Bundesgenossen fällten eine weitreichende Entscheidung
Von
Uta Luise Zimmermann-Krause
Wenn Feinde zu Freunden werden, bilden sich mitunter
unvorhersehbare Konstellationen, die nicht in jedem Fall alle Beteiligten
erfreuen. In seinem neuesten Buch „Die vergessene Römerschlacht – Der
sensationelle Fund am Harzhorn“, erschienen im Verlag C.H.Beck,
lässt der renommierte Autor Günther Moosbauer römisch-germanische
Geschichte im neuen Licht erscheinen. Günther Moosbauer ist Professor für
Provinzialrömische Archäologie und leitet das Gäubodenmuseum in Straubing.
Als profilierter Kenner der römischen
Germanienpolitik war er wissenschaftlich verantwortlich für das
„Kalkriese-Projekt und gilt ebenfalls als einer der besten Kenner der
Römergeschichte in Germanien. In seinem Buch führt Günther Moosbauer den Leser
zu politischen Geschehnissen des 2. Jahrhunderts. Die Rede ist vom Angebot
barbarischer Stämme entlang der römischen Grenzen im Gebiet der mittleren und
unteren Donau, die sich den Römern unterwerfen wollen, doch Kaiser Antonius
Pius (138-161) lehnt ab.
Eine Notiz aus der Historia Augusta lässt wissen: „Eine Reihe Krieger ließ er
[Antonius Pius] durch seine Statthalter führen. So ließ er die Britannier durch
den Statthalter Lollius Urbicus besiegen und nach der Zurückdrängung der
Barbaren eine weitere Mauer, und zwar aus Rasenstücken, errichten [Antonine
Wall]. Die Mauren [Maurenkrieg 142-ca. 150/151] wurden gezwungen, um Frieden zu
bitten. Germanen, Daker und viele andere Völkerschaften ließ er ebenso wie die
aufständigen Juden durch seine Statthalter und Heerführer niederwerfen.“
Weitere Konfliktherde befanden sich an Rhein und Donau sowie an den Grenzen der
Provinz Dakien (dem heutigen Rumänien). Weitere Auseinandersetzungen fanden
auch im Schwarzmeergebiet statt. Antonius Pius Ziel war es, die Reichsgrenzen
zu verstärken. Im Osten des Römischen Reichs bedrohten Parther die Grenzen zu
den römischen Provinzen Kappadokien und Syrien. Münzen mit ihren Inschriften
geben Zeugnis von den Ereignissen der Markomannenkriege, zu Expeditionen der
Herrscher, von Triumphen, imperatorischen Akklamationen und Siegestiteln,
während sich die Goten seit der Mitte des
2. Jahrhunderts n.Chr. vom nördlichen Großpolen und Pommern in Richtung
Ukraine und Schwarzes Meer ausbreiteten. Seit langem schon bildete Ungarn eine
Schnittstelle zwischen elbgermanischen Verbänden und dem Römischen Reich. Hier
kam es zu schweren Kämpfen in den Markomannenkriegen. Kaiser Mark Aurel und
Lucius Verus brachen 168 n.Chr. nach Aquileia auf, überquerten die Alpen und
führten Krieg in Pannonien (Ungarn). Zunächst war der Sieg auf ihrer Seite,
doch zurück in Rom, forderte die eingeschleppte Seuche viele Todesopfer. Wenig
später erlitten die römischen Truppen eine schwere Niederlage.
Ständige Raubzüge anderer Verbände schwächten das
Römische Reich. Auch die Gebiete nördlich der Alpen waren von Germaneneinfällen
betroffen. Die Rheingrenze hielten die Römer mit Geschenken an die
Stammesführer ruhig, doch zwischen 160 und 170 n.Chr. setzte ein massiver
Zustrom römischer Waren und Münzen in die Gebiete zwischen Elbe und Niederrhein
ein. Aus alten Gegnern formierten sich neue Stammesverbände, die erneut die
Grenzen des Reichs durchbrachen, um Beute zu machen.
Soldatenkaiser erklommen den Thron in rascher Folge,
die Stabilität des Reiches geriet ins Wanken und führte zum Untergang der
Severer-Dynastie, bis schließlich das Erbe an Maximinus Thrax fiel und er nach
seiner Machtübernahme, um die Erwartungen der Truppen zu erfüllen, im Jahr 234
n.Chr. zu einem Feldzug aufbricht, der ihn tief nach Germanien hinein führt.
Unter den Reitern befanden sich auch Germanen, die zu Pferde als gute Kämpfer
galten. Es gab eine Anzahl germanischer Verbände, die ohnehin beim römischen
Heer verblieben. Die Siedlungsgebiete der Rhein-Weser-Germanen erstreckten sich
bis zum Harz im Osten. Und es schlossen sich die Elbgermanen an, die von der
Niederelbe bis nach Böhmen und Mähren beheimatet waren.
Schon Tacitus beschrieb in seiner Germania das Aussehen der Germanen: „…
furchterregende blaue Augen, rötliche Haare und große Körper, die allerdings
nur beim ersten Ansturm stark sind.“ Die Anführer der Germanen trugen
prachtvollen Goldschmuck, genagelte Stiefel und Kettenhemden. Herodian beschreibt
die Kampfsituation des Maximinus Thrax so, der geplünderte Viehherden seinen
Soldaten überließ: „Er verwüstete das Land weit und breit – das Getreide reifte
bereits – steckte die Dörfer in Brand und überließ sie dem Heer zur Plünderung.
Denn das Feuer erfasst dort sehr leicht die Siedlungen, wie sie sie haben,
nebst allen Gebäuden. An Bruchstein und Ziegeln ist nämlich bei ihnen Mangel,
aber sie haben mächtige Wälder und daher gewaltige Holzvorräte. Daraus zimmern
sie sich Hütten zusammen.“
Zu Beginn des 21. Jahrhunderts wurde das antike
Schlachtfeld am Harzhorn auf sensationelle Weise entdeckt. Die
Schlachtfeldarchäologie förderte einzigartige Funde zutage, die im Jahr 2013 zu
einer großen Ausstellung im Landesmuseum Braunschweig präsentiert werden. Für
Geschichtsinteressierte ist die römisch-germanische Begegnung im Kampf „Die
vergessene Römerschlacht – Der sensationelle Fund am
Harzhorn“ spannend erzählt und sehr empfehlenswert.
Die vergessene Römerschlacht-
Der sensationelle Fund am Harzhorn.
222 Seiten, 27 Abbildungen und Karten,
gebunden, Hardcover, Schutzumschlag,
Verlag C.H.Beck, 2018
ISBN 978-3-406-72489-3
Preis: 19,95 EUR