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Ob für den Weg zur Arbeit, zum Einkaufen oder zum Wochenendausflug: Das Fahrrad
wird als Verkehrsmittel immer beliebter und häufiger genutzt. Wer viel radelt,
leidet jedoch häufig unter Taubheitsgefühlen, Sitzbeschwerden und
Verspannungen.
(lifepr)
(Bremervörde) Ob für den Weg zur Arbeit, zum Einkaufen oder zum
Wochenendausflug: Das Fahrrad wird als Verkehrsmittel immer beliebter und
häufiger genutzt. Wer viel radelt, leidet jedoch häufig unter
Taubheitsgefühlen, Sitzbeschwerden und Verspannungen.
Schuld
sind eine fehlende Ergonomie der Kontaktpunkte oder eine ungünstige Haltung
durch eine falsche Radeinstellung. Um den Rücken von Radfahrern zu entlasten,
hat die Aktion Gesunder Rücken (AGR) e. V. mit ihrem unabhängigen Gütesiegel
„Geprüft & empfohlen“ ergonomische
Fahrradkomponenten ausgezeichnet. Wie man Rückenschmerzen auf dem Rad am besten vorbeugen kann und
worauf man beim Kauf achten sollte, hat Jan-Philipp Schmidt, angehender
Sportwissenschaftler an der Deutschen Sporthochschule Köln, den AGR-Experten
Malte Kammann und Dr. Kim Tofaute, einen der führenden Fahrradergonomen in
Europa und Bike Fitting-Experte gefragt:
Jan-Philipp
Schmidt: Warum
ist ein ergonomisch konzipiertes Rad so wichtig? Wo liegen die Vorteile
gegenüber herkömmlichen Modellen?
Dr.
Kim Tofaute:
80 Prozent der Menschen leiden im Laufe ihres Lebens unter Rückenschmerzen.
Viele Menschen, die ein Fahrrad nutzen, bringen daher schon eine Vorbelastung
mit. Ein ergonomisches Fahrrad ist nicht nur komfortabel, sondern kann auch die
Körperhaltung verbessern, Fehlstellungen verhindern und auftretende Kräfte
besser verteilen. Das reduziert Beschwerden. Außerdem ist ein aktiver
Lebensstil die beste Prävention – häufiges bzw. regelmäßiges Radfahren mit
ergonomischen Komponenten hält unseren Rücken gesund.
Jan-Philipp
Schmidt: Stichwort
ergonomische Komponenten – worauf sollten Verbraucher hier besonders achten?
Dr.
Kim Tofaute:
Beim Radfahren interagieren unsere unterschiedlichen Körperteile als System.
Das Zusammenspiel der verschiedenen Komponenten wie Sattel, Griff und Pedale
ist also entscheidend. Das Fahrrad muss als Ganzes auf die persönlichen
Bedürfnisse abgestimmt sein. Wird einer der Bestandteile verändert oder ist
nicht ergonomisch konzipiert, hat das Auswirkungen auf den ganzen Körper und
besonders auf die Rückengesundheit.
Malte
Kammann:
Wichtig ist also zum Beispiel ein hochwertiger Sattel, der nicht nur ein
bequemes Polster hat und die Durchblutung fördert, sondern auch natürliche
Beckenbewegungen zulässt und durch eine gute Dämpfung einer starren Haltung
entgegenwirkt. Zusätzlich sollte der Sattel durch seine Form dynamisches Sitzen
ermöglichen, in verschiedenen Größen verfügbar sein und in unterschiedlichen
Breiten für Männer und Frauenangeboten werden, da sich hier die Anatomie
unterscheidet. Informationen rund um einen rückenfreundlichen Sattel gibt es
übrigens unter: www.agr-ev.de/fahrradsaettel.
Jan-Philipp
Schmidt: Und
welche Auswirkungen können wenig ergonomische Lenkergriffe auf die
Rückengesundheit haben?
Malte
Kammann: Die
Griffe spielen eine große Rolle: Schließlich nehmen die Handballen einen großen
Teil des Gewichts des Körpers auf. Beim Fahren werden die Nervenbahnen in den
Händen dauerhaft komprimiert, Folgen können Verspannungen in Armen, Schultern
und Nackenbereich oder ein Karpaltunnelsyndrom sein. Das soll natürlich
vermieden werden. Achtet der Käufer also auf Produkte mit dem AGR-Gütesiegel,
kann er sich sicher sein, seinem Rücken etwas Gutes zu tun. Auch hier gibt es
viele nützliche Infos unter: www.agr-ev.de/fahrradgriffe
Jan-Philipp
Schmidt: Das
klingt schmerzhaft und sollte verhindert werden. Was macht einen ergonomischen
Griff aus?
Dr.
Kim Tofaute:
Eine große Auflagefläche ist wichtig – sie sorgt dafür, dass der Druck verteilt
wird. Das entlastet die Handnerven und steigert den Komfort. Dazu empfehlen wir
einen Flügelgriff, der sich individuell einstellen lässt. Er stützt die Hand
und bringt das Handgelenk in eine ergonomische Position. Das merkt man auch im
Nacken- und Schulterbereich. Entspannt greifen entlastet auch diesen Bereich
des Rückens. Verschiedene Funktionsbereiche sorgen mit unterschiedlichen
Texturen für ausreichend Grip an den Fingern und im Handballenbereich, auch die
Reibung am Daumen beim Schalten wird dadurch reduziert. Außerdem sollte eine
Auswahl für verschiedene Handformen und – größen vorhanden sein.
Jan-Philipp
Schmidt: Je
nach Fahrradtyp und Fahrstil müssen Abstand, Höhe und Winkel von Sattel,
Pedalen und Lenker auf den Benutzer abgestimmt sein. Gibt es außerhalb des
Fachgeschäfts eine Möglichkeit, sein Fahrrad selbst rückengerecht einzustellen?
Dr.
Kim Tofaute:
Besonders einfach geht das mit einer Fitting Box, die in drei Varianten von
Anfängern über Fortgeschrittene bis hin zum Fahrradprofi erhältlich ist. Dazu
habe ich die Ergon-„Schritt für Schritt“-Methode entwickelt: Vorkenntnisse sind
nicht nötig, das Fahrrad lässt sich schnell und präzise von Jedermann selbst
einstellen. Die Inhalte sind leicht verständlich, zusätzlich decken die Boxen
ein breites Spektrum von Fahrradtypen ab.
Jan-Philipp
Schmidt: Wer
keinen Gepäckträger hat, ist häufig mit Rucksack unterwegs. Welche
Eigenschaften sollte denn ein rückenfreundlicher Rucksack mitbringen?
Dr.
Kim Tofaute:
Wichtig ist, dass die Wirbelsäule nicht stark belastet wird. Dafür sorgt eine
atmungsaktive Rückenkonstruktion, die auf die Lenden-und Brustwirbelsäule
abgestimmt ist. Für einen guten Sitz muss der Rucksack in der Höhe verstellbar
sein. Ein Hüftgurt nimmt einen Großteil der Last von den Schultern, verteilt
sie auf den Hüftknochen und sorgt für eine stabile Position des Rucksacks auf
dem Rücken.
Malte
Kammann:
Gepolsterte, ergonomisch geformte Schultergurte geben einen guten Halt. Sie
sollten breit genug und leicht verstellbar sein. Ein Brustgurt, der sich leicht
straffen und lösen lassen sollte, hält die Schultergurte in Position. Weitere
Infos finden Interessierte übrigens auf der AGR-Webseite unter: www.agr-ev.de/fahrradrucksaecke
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