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AOK Ams 30f

Gesundheit-News: Die große Erschöpfung der Pflegekräfte

30. Januar 2022

Januar 2022 (ams). Starker Zeitdruck- und hohe Verantwortung, Druck von Vorgesetzten, dazu Ärger mit Angehörigen: Viele professionell Pflegende leiden unter Dauerstress. Die Symptome sind vielfältig und betreffen meist Körper und Psyche: Entkräftung kombiniert mit Schlafstörungen, Gefühlen der Überforderung und Überlastung. Folgt auf Phasen der Anspannung keine ausreichende Erholung, droht das sogenannte Burnout-Syndrom. Der englische Begriff "Burnout" bedeutet "ausbrennen" und bezeichnet einen chronischen Erschöpfungszustand.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat Burnout nun erstmalig als Berufsphänomen beschrieben und genauer erklärt. Sie ordnet es als Folge von chronischem Arbeitsstress, also ausschließlich arbeitsbedingt im neuen internationalen ICD-11-Katalog ein, der seit Januar 2022 in allen WHO-Staaten gilt.

Laut der Stiftung Deutsche Depressionshilfe gibt es zu Burnout keine klaren Diagnosekriterien. Burnout ist ein Prozess, der bis zum Zusammenbruch führen kann, aber es ist keine eigene psychische Krankheit. Dennoch können sich hinter dem "Ausgebranntsein" auch Erkrankungen, wie eine Depression, eine Angststörung oder ein chronisches Müdigkeitssyndrom verbergen. Die Unterscheidung ist schwierig und daher eine sorgfältige fachärztliche Abklärung wichtig. Nur so kann festgestellt werden, welche Gründe es für die Erschöpfung gibt und welche Behandlung erforderlich ist.

Fehlzeiten wegen eines Burnouts nehmen zu

Die Arbeitsunfähigkeitstage, in denen Burnout ärztlich angegeben wurde, nehmen stark zu. Laut Fehlzeiten-Report 2021 des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WidO) haben sie sich innerhalb von zehn Jahren bei den AOK-Versicherten um fast 36 Prozent erhöht. Die Betroffenen fehlen mit 30 Tagen auch wesentlich länger als der Bundesdurchschnitt aller Erkrankten in Deutschland wie das Statistische Bundesamt errechnet hat. Dies ist sowohl für die Betroffenen, als auch für Unternehmen eine Belastung.

Anzeichen für Burnout am Arbeitsplatz

Ein Gefühl des "Ausgebranntseins" ist immer eine Mischung aus persönlichkeitsbedingten und äußeren Faktoren, die sich länger anbahnen.

Burnout macht sich meist bemerkbar durch:

Eine tief anhaltende emotionale und körperliche Erschöpfung,

die Arbeit wird zunehmend als belastend und frustrierend wahrgenommen. In Folge entwickeln Betroffene eine emotionale Distanz und Abstumpfung gegenüber den Kolleginnen und Kollegen und der Arbeit an sich

die tägliche Leistungsfähigkeit in Beruf und Alltag leidet; alles wird lustlos und unkonzentriert erledigt, alles wird negativ gesehen oder zynisch kommentiert

Quelle: Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG)

Pflegekräfte sind besonders gefährdet

Burnout trifft vor allem helfende Berufe - Pflegekräfte stehen nach Analysen des Fehlzeiten-Reports 2021 gleich hinter den Sozialarbeitern/Sozialpädagogen auf den Plätzen zwei bis vier. Dabei sind Frauen deutlich länger krankgeschrieben als Männer. Mit zunehmendem Alter steigt bei beiden Geschlechtern das Risiko infolge eines Burnouts krankgeschrieben zu werden.

"Professionelle Pflegekräfte stehen nicht erst seit der Covid-19-Pandemie stark unter Druck", sagt Werner Winter, Experte für Betriebliche Gesundheitsförderung im AOK-Bundesverband. So belasten unter anderem ungünstige Arbeitsbedingungen, wie Schicht- und Springerdienste, Überstunden und zu wenig Personal die Gesundheit der Pflegekräfte. Auch hohe emotionale Anforderungen, mangelnde Unterstützung und Wertschätzung am Arbeitsplatz oder schlechte Arbeitsorganisation setzen der Psyche zu. Das Gefühl, den Job nicht mitgestalten zu können, und dort ständig im Überforderungsmodus zu sein, können zu Rückzug und Frustration führen und stehen mit einem höheren Burnout-Risiko in Verbindung, wie der HTA-Forschungsbericht dazu feststellt.

Das können Führungskräfte tun

"Damit der Pflegejob nicht krank macht, sind Führungskräfte und Arbeitgeber gefordert, die krank machenden Strukturen zu beseitigen. Sie müssen vorbeugen und die Belastungen im beruflichen Umfeld reduzieren, damit die Beschäftigten gar nicht erst ins Burnout geraten. Die Führungskraft sollte immer ein offenes Ohr für die Pflegeteams haben, eben nah am Geschehen sein und bei ersten Anzeichen, wie Ärger im Team, unkonzentrierte und überlastete oder frustrierte Mitarbeitende das direkte Gespräch suchen", so AOK-Experte Winter weiter.

Damit Pflegeeinrichtungen und Krankenhäuser mehr erfahren, wie sie ihre Pflegekräfte unterstützen können, hat die AOK die bundesweite Kampagne "Pflege.Kräfte.Stärken" ins Leben gerufen. Bei Kernthemen, wie Arbeitsorganisation, Aufgabenmanagement oder selbstbestimmtes Arbeiten unterstützen Onlineangebote die Pflegekräfte oder die AOK-Berater vor Ort.

"Wenn sich die Führungsebene aktiv für die Gesundheit ihrer Pflegekräfte einsetzt, hat das positive Auswirkungen auf die Personalfindung und -bindung. Die Pflegeeinrichtungen, die sich um die Gesundheit ihrer Mitarbeitenden kümmern, sind für qualifizierte Beschäftigte deutlich attraktiver. Die Fluktuation ist zudem geringer. Gesunde, wertgeschätzte Beschäftigte stärken ein Unternehmen im Inneren genauso wie in der Außenwahrnehmung", sagt Winter.

 

 

Text / Foto: AOK-Bundesverband - ams / pixabay