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ThomasLippmann 0185 Presse A5

Fraktion DIE LINKE: Schulchaos war vermeidbar - Minister Tullner wird zur Belastung

Zu den Meldungen über den am 10. August zu erwartenden chaotischen 
Start in das neue Schuljahr erklärt der bildungspolitische Sprecher der 
Fraktion, Thomas Lippmann (Foto):

Minister Tullner sollte seine vollmundigen Ankündigungen wahrmachen 
und die Verantwortung für die chaotischen Zustände übernehmen, die [-] 
entgegen den vielfachen Warnungen und konstruktiven Lösungsvorschlägen 
[-] durch seine Entscheidungen entstanden sind. Er sollte in der Lage 
sein zu erkennen, dass sich die Realität nicht nach seinen Wünschen 
richtet und er seiner Aufgabe offensichtlich nicht gewachsen ist.

Seit dem Amtsantritt von Bildungsminister Tullner hat die Fraktion Die 
LINKE mit einer ganzen Flut von Anträgen und Debatten im Landtag und im 
Bildungsausschuss versucht, ihm die Hand zu reichen und Wege für den 
Umgang mit dem Erbe aus der unseligen Ära von Ex-Finanzminister 
Bullerjahn aufzuzeigen. Diese Hand hat Minister Tullner aber nicht nur 
immer wieder ausgeschlagen, er hat sich mit tiefer Überzeugung 
darangemacht, die unverändert radikalen Personalvorgaben des 
Finanzministers ohne jede Rücksicht auf die tatsächliche Situation in 
den Schulen und die Belastungen für Schulleitungen, Lehrkräfte und 
pädagogische Mitarbeiter*innen durchzusetzen [-] koste es, was es wolle.

Die Monate des Beschwichtigens und Schönredens, der Ankündigungen und 
Lügen finden nun mit dem Beginn des neuen Schuljahres ein jähes und 
erschreckendes Ende. Die Realität in den Schulen überrollt das vom 
Minister aufgebaute Kartenhaus und entlarvt seine hohlen Versprechen von 
der Verbesserung der Unterrichtsversorgung. Denn noch nie in der 
Geschichte des Landes haben so wenige Lehrkräfte und pädagogische 
Mitarbeiter*innen vor so vielen Schülerinnen und Schülern gestanden. 
Noch nie ist das Unterrichtsangebot derart ausgedünnt worden und noch 
nie ist ein Bildungs- bzw. Kultusminister derart oberflächlich und 
ignorant mit einer solchen Situation umgegangen. Es ist absehbar, dass 
mindestens in jeder zweiten Schule über das gesamte Schuljahr hinweg 
kein vollständig geordneter Schulbetrieb organisiert werden kann und das 
faktische "Aussetzen der Schulpflicht" für einzelne Klassen oder ganze 
Schulen über ein oder mehrere Tage keine Ausnahme mehr sein wird.

Es sind längst nicht mehr die Fehler der Vergangenheit, die immer mehr 
Kolleginnen und Kollegen in den Schulen verzweifeln lassen. Es sind in 
hohem Maße die Fehleinschätzungen und das Missmanagement von Minister 
Tullner selbst, der durch seine Experimente mit dem Personal immer mehr 
zu einer Belastung für die Koalition wird. Der Exodus von fast 200 
Sprachlehrkräften trotz einer unverändert hohen Zahl von Migranten mit 
Bedarf an Sprachförderung, die Halbierung der Zahl pädagogischer 
Mitarbeiter*innen an den Körperbehindertenschulen und deren 
fortschreitender Abzug aus den Grundschulen trotz der Verpflichtung, 
eine verlässliche Öffnungszeit zu gewährleisten, und nicht zuletzt die 
Reduzierung der Lehrerzuweisungen für den Grundbedarf der Grundschulen 
um 8 Prozent sind nur die Spitzen einer fachlich indiskutablen Politik, 
die das Schulsystem immer schneller und immer tiefer in die Krise führt.

Hinzu kommen jetzt noch die Fortschreibung dieser selbst verursachten 
Mangelsituation in das nächste Jahrzehnt durch die falschen 
Schlussfolgerungen zu den Kapazitäten für die Lehrerausbildung und das 
Festhalten an der unflexiblen und antiquierten Ausschreibungspraxis der 
Schulbehörden. Letztere führt schon seit längerer Zeit regelmäßig dazu, 
dass ein erheblicher Teil der ohnehin viel zu geringen Neueinstellungen 
erst nach mehreren Ausschreibungen und um Monate verspätet realisiert 
werden können. Schüler und Schulkollegien haben aber ein Recht, vom 
ersten Schultag an ordentlich miteinander zu arbeiten und nicht immer 
erst zum Beginn des zweiten Schulhalbjahres.

Magdeburg, 30. Juli 2017