Gefäßerkrankung hingegen rechtzeitig
erkannt und entsprechend behandelt, lässt sich solch ein dramatischer Verlauf
oft verhindern.“
Diagnose und Therapie der Schaufensterkrankheit
Die pAVK lässt sich durch einen einfachen Test
diagnostizieren: Der Arzt tastet dazu den Puls in den Leisten sowie am Fuß und
misst den Blutdruck der Knöchel- und Zehenarterien. Ist der Puls abgeschwächt
oder fehlt er sogar ganz, bzw. sind die Drucke reduziert, steht die Diagnose
„pAVK“ fest. Per Ultraschall lässt sich anschließend das Ausmaß der
Gefäßerkrankung feststellen. Zur Therapie empfehlen Ärzte in der Regel eine
Umstellung des Lebensstils: Patienten sollten u. a. das Rauchen aufgeben, sich
gesund ernähren und regelmäßig bewegen, ideal sind 30-40 Minuten täglich (www.herzstiftung.de/ausdauer-verbessern).
„In schweren Fällen ist es allerdings nötig, die Durchblutung durch einen
kleinen Eingriff wiederherzustellen“, betont Prof. Dr. med. Sigrid Nikol,
Chefärztin der Abteilung für Klinische und Interventionelle Angiologie der Asklepios
Klinik St. Georg in Hamburg. „Mit verschiedenen Kathetertechniken kann ein
normaler Blutfluss wiederhergestellt werden.“ Dabei wird der Katheter, ein
kleiner Schlauch, durch die Blutgefäße bis zur Engstelle vorgeschoben und das
Gefäß von innen aufgedehnt. In einigen Fällen wird dabei ein Stent eingesetzt.
Die Eingriffe seien in der Regel wenig schmerzhaft und komplikationsarm.
Diabetes und Bluthochdruck als Risikofaktoren
Herzpatienten sollten besonders auf erste Anzeichen der
Schaufensterkrankheit achten. Denn die pAVK hat die gleiche Ursache wie die
Koronare Herzkrankheit: In den Blutgefäßen bilden sich Ablagerungen, die im
Laufe der Jahre die Gefäße verengen – die Arterien „verkalken“
(Arteriosklerose). Zwar bilden sich bei jedem Menschen im Laufe des Lebens
diese Ablagerungen. Über das Ausmaß bestimmen neben genetischen Faktoren vor
allem der Lebensstil sowie verschiedene Vorerkrankungen. Unter anderem erhöhen
Rauchen, Bluthochdruck (www.herzstiftung.de/Bluthochdruck-Sonderband.html),
Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) (www.herzstiftung.de/Diabetes.html)
sowie Fettstoffwechselstörungen (www.herzstiftung.de/cholesterin-ratgeber.html)
das Arteriosklerose-Risiko. Da sich auch die Herzkranzgefäße oder die Arterien
im Gehirn verengen können, haben Menschen mit Arteriosklerose ein stark
erhöhtes Infarkt-Risiko. „Bei Patienten mit pAVK sollte immer auch darauf
geachtet werden, ob es Anzeichen für eine koronare Herzerkrankung oder eine
Herzschwäche gibt“, rät Gefäßspezialistin Nikol. Umgekehrt sollten Patienten
mit solchen Herzleiden auf das Vorliegen einer pAVK untersucht werden.
Tipp: Mehr Informationen zur pAVK finden Patienten in dem
Expertenbeitrag „Kranke Gefäße – gefährdetes Herz“ von Prof. Mathias und Prof.
Nikol in der aktuellen Ausgabe der Herzstiftungs-Zeitschrift HERZ HEUTE, die
kostenfrei per Tel. unter 069 955128400 oder E-Mail unter
bestellung@herzstiftung.de (Stichwort: „pAVK“) angefordert werden kann.
Text - Quelle: Deutsche Herzstiftung - www.herzstiftung.de