Dezember 2021 – Laut Robert Koch-Institut (RKI) sind die
Quoten für Standardimpfungen bei Kindern in Deutschland verbesserungswürdig:
National bzw. international gesetzte Ziele werden nicht erreicht, schreiben die
Expert:innen in einem Bericht. Kinder sind „unnötig lange einer
Infektionsgefahr ausgesetzt.“
„Die Impfquote für die erste Masernimpfung bei Kindern im Alter von 15
Monaten beträgt bundesweit 85,8 Prozent“, heißt es in dem „Epidemiologischen
Bulletin“. Die regionalen Unterschiede sind groß: Die Spannweite auf Kreisebene
geht von 61,5 Prozent (Landkreis Garmisch-Partenkirchen, Bayern) bis hin zu
95,4 Prozent (Darmstadt, Hessen). Das im „Nationalen Masernaktionsplan“
formulierte Ziel von 95 Prozent wird „mit nur einer Ausnahme in nahezu allen Kreisen
weiterhin verfehlt“, so das RKI.
Auch bei der zweiten Dosis sieht es nicht besser aus: Sie „haben im Alter
von 24 Monaten 75,6 Prozent der Kinder des Geburtsjahrgangs 2018 erhalten“ (s.
Grafik). Immerhin: „Bis zur Schuleingangsuntersuchung werden Masernimpfungen
noch nachgeholt“. 2019 konnten dort 92,7 Prozent der Vier- bis Sieben-Jährigen
die zweite Dosis vorweisen. Doch das ist spät – und es sind noch immer zu
wenige.
Ähnlich verhält es sich bei anderen Standardimpfungen: Seit 2004 empfiehlt
die Ständige Impfkommission (STIKO) zum Beispiel die Vakzine gegen Varizellen
(Windpocken). „Die zweite Varizellenimpfung haben nur 70,7 Prozent der Kinder
empfehlungsgemäß bis zum zweiten Geburtstag erhalten“. Mit zunehmendem Alter
steigt der Anteil an: auf 85 Prozent bei der Schuleingangsuntersuchung.
Impflücken: Deutschland läuft Zielen hinterher
Das RKI kritisiert insgesamt: „Bei allen Impfungen werden die empfohlenen
Alterszeitpunkte nicht eingehalten, Impfserien bleiben unvollständig und einige
Kinder erhalten manche Impfungen gar nicht.“ Vor allem bei jenen Impfungen, die
schon lange etabliert sind – wie Diphtherie, Tetanus, Pertussis – „zeigen sich
im sehr jungen Alter nur moderate Impfquoten. Bis zum Alter der
Schuleingangsuntersuchungen werden Impfungen zwar nachgeholt, aber auch das
erfolgt nicht bei allen Kindern“.
Hinzu kommt: Die Bundesrepublik läuft nicht nur den eigenen, sondern auch
internationalen Zielsetzungen hinterher – etwa in Bezug auf die Poliomyelitis
(„Kinderlähmung“).
„In allen in der KV-Impfsurveillance untersuchten Geburtsjahrgängen von
2008 bis 2018 betrug diese Impfquote bundesweit nur rund 88 Prozent und liegt
damit sieben Prozentpunkte unter der Zielmarke“ der Weltgesundheitsorganisation
(WHO). „In Relation zu den Lebendgeborenenzahlen hatten damit rund 95.000
Kinder des Geburtsjahrgangs 2018 in Deutschland mit 15 Monaten noch keine
dritte Polioimpfstoffdosis erhalten.“
Das RKI mahnt: „Zu spätes Impfen setzt junge Kinder unnötig lange einer
Infektionsgefahr aus“. Zudem ist „das Risiko einer Weiterverbreitung des
Erregers […] durch zu spätes oder ungenügendes Impfen unnötig erhöht“.
Letztlich erschwert dies das Erreichen nationaler und internationaler
Zielvorgaben, die zum Beispiel die Ausrottung von Masern oder Polio im Blick
haben.
Text / Grafik: Pharma Fakten