Hamburg (ots). Der Medizinrechtler Jochen Taupitz übt in
der Wochenzeitung DIE ZEIT scharfe Kritik an den deutschen Regeln zur
Kinderwunschmedizin. Das heutige Recht verhindere, dass deutsche Paare
"auf dem Stand des aktuellen medizinischen Wissens behandelt werden
dürfen". Dies sei seit vielen Jahren bekannt, aber die Politik ändere
nichts daran - für Taupitz "ein Skandal".
Zugleich bezeichnet Taupitz die heutige Rechtslage als
"diskriminierend", weil sie Männer und Frauen unterschiedlich
behandele, ebenso wie verheiratete Paare und unverheiratete Paare,
heterosexuelle und gleichgeschlechtliche. "Ich kenne kein anderes Feld,
auf dem sich das Recht so gegen die wissenschaftliche und gesellschaftliche
Realität sperrt", sagt der Wissenschaftler im Interview mit der ZEIT.
"Die Regeln sind patientenfeindlich".
Am Dienstag hat die deutsche Akademie der Wissenschaften
Leopoldina in einem Gutachten ein modernes Fortpflanzungs-Medizingesetz für
Deutschland gefordert. Taupitz leitete die Arbeitsgruppe aus hochrangigen
Forschern und Medizinern, welche die Stellungnahme verfasst hat. Sie plädieren
dafür, den strengen Embryonenschutz zu lockern und die Eizellspende in
Deutschland zu erlauben.
In der ZEIT weist der Medizinrechtler außerdem darauf
hin, dass die Fruchtbarkeit mit zunehmenden Alter sinkt. Darüber solle schon in
der Schule informiert werden. Er sagt: "Damit die Jugendlichen später als
Erwachsene selbstbestimmt und informiert über ihren Kinderwunsch entscheiden
können, sollten sie auch darüber aufgeklärt werden, dass die biologische Uhr
irgendwann zu ticken beginnt".
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