31. Oktober 2021
Foto: Flugangst kann jeden treffen - und
plötzlich auftreten. Sie trifft auch schon mal Vielflieger
1. Flugangst ist ernstzunehmen
Viele Menschen haben schon einmal Angst vor
dem Fliegen gehabt. Vor allem kurz vor dem Abheben sind sie nervös und haben
ein flaues Gefühl im Magen. Wenn das Flugzeug in der Luft ist, legt sich dieses
Gefühl dann schnell wieder. Eine ausgewachsene Flugangst ist damit nicht zu
vergleichen. Die sogenannte „Aviophobie“ kann bereits mehrere Tage vor der
eigentlichen Reise auftreten, aber auch erst am Abfertigungsschalter oder im
Flugzeug selbst.
Typische Symptome sind schwitzende
Handflächen, flache Atmung, Krämpfe im Magen- und Darmbereich, Herzrasen,
Schwindelanfälle, Übelkeit, Kopfschmerzen bis hin zu einer Panik, welche den
gesamten Organismus zu paralysieren scheint. Ferner bedeutet für die meisten
Betroffenen, dass durch die Flugangst ihre Bewegungs- und Entscheidungsfreiheit
eingeschränkt wird. Zeitsparende Reisen mit dem Flugzeug werden nicht gebucht
und Urlaubsaufenthalte in Fernreiseziele sind fast undenkbar.
2. Flugangst kann jeden treffen und
plötzlich auftreten
Nicht immer geht es um Menschen, die noch
nie geflogen sind. Während etwa die Hälfte der Frauen mit Flugangst beim „ersten
Mal“ mit diesem Problem konfrontiert wird, sind es bei Männern überwiegend
Vielflieger. Die eigentlichen Gründe für die Angst vor dem Fliegen haben nicht
immer etwas mit der Reise selbst zu tun. Auch ungelöste private Konflikte oder
Stress im Job können Flugangst auslösen. Für Flugangst muss sich niemand
schämen. Sie kann sogar das Bordpersonal treffen.
Nach einer deutschen Studie leiden circa 15
Prozent aller Deutschen unter der Angst vor dem Fliegen. Weitere 20 Prozent
fühlen sich ein wenig unwohl an Bord eines Flugzeuges. Die Flugangst oder
Aviophobie ist also keine Seltenheit. Wie ausgeprägt die Flugangst ist,
unterscheidet sich individuell stark. Bei einigen Betroffenen zeigen sich
bereits mehrere Tage vor einem Flug oder unmittelbar vor dem Abflug die
typischen Symptome einer Phobie.
3. Gegen Flugangst läßt sich effektiv etwas
tun
Das beste Mittel gegen akute Flugangst sind
Entspannungsübungen. Das können Atmungsübungen sein, die sogenannte „progessive
Muskelentspannung“ oder autogenes Training. Wer schon einmal unter Flugangst
gelitten hat, sollte solche Techniken gezielt trainieren, um sie bei der
nächsten Flugreise parat zu haben. Eine Verhaltenstherapie dagegen geht das
Problem gezielter an, in dem man sich mit der Flugangst bewusst auseinander
setzt und sich schrittweise daran gewöhnt. Viele Fluglinien bieten zu diesem
Zweck spezielle Seminare gegen Flugangst an. Beruhigende Medikamente wie
Johanniskraut oder Baldrian können die Symptome von Flugangst in manchen Fällen
ebenfalls lindern.
4. Gründe für eine Flugangst kennen
Zu den häufigsten Gründen von Flugangst
gehört allgemeine Angst vor Kontrollverlust, die spezielle Angst vor einem
Flugzeugabsturz, aber auch eine Art Höhenangst. Wissenschaftliche
Untersuchungen ergaben, dass nahezu 40 Prozent aller Betroffenen als Ursache
für ihre Flugangst Kontrollverlust angeben. 34 Prozent der Personen befürchten,
das Flugzeug könnte abstürzen. Etwa 13 Prozent empfinden bereits Angstzustände
bei dem Gedanken, sich in großer Höhe aufzuhalten oder scheinbar haltlos im
Raum zu schweben.
Rational lassen sich die Ursachen für eine
Flugangst hingegen nur selten begründen. Weniger als 25 Prozent der Betroffenen
können auf eigene negative Erfahrungen, welche sie bei bereits durchgeführten
Flugreisen gemacht haben, zurückgreifen. Für viele der Angsterkrankten ist die
Aviophobie ferner sehr unerwartet ins Leben gekommen. Andere berichten von
weiteren Stressfaktoren, die parallel auftreten.
5. Spannungzustände vermeiden
Wie andere phobische Störungen kann auch
die Flugangst durch die Eliminierung von Spannungszuständen beseitigt werden.
Dazu gehören die kognitive Therapie, autogenes Training und progressive
Muskelentspannung. Insbesondere die Konfrontation mit Angst auslösenden Reizen,
welche im Zuge einer Verhaltenstherapie erfolgt, kann sich als erfolgreich
erweisen. Doch auch die Hypnose ist als Therapieform bekannt. In einem Zustand
der Trance erhält das Unterbewusstsein des Patienten psychologische
Suggestionen, die die Flugangst verringern sollen. Anstelle des einstigen
Angstgefühls entsteht beim Fliegen schließlich ein Gefühl von Vertrauen, Ruhe
und Entspannung. Ein wirksames Mittel
bei Flugangst, kann auch die Progressive Muskelentspannung sein.
6. Die Flugangst in einem Seminar bekämpfen
Ferner gibt es die Möglichkeit, an
professionellen Flugangstseminaren teilzunehmen. Im Rahmen dieser Seminare wird
den Betroffenen der technische Hintergrund des Fliegens erklärt. Viele Tipps
gegen Flugangst werden einem praxisnah beigebracht. Ferner gibt es einen
psychologischen Teil, welcher die Angstmechanismen erklärt und wie ihnen
begegnet werden sollte. Den Abschluss des Seminars bildet ein Flug, welcher
psychologisch betreut ist. Wissenschaftler gehen davon aus, dass
Konfrontationstherapien die besten Erfolge mit einer Quote von 70 bis 95
Prozent erzielen können.
Einige Personen ziehen es jedoch vor, sich
mit ihrer Angst nicht auseinanderzusetzen. Sie greifen auf Flügen zu
Medikamenten, um die Flugangst zu unterdrücken. Dies sind meist
Beruhigungsmittel, die vor Panikattacken schützen. Sie sollten lediglich eine
Übergangslösung darstellen. Es ist stets besser, die Ursachen für die Angst zu
bekämpfen als nur die Symptome.
Text / Foto: djd/Unsplash Tim Gouw