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ABB MoosbauerDievergesseneRoeme 978 3 406 72489 3 1A Cover

Buchtipp: „Die vergessene Römerschlacht – Der sensationelle Fund am Harzhorn

Sonntag, den 21. Oktober 2018


Bundesgenossen fällten eine weitreichende Entscheidung 

 

Von Uta Luise Zimmermann-Krause

 

Wenn Feinde zu Freunden werden, bilden sich mitunter unvorhersehbare Konstellationen, die nicht in jedem Fall alle Beteiligten erfreuen. In seinem neuesten Buch „Die vergessene Römerschlacht – Der sensationelle Fund am Harzhorn“, erschienen im Verlag C.H.Beck, lässt der renommierte Autor Günther Moosbauer römisch-germanische Geschichte im neuen Licht erscheinen. Günther Moosbauer ist Professor für Provinzialrömische Archäologie und leitet das Gäubodenmuseum in Straubing.

Als profilierter Kenner der römischen Germanienpolitik war er wissenschaftlich verantwortlich für das „Kalkriese-Projekt und gilt ebenfalls als einer der besten Kenner der Römergeschichte in Germanien. In seinem Buch führt Günther Moosbauer den Leser zu politischen Geschehnissen des 2. Jahrhunderts. Die Rede ist vom Angebot barbarischer Stämme entlang der römischen Grenzen im Gebiet der mittleren und unteren Donau, die sich den Römern unterwerfen wollen, doch Kaiser Antonius Pius (138-161) lehnt ab.

Eine Notiz aus der Historia Augusta lässt wissen: „Eine Reihe Krieger ließ er [Antonius Pius] durch seine Statthalter führen. So ließ er die Britannier durch den Statthalter Lollius Urbicus besiegen und nach der Zurückdrängung der Barbaren eine weitere Mauer, und zwar aus Rasenstücken, errichten [Antonine Wall]. Die Mauren [Maurenkrieg 142-ca. 150/151] wurden gezwungen, um Frieden zu bitten. Germanen, Daker und viele andere Völkerschaften ließ er ebenso wie die aufständigen Juden durch seine Statthalter und Heerführer niederwerfen.“ Weitere Konfliktherde befanden sich an Rhein und Donau sowie an den Grenzen der Provinz Dakien (dem heutigen Rumänien). Weitere Auseinandersetzungen fanden auch im Schwarzmeergebiet statt. Antonius Pius Ziel war es, die Reichsgrenzen zu verstärken. Im Osten des Römischen Reichs bedrohten Parther die Grenzen zu den römischen Provinzen Kappadokien und Syrien. Münzen mit ihren Inschriften geben Zeugnis von den Ereignissen der Markomannenkriege, zu Expeditionen der Herrscher, von Triumphen, imperatorischen Akklamationen und Siegestiteln, während sich die Goten seit der Mitte des  2. Jahrhunderts n.Chr. vom nördlichen Großpolen und Pommern in Richtung Ukraine und Schwarzes Meer ausbreiteten. Seit langem schon bildete Ungarn eine Schnittstelle zwischen elbgermanischen Verbänden und dem Römischen Reich. Hier kam es zu schweren Kämpfen in den Markomannenkriegen. Kaiser Mark Aurel und Lucius Verus brachen 168 n.Chr. nach Aquileia auf, überquerten die Alpen und führten Krieg in Pannonien (Ungarn). Zunächst war der Sieg auf ihrer Seite, doch zurück in Rom, forderte die eingeschleppte Seuche viele Todesopfer. Wenig später erlitten die römischen Truppen eine schwere Niederlage.

Ständige Raubzüge anderer Verbände schwächten das Römische Reich. Auch die Gebiete nördlich der Alpen waren von Germaneneinfällen betroffen. Die Rheingrenze hielten die Römer mit Geschenken an die Stammesführer ruhig, doch zwischen 160 und 170 n.Chr. setzte ein massiver Zustrom römischer Waren und Münzen in die Gebiete zwischen Elbe und Niederrhein ein. Aus alten Gegnern formierten sich neue Stammesverbände, die erneut die Grenzen des Reichs durchbrachen, um Beute zu machen.

Soldatenkaiser erklommen den Thron in rascher Folge, die Stabilität des Reiches geriet ins Wanken und führte zum Untergang der Severer-Dynastie, bis schließlich das Erbe an Maximinus Thrax fiel und er nach seiner Machtübernahme, um die Erwartungen der Truppen zu erfüllen, im Jahr 234 n.Chr. zu einem Feldzug aufbricht, der ihn tief nach Germanien hinein führt. Unter den Reitern befanden sich auch Germanen, die zu Pferde als gute Kämpfer galten. Es gab eine Anzahl germanischer Verbände, die ohnehin beim römischen Heer verblieben. Die Siedlungsgebiete der Rhein-Weser-Germanen erstreckten sich bis zum Harz im Osten. Und es schlossen sich die Elbgermanen an, die von der Niederelbe bis nach Böhmen und Mähren beheimatet waren.

Schon Tacitus beschrieb in seiner Germania das Aussehen der Germanen: „… furchterregende blaue Augen, rötliche Haare und große Körper, die allerdings nur beim ersten Ansturm stark sind.“ Die Anführer der Germanen trugen prachtvollen Goldschmuck, genagelte Stiefel und Kettenhemden. Herodian beschreibt die Kampfsituation des Maximinus Thrax so, der geplünderte Viehherden seinen Soldaten überließ: „Er verwüstete das Land weit und breit – das Getreide reifte bereits – steckte die Dörfer in Brand und überließ sie dem Heer zur Plünderung. Denn das Feuer erfasst dort sehr leicht die Siedlungen, wie sie sie haben, nebst allen Gebäuden. An Bruchstein und Ziegeln ist nämlich bei ihnen Mangel, aber sie haben mächtige Wälder und daher gewaltige Holzvorräte. Daraus zimmern sie sich Hütten zusammen.“

Zu Beginn des 21. Jahrhunderts wurde das antike Schlachtfeld am Harzhorn auf sensationelle Weise entdeckt. Die Schlachtfeldarchäologie förderte einzigartige Funde zutage, die im Jahr 2013 zu einer großen Ausstellung im Landesmuseum Braunschweig präsentiert werden. Für Geschichtsinteressierte ist die römisch-germanische Begegnung im Kampf „Die vergessene Römerschlacht – Der sensationelle Fund am Harzhorn“ spannend erzählt und sehr empfehlenswert.

  

  • Günther Moosbauer,

Die vergessene Römerschlacht-

Der sensationelle Fund am Harzhorn.

222 Seiten, 27 Abbildungen und Karten, 

gebunden, Hardcover, Schutzumschlag,

Verlag C.H.Beck, 2018

ISBN 978-3-406-72489-3

Preis: 19,95 EUR