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katrin wenz

Welttag der Milch: Milchmenge an Inlandsbedarf anpassen

31. Mai 2018

Berlin. Es gibt zu viel Milch in Deutschland und trotzdem wird immer
mehr produziert. Die Folge: Während Molkereikonzerne ihren
Weltmarktanteil ausbauen, werden zahlreiche Höfe in den Ruin getrieben.
Auf diese Fehlentwicklung weist der Bund für Umwelt und Naturschutz
Deutschland (BUND) zum morgigen Welttag der Milch hin.

So wurden bereits im ersten Quartal 2018 fast acht Millionen Tonnen
Kuhmilch an Molkereien geliefert. Das sind 3,4 Prozent mehr als im
Vorjahreszeitraum. Gleichzeitig beträgt der Selbstversorgungsgrad
Deutschlands bei Milch und Käse bereits etwa 120 Prozent. Eine
Milchmenge in dieser Größenordnung wird hierzulande nicht gebraucht, was
in der Konsequenz dazu führt, dass immer mehr Milchpulver hergestellt
wird. So ist beispielsweise die Produktion von Magermilchpulver um 8,8
Prozent, die Produktion von Vollmilchpulver um 4,5 Prozent und von
Molkenpulver um 2,9 Prozent gestiegen. Auch die EU konnte bereits im
Januar und Februar dieses Jahres die Exporte von Magermilchpulver
erhöhen und war mit rund 132.000 Tonnen der weltweit größte Exporteur.

Und trotz der Exportsteigerung um 26 Prozent sind die Lagerhäuser bis
ans Limit gefüllt. „Eine derartige Überproduktion von Milch wirkt sich
negativ auf die Umwelt und den Tierschutz aus", sagt Katrin Wenz (Foto),
Agrarexpertin beim BUND. „Am Ende leiden aber auch die Bauern. Sie
erzielen für ihre guten Produkte am Markt nur noch sehr niedrige
Preise.“

Der BUND kritisiert das nur einseitig auf Wachstum ausgerichtete System
rund um die Milch. „Die Haltung der Milchkühe darf nicht weiter
industrialisiert und die Tiere nicht immer weiter auf Hochleistung
getrimmt werden“, so Wenz. „Statt auf der Weide zu grasen, bekommen die
Kühe Mais und Import-Soja. Hierfür werden riesige Flächen außerhalb der
EU in Anspruch genommen. Die expandierenden Sojamonokulturen in
Südamerika zerstören nicht nur Ökosysteme und gefährden die
Biodiversität, sondern vertreiben Kleinbauern und -bäuerinnen von ihrem
Land.“

Deshalb fordert der BUND eine klare Abkehr von der Exportausrichtung und
Weltmarktorientierung der Agrarpolitik. Milchbauern brauchen dringend
eine Steuerung am Markt, die sich an den realen, regionalen Bedarfen und
nicht an den Exportstrategien der Großmolkereien ausrichtet. „Es ist
dringend notwendig, dass die Höhe der Milcherzeugung entsprechend der
Marktlage in Deutschland ausgerichtet wird und sich am Inlandsbedarf
orientiert“, erklärte die BUND-Agrarexpertin. „Eine besonders
tiergerechte Weidehaltung muss von der Politik stärker gefördert werden.
Auch ist die Bindung der Tierhaltung an die Fläche dringend
erforderlich.“