Die Formel 1 macht an diesem Wochenende zum
ersten Mal auf dem Losail International Circuit in Katar Station.
Feature: Was erwartet uns auf dem Losail
International Circuit?
Toto über Katar:
Das vergangene Wochenende in São Paulo sah
am Ende einen Triumph trotz aller Widrigkeiten und ich könnte auf den
Kampfgeist jedes einzelnen Teammitglieds nicht stolzer sein. Unsere
Entschlossenheit stieg mit jedem Rückschlag nur noch einmal an und dieses Team
wuchs mit jeder Herausforderung, die sich uns in den Weg stellte, noch enger
zusammen, als es ohnehin schon der Fall war.
Lewis erzielte einen beeindruckenden Sieg,
über den man zu Recht noch viele Jahre sprechen wird. Für uns stellt dieser
Erfolg nur einen weiteren wichtigen Schritt auf unserem Weg dar und unser Ziel
ist klar. Aber die Disqualifikation am Samstag und der potenzielle Verlust von
drei WM-Punkten gestalten unsere Herausforderung im WM-Kampf natürlich nicht
einfacher. Valtteri zeigte das gesamte Wochenende über eine exzellente
Leistung. Sein Sieg im Sprint sowie sein Podestplatz am Sonntag haben bewiesen,
wie stark unsere Fahrerpaarung ist. Ihr Teamwork war fantastisch.
In Katar erwartet uns eine neue
Herausforderung auf einer brandneuen Formel 1-Rennstrecke und wir können es
kaum noch erwarten. Wir haben uns bestmöglich auf die neue Strecke vorbereitet.
Dabei wird es wichtiger denn je sein, unsere Erkenntnisse ab dem ersten Freien
Training zu optimieren. Das Kräfteverhältnis bleibt in dieser Saison weiterhin
von Strecke zu Strecke unberechenbar, aber Brasilien hat gezeigt, dass man mit
diesem Team immer rechnen muss, selbst wenn es sich in der Defensive befindet.
Das letzte Rennen bei einem Triple-Header
kann manchmal besonders kräftezehrend sein, aber bei nur noch drei
verbleibenden Rennen, in denen über die Vergabe beider WM-Titel entschieden
wird, ist unsere Motivation größer denn je. Wir konzentrieren uns darauf, diese
Motivation auf die wirkungsvollste Weise zu bündeln.
Was erwartet uns auf dem Losail
International Circuit?
Die Formel 1 gastiert an diesem Wochenende
zum Abschluss des Triple-Headers auf dem Losail International Circuit zum
ersten Mal in Katar. Die Strecke ist für die Formel 1 komplettes Neuland. Was
können wir von ihr erwarten?
Wie ist der Streckenverlauf?
Der Losail International Circuit liegt vor
den Toren von Doha, der Hauptstadt Katars. Die Strecke wurde im Jahr 2004
eröffnet und ist 5,418 km lang. Damit liegt sie bei der Streckenlänge ungefähr
im Mittelfeld aller F1-Kurse. Sie besitzt vor allem mittelschnelle und schnelle
Kurven und eine flüssige Charakteristik. Dies liegt zum Teil daran, dass sie
hauptsächlich für Motorradrennen verwendet wird.
Insgesamt gibt es 16 Kurven, 10 Rechts- und
6 Linkskurven. Die Zielgerade ist über einen Kilometer lang und führt zu einer
starken Bremszone vor Kurve 1, einer Haarnadel. Hier befindet sich auch die
einzige DRS-Zone der Strecke.
In den Kurven 4 bis 9 folgt eine Reihe
langsamer, engerer Kurven, in denen die Reifen sich erheblich aufheizen und die
Fahrer darauf achten müssen, sie nicht zu überhitzen. Der mittlere
Streckenabschnitt besteht vor allem aus flüssigen, schnellen Kurven. Im letzten
Teil gibt es dann eine Mischung aus verschiedenen Kurvengeschwindigkeiten und
Typen. Zum Abschluss der Runde führt eine langsame Rechtskurve zurück auf
Start-/Ziel.
Die Strecke liegt mit Blick auf die
Kurvengeschwindigkeiten unter dem Durchschnitt, befindet sich also ähnlich wie
der Hungaroring oder der Circuit de Barcelona-Catalunya auf der langsameren
Seite der Skala. Die langsamste Kurve ist Kurve 6, die mit ungefähr 100 km/h
durchfahren wird, die schnellste ist Kurve 13, in der die Fahrer 260 km/h
erreichen.
Welche Herausforderungen gibt es bei der
Fahrzeugabstimmung?
Da die Formel 1 zum ersten Mal in Katar
fährt, ist es für alle Beteiligten gewissermaßen eine Reise ins Ungewisse. Es
gibt keine historischen Daten vom Losail International Circuit, entsprechend
liegt der Fokus im Vorfeld des Rennwochenendes umso mehr auf der virtuellen
Welt. Dort arbeitet das Team in Computersimulationen sowie im
'Driver-in-Loop'-Simulator mit den eingeschränkten Informationen, die von der
Strecke zur Verfügung stehen.
Die Simulationen spielen hier eine umso
größere Rolle, da wir abhängiger davon sind, und das Simulator-Programm wird
die gesamte Woche über auf Hochtouren laufen, auch am Freitag, an dem wir die
neuen Erkenntnisse aus den Trainings nutzen können.
Die schnellen Kurven verlangen nach viel Abtrieb, was Katar in dieser Hinsicht zu einer der sensibelsten Strecke des Jahres macht. Wir gehen von einer rauen Streckenoberfläche aus und es bleibt abzuwarten, ob dies zu hohem Grip und einer effizienten Kurvenperformance führt oder einfach hoher Abnutzung und einfachem Aufwärmen der Reifen.
Den Teams stehen nur begrenzte
Informationen über bestimmte Streckencharakteristiken wie etwa Bodenwellen zur
Verfügung. Aus diesem Grund werden während der Trainings zum Beispiel
Kalkulationen über die Bodenfreiheit durchgeführt. Im Laufe des Freitags werden
die Teams versuchen, so schnell wie möglich Daten zu sammeln und ihr Wissen
über die Strecke zu verbessern.
Wie wird sich der Streckenverlauf auf die
Action auf der Strecke auswirken?
Da es nur eine DRS-Zone auf der Zielgeraden
gibt, gehen wir davon aus, dass Überholen sehr schwierig wird. Die
wahrscheinlichste Überholstelle ist Kurve 1, allen voran dank der Unterstützung
von DRS. Aber auch die Kurven 6, 10 und 16 könnten eine Gelegenheit bieten,
innen reinzustechen, sollte der Vordermann einen Fehler begehen.
Angesichts der schnellen, flüssigen
Charakteristik der meisten Kurven stellt die Strecke aber wahrscheinlich eine
spannende Herausforderung für die Fahrer dar und wird deshalb ein
beeindruckendes Spektakel für die Zuschauer bieten, besonders im Qualifying,
wenn die Fahrer bis ans absolute Limit gehen.
Die vielen Unbekannten auf einer neuen
Strecke bieten den Teams auch immer die Gelegenheit, an ihren Gegnern vorbeizuziehen,
da die Vorbereitung auf das Rennwochenende durch den Mangel an Daten
schwieriger ausfällt. Wenn ein Team das Setup früher als seine Konkurrenten auf
den Punkt genau trifft, könnten sie das Kräfteverhältnis durcheinanderbringen.
Da Überholen auf dem Losail International
Circuit schwierig ist, wird umso mehr Augenmerk auf der Qualifying-Pace liegen.
Sollte der Reifenabbau jedoch hoch ausfallen, werden die Teams über zwei oder
gar drei Stopps nachdenken müssen, was zu einer Konzentration auf die Rennpace
führen könnte
Wie sieht es mit dem Wetter aus?
Die Temperaturen werden erwartungsgemäß hoch sein. Die durchschnittlichen Temperaturen am Abend im November liegen auf dem Losail International Circuit bei 25°C. Jetzt im Herbst wird es jedoch deutlich kühler als im Sommer sein und auch die Luftfeuchtigkeit wird erheblich niedriger ausfallen. Die Wettervorhersagen sind ungefähr auf einem Niveau mit dem, was wir in Abu Dhabi erleben.
Die Streckentemperaturen werden höher als
die Umgebungstemperatur sein. Da wir davon ausgehen, dass die
Streckenoberfläche sehr rau ist, erwarten wir, dass der Reifenabbau höher als
gewöhnlich ausfallen könnte. Aufgrund seiner Lage und der Umgebung der Strecke
ist es schwer, dem Sand in Katar aus dem Weg zu gehen. Aber wie in Bahrain und
Abu Dhabi gehen wir davon aus, dass der Sand kein großes Problem für die Autos
darstellen wird. Er wird durch den Fahrbetrieb relativ rasch von der Strecke
gewischt werden. Wie in Bahrain wird auch hier künstliches Gras eingesetzt, um
zu verhindern, dass der Sand auf die Strecke zurückgeweht wird.
Wie sieht die Motorsportvergangenheit der
Strecke aus?
Der Losail International Circuit wurde mit
einer Bauzeit von weniger als einem Jahr für das Katar-Debüt der MotoGP im Jahr
2004 gebaut. Die Königsklasse des Motorradsports gehört seitdem zu den
Stammgästen in Katar und trug dort in der Saison 2008 auch das erste
Nachtrennen in der MotoGP-Geschichte aus.
Im Laufe der Jahre fanden auf der Strecke
auch Rennen der World Superbike Weltmeisterschaft sowie von Formelrennserien
statt. So trat auch die GP2 Asia im Jahr 2009 in Katar an. Zudem gastierte die
World Touring Car Championship schon in Losail. Während
die einzige permanente Rennstrecke des Landes hauptsächlich für Motorradrennen
verwendet wird, gibt es also auch eine gewisse Vergangenheit mit Autorennen.
Text / Foto: © 2021 Daimler AG - Mercedes-Benz
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