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APP Team

Magdeburg-News: Hilfe für psychisch kranke Menschen zu Hause • wohl wachsende Nachfrage in Magdeburg



veröffentlicht am Montag, 13. März 2023

Magdeburg. Wer eine Depression hat, dem fällt es oft schwer, das Haus selbst für das Nötigste zu verlassen. Auch Angstpatienten schaffen das manchmal nur mit Überwindung. Unter anderem in Magdeburg besteht in solchen Fällen die Möglichkeit, den Ambulanten Psychiatrischen Pflegedienst der AWO in Anspruch zu nehmen. Vier Mitarbeiter sind in der Landeshauptstadt im Rahmen der psychiatrischen häuslichen Krankenpflege unterwegs. In der Landeshauptstadt ist die AWO der einzige Leistungsanbieter dieser Art. Landesweit gibt es bisher nur fünf ambulante psychiatrische Pflegedienste.

Pflegedienste ermöglichen Hilfsbedürftigen, trotz Einschränkungen durch Alter oder Krankheit, selbstständig in den eigenen vier Wänden zu leben. Jedermann weiß, dass Krankenschwestern oder Pfleger ins Haus kommen, um bei körperlichen Leiden die nötige Unterstützung zu leisten. Wenig bekannt ist dagegen, dass es auch bei psychischen Krisen entsprechende Hilfe gibt. Der Ambulante Psychiatrische Pflegedienst (APP) des AWO Fachkrankenhauses Jerichow bietet Betroffenen im nördlichen Sachsen-Anhalt psychiatrische häusliche Krankenpflege zu Hause (PHKP) und ambulant betreutes Wohnen (ABW) an.

„Das gewohnte Umfeld mit Familie und Freunden in der Nähe kann dazu beitragen, einen stationären Aufenthalt in der Klinik zu verkürzen, zu verhindern oder nach einem Krankenhausaufenthalt einen guten Übergang zu schaffen“, erklärt Matthias Witt, der seit Gründung des APP vor sechs Jahren Pflegedienstleiter ist. Zu seinem PHKP-Team gehören acht Fachkrankenschwestern und Pfleger der Psychiatrie, die Patienten im nördlichen Sachsen-Anhalt sowie in Magdeburg und Umgebung behandeln. Im ABW-Team arbeiten 5 Sozialpädagogen.

Anders als ihre Kollegen, die sich um körperliche Pflege kümmern, beschäftigen sich psychiatrische Fachkräfte nicht mit Waschen, Essen und Trinken anreichen, Verbandswechsel oder Verabreichung von Medikamenten. Ihre Patienten leiden an Depressionen, Psychosen, Schizophrenie, Panikattacken, Demenz oder traumatischen Belastungsstörungen.

„Unser wichtigstes Instrument ist das Gespräch. Es geht unter anderem darum, gemeinsam mit den Patienten Wege aus krankheitsbedingter Isolation zu erarbeiten. Strategien einzuüben, die aus daraus resultierenden Teufelskreisen herausführen. Wer eine Depression hat, dem fällt es oft schwer, das Haus selbst für das Notwendigste zu verlassen. Auch Angstpatienten schaffen das manchmal nur mit Überwindung.“ erläutert Witt, der als Fachkrankenpfleger für Psychiatrie den APP des AWO Fachkrankenhauses Jerichow auf- und ausgebaut hat.

Seine PHKP-Mitarbeiter sind Fachkrankenschwestern oder -pfleger für Psychiatrie, haben jahrelange Berufserfahrung. Sie helfen bei der Beziehungsarbeit, beraten zum Medikamentenmanagement, leisten motivierende Gesprächsführung, helfen beispielsweise Angstpatienten beim Training oder schaffen für Patienten Netzwerke, die helfen. Die psychiatrische häusliche Krankenpflege kann von einem Facharzt für Psychiatrie oder einem Psychotherapeuten für vier Monate, vom Hausarzt für sechs Wochen verordnet werden.

Im Jerichower Land sind Matthias Witt als Leiter des Dienstes und seine Mitarbeiter schon seit über sechs Jahren aktiv. Seit zwei Jahren helfen sie auch Menschen in Magdeburg und im Bördekreis. „Wir stellen uns auf eine weitere wachsende Nachfrage ein“, so Witt. Mittlerweile hat sein Team auch in Magdeburg ein festes Büro vor Ort und ein immer größer werdendes Netzwerk in diesem Bereich. Die psychiatrische Landschaft entwickle sich immer weiter in Richtung ambulant, sagt Witt.

Weitere Infos zum APP: https://www.awo-sachsenanhalt.de/awo-fachkrankenhaus-jerichow/app-abw-soziotherapie
 
Bildunterschrift: Pflegedienstleiter Matthias Witt und sein Team


Text & Foto: AWO Landesverband Sachsen-Anhalt e.V.