veröffentlicht am Samstag, 20. Januar 2024
Magdeburg. In Anbetracht der gegenwärtigen Welle antisemitischer Äußerungen und Straftaten wird diskutiert, ob der Judenhass durch muslimische Migranten in den vergangenen Jahren gleichsam importiert worden ist. Auf die Ursprünge des islamischen Antisemitismus und den deutschen Anteil daran blickt der Politikwissenschaftler Matthias Küntzel in seiner historischen Studie „Nazis und der Nahe Osten“, die er am Montag, 22. Januar, um 19.30 Uhr in der Stadtbibliothek vorstellt.
Das Buch beleuchtet ein bislang wenig bekanntes Kapitel deutscher Vergangenheit: 1937 kam mit der Broschüre „Islam und Judentum“ eine neue Form von Judenhass in die Welt. Die Nationalsozialisten taten alles, um diese ideologische Hassbotschaft mithilfe ihrer arabischsprachigen Radiopropaganda zu verankern. Matthias Küntzel präsentiert neue Archivfunde, die belegen, wie sich das Judenbild im Islam zwischen 1937 und 1948 unter dem Einfluss dieser Propaganda und weiterer Nazi-Aktivitäten veränderte.
Diese andere Perspektive auf die Nahostgeschichte ermöglicht eine präzisere Beurteilung der Gegenwart, glaubt der Autor. Er fragt, was genau unter „islamischem Antisemitismus“ zu verstehen ist, wie er beispielsweise in Deutschland und Frankreich in Erscheinung tritt und danach, was diese Form der Judenfeindschaft möglicherweise besonders gefährlich macht. „Erst wenn wir begreifen, wie stark die moderne Nahostgeschichte von den Nachwirkungen des Nationalsozialismus geprägt ist, werden wir den Judenhass in dieser Region und dessen Echo unter Muslimen in Europa richtig deuten und adäquate Gegenmaßnahmen entwickeln können“, unterstreicht Matthias Küntzel.
Der 1955 geborene Autor ist promovierter Politikwissenschaftler und Historiker sowie Politiklehrer an einer Hamburger Berufsschule. Seine preisgekrönte Vorläuferstudie „Djihad und Judenhass“ provozierte eine lebhafte internationale Debatte über die Ursprünge des Antisemitismus in der arabischen Welt.
Alle interessierten Besucher sind am Montag, 22. Januar, um 19.30 Uhr herzlich zur Autorenlesung von Matthias Küntzel aus seinem Buch „Nazis und der Nahe Osten“ in der Zentralbibliothek der Stadtbibliothek, Breiter Weg 109, willkommen. Im Rahmen der Aktionswoche "Eine Stadt für alle" lädt die Stadtbibliothek Magdeburg gemeinsam mit der Landeszentrale für politische Bildung Sachsen-Anhalt ein. Der Eintritt ist frei.
Text: Stadtbibliothek Magdeburg
Foto: pixabay
