(ams). Auch wenn sich die Beschenkten in diesem Moment
„tierisch“ freuen: Katzen oder Hunde unter dem Weihnachtsbaum sind keine gute
Idee. Für die Tiere bedeutet es meist puren Stress, wenn sie sich zwischen
Festessen, Geschenketrubel und Verwandtenbesuchen in ihre neue Umgebung
eingewöhnen müssen. Und bei manchen neuen Besitzerinnen und
Besitzern macht sich nach der ersten Begeisterung oft Ernüchterung breit, wenn
es an die Pflichten geht. Auch die Kosten für ein Haustier werden oft
unterschätzt. Die Folge: In den Monaten nach Weihnachten verzeichnen die
Tierheime verstärkten Zulauf von Hund, Katze und Co..
Haustier-Boom in Corona-Zeiten
Haustiere in Deutschland sind beliebt: So lebten im Jahr 2020
15,7 Millionen Katzen, 10,7 Millionen Hunde und rund fünf Millionen Kleintiere
wie Kaninchen, Meerschweinchen, Mäuse und Hamster in deutschen Haushalten.
Durch die weit verbreitete Kurzarbeit und die besonderen
Homeoffice-Umstände während der Corona-Krise hat sich der Trend zum Haustier
noch verstärkt. "Für viele Menschen war ein Haustier in dieser Zeit Ersatz
für soziale Kontakte. Ein Hund etwa wurde für mehr Bewegung oder als
Stimmungsaufheller genutzt", sagt Birgit Lesch, Diplom-Psychologin bei der
AOK.
Gut für Gesundheit und Wohlbefinden
Dass sich das Zusammenleben mit Tieren positiv auf Gesundheit und Wohlbefinden auswirkt, ist bekannt: "Als gesundheitsfördernd gelten eine höhere Lebenszufriedenheit durch das Gefühl des Gebrauchtwerdens, Stressabbau durch Tierkontakt und Beobachtung, vermehrte körperliche Bewegung und mehr Sozialkontakte", heißt es beim Robert Koch-Institut zum Thema "Heimtierhaltung". So berichteten in einer Umfrage 40 Prozent der Befragten mit Hund und 46 Prozent der Befragten mit Katze von einem deutlichen Zuwachs an Sozialkontakten, nachdem sie sich das Tier angeschafft hatten. "Auch älteren und chronisch kranken Menschen tut ein Haustier nachgewiesenermaßen gut, sie gehen seltener zur Ärztin oder zum Arzt und benötigen weniger Medikamente", so Lesch.
Doch es gibt auch Risiken bei der Haustierhaltung: Haustiere
können Krankheiten übertragen, ihren Halter kratzen oder beißen und Allergien
auslösen oder diese verschlimmern.
Vorsicht vor Tierhandel im Internet
Der illegale Online-Welpenhandel, der vor allem in der
Corona-Pandemie boomte, ist hier besonders gefährlich. Die Tiere sind oft krank
und stammen meist aus einer nicht artgerechten Haltung. So mussten im September
2021 Dutzende von Menschen in Bremen wegen eines im Ausland gekauften
Hundewelpen gegen Tollwut geimpft werden, da das Tier mit der Krankheit
infiziert war. Auch zeigen die Tiere durch die nicht artgerechte Haltung häufig
ein sozialgestörtes Verhalten.
Vor der Anschaffung: Für und Wider genau abwägen
Wer ein Tier in der Familie aufnehmen möchte, sollte sich daher
zuvor ausführlich über dessen Bedürfnisse informieren und das Für und Wider
abwägen. Dabei kommt es auch darauf an, um was für ein Tier es sich handelt,
wie alt die Kinder sind, die sich um das Tier kümmern werden und auf die
Erfahrung und das Wissen, das speziell die Eltern mitbringen.
"Haustiere sind kein Spielzeug. Sie begleiten uns über eine
lange Zeit: Katzen zum Beispiel werden etwa 16 Jahre alt, Hunde rund 14 Jahre,
Zwergkaninchen bis zu zehn Jahren.
Wer geht mit dem Hund Gassi - auch in Zukunft? Wer versorgt das
Tier, wenn die Familie in den Urlaub fährt? Das sind Fragen, die vorher geklärt
und bedacht werden müssen, denn mit einem Tier übernimmt man die Verantwortung
für ein Lebewesen", sagt Psychologin Lesch. Auch die Kosten sollten im
Blick behalten werden: Laut Deutschem Tierschutzbund belaufen sich zum Beispiel
die jährlichen Kosten für einen Hund je nach Größe für Hundesteuer, Haftpflichtversicherung,
Futter, Impfung, Entwurmung und Parasitenbehandlung auf 750 bis 1.200 Euro,
Anschaffungskosten und Tierarztbesuche bei Krankheiten oder Verletzungen nicht
eingerechnet. Bei Katzen liegen die jährlichen Kosten bei rund 700 Euro.
Als vermeintlich weniger aufwendig werden oft Nagetiere oder
Reptilien, etwa Schildkröten, gesehen. Wenn es dann aber um das Säubern von
Käfigen, Aquarien oder Terrarien geht, ist das Interesse oft schnell verflogen.
Daher sollten diese Dinge ebenfalls vorher genau besprochen und abgewogen
werden.
Tier besser erst nach Weihnachten abholen
Entscheidet sich die Familie gemeinsam für ein Haustier, ist das
Tierheim eine gute Anlaufstelle. Dort warten Tiere jeder Art und jeden Alters
auf ein neues Zuhause. "Wenn es dann ein Weihnachtsgeschenk sein soll, tun
Sie Ihrem neuen Haustier und sich den Gefallen und holen es erst nach
Weihnachten in einer ruhigeren Phase ab, damit sich alle daran gewöhnen
können", rät Lesch. Stellvertretend könnte dann auch erstmal ein Plüschtier
unterm Weihnachtsbaum warten, bis das neue "tierische"
Familienmitglied in aller Ruhe ankommt.
Text / Foto: AOK-Bundesverband