Baierbrunn
(ots). Experten leiten aus Forschungen über Placebo-Effekte neue Ansätze zur
Behandlung von Patienten ab. "Wir können die Wirkung von Medikamenten
verstärken, deren Dosis reduzieren und damit Nebenwirkungen mindern",
erklärt Ulrike Bingel, Professorin für Klinische Neurowissenschaften an der
Medizinischen Fakultät der Universität Duisburg-Essen, im Gesundheitsmagazin
"Apotheken Umschau".
Bingel
und ihre Forscherkollegen gehen davon aus, dass die Wirkung jeder medizinischen
Maßnahme auf zwei Komponenten beruht: Einerseits werden Beschwerden durch die
enthaltene chemische Substanz eines Medikaments gelindert, andererseits kommt
als zweite Heilkomponente die Erwartung des Patienten hinzu. Ist seine
Einstellung zur Therapie von Vertrauen und Zuversicht geprägt, löst das bei den
meisten Menschen einen Placebo-Effekt aus - der Körper kurbelt die
Selbstheilung an.
Wirkung
von Schmerzmitteln steigern
Dr.
Renate Klinger, Schmerzpsychotherapeutin am Uniklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE)
versucht, Placebo-Effekte zu nutzen, um die Behandlung ihrer Patienten zu optimieren:
"Wir wollen so wenige Schmerzmittel wie möglich einsetzen und deren
Wirkung durch Placebo-Effekte steigern, indem wir gezielt positive Erwartungen
erzeugen und diese mit Medikamenten kombinieren." Geformt wird eine
positive Erwartung durch Beobachtung und Information. Wer zum Beispiel sieht,
dass eine Therapie bei anderen Patienten anschlägt, geht davon aus, dass sie
bei ihm ebenfalls wirkt. Auch die Aufklärung durch den Arzt, Therapeuten oder
Apotheker erzeugt eine positive Erwartung - sofern die Vorteile der Behandlung
im Vordergrund stehen. Die dritte treibende Kraft sind Vorerfahrungen: Hat die
Schmerztablette bisher zuverlässig gewirkt, reichen oft schon ihr Anblick und
die Aussicht auf Linderung, um die Pein einzudämmen.
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