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Jahresabschluss 1923

Schönebecker Story zum Schmunzeln.

Angemerkt: Bundesbank-Filiale Magdeburg sucht per Aushang Eigentümer von zwei aufgefundenen Cent

Schönebeck hat eine ziemlich ähnliche Story zu erzählen

Die Bundesbank-Filiale in Magdeburg veröffentlichte Ende Januar 2017 einen interessanten Aushang. In ihren Geschäftsräumen war ein Betrag von zwei Cent gefunden worden. Der Besitzer dieses Geldes wurde nun aufgerufen, sich innerhalb von sechs Wochen bei der Filialleitung zu melden. Diese Bekanntmachung sorgte in den sozialen Medien für einiges Amüsement. Hintergrund ist jedoch: Die Kasse muss stimmen! Auch dieser geringe Betrag darf nicht so einfach „unter den Teppich gekehrt werden“. Das Schmunzeln dürfte jedoch in Hinsicht auf das Verhältnis zwischen dem Wert der Fundsache und dem Aufwand, den Eigentümer zu ermitteln, durchaus erlaubt sein.

Diese aktuelle Begebenheit erinnerte die Mitarbeiter des Stadtarchivs Schönebeck an ein anderes Ereignis, das vor über 90 Jahren stattgefunden hatte. Da war doch mal etwas mit einem Kassenabschluss… Schnell konnte ein kleines Album mit einer Not- und Inflationsgeldsammlung in den Magazinräumen gefunden und heraufgeholt werden. Interessante Sachen sind dazu finden. Darlehnskassenscheine, Reichsbanknoten bis zu Milliarden- und Billionenwerten während der Inflation, Notgeld der einzelnen Städte. Insgesamt sind das sehr schöne Stücke von zeitgeschichtlichem Wert. Nun wäre dazu eigentlich nicht mehr viel anzumerken, wenn sich am Ende des Albums nicht eine Aktennotiz finden ließe. Es ist ein Blatt, überschrieben mit „Jahresabschluss 1923“. Leider konnte in den Archivbeständen keine weitere Quelle zum Finanz-Jahres-Abschluss der Stadt im fraglichen Jahr gefunden werden. So wird nicht klar, um welchen Abschluss es sich handelt. Könnte es der Teilabschluss der Haupt-Stadt-Kasse sein, wie anhand des Stempels zu vermuten ist? - Jedenfalls hatte der Verfasser des Schreibens eine Minusdifferenz zwischen Ein- und Ausgabe ermittelt – nach Papiergeldrechnung 349 442 170,50 Mark – das sind über 349 Millionen!

Es war 1923 Inflation. Kostete ein Brot im Januar des Jahres 250 Mark, so waren es im Dezember 399 Milliarden! Das Geld, das man als Arbeitslohn erhielt, wurde sofort ausgegeben, denn am nächsten Tag war es nur noch ein Bruchteil wert. Am 15. November 1923 wurde schließlich die Rentenmark ausgegeben. Eine Rentenmark entsprach einer Billion Papiermark. Die Inflation konnte damit beendet werden. Aber auch die Goldmark blieb vorerst im Umlauf.

Der Verfasser des Jahresabschlusses schrieb am Ende der Zusammenstellung: „Die nach vorstehenden Zahlen gemachten Einnahme- und Ausgabe-Buchungen erfordern eine Bar-Einzahlung von 349 442 170,50. Diesen Betrag habe ich aus meiner Tasche zugelegt um überhaupt einen Abschluss in Goldmark fertig zu bringen und den 1 G. Pfg [Anm.: Goldpfennig] umgewechselt (der Papiermarkbetrag von 1 000 000 000,- M =gleich 1 G. Pfg. …“

Es war ja eigentlich nur der Bruchteil eines Goldpfennigs, der fehlte, denn eine Billion ist im deutschen Sprachgebrauch eine 1 mit 12 Nullen = Tausend Milliarden. Aber wie wollte man einen Pfennig weiter auseinander dividieren? Diese kleine Fußnote der Geschichte ermuntert ebenso zum Schmunzeln wie die aktuelle Begebenheit mit der Bundesbank-Filiale in Magdeburg. Fazit in beiden Fällen: Die Kasse muss stimmen – in jedem Fall. Da beißt die Maus keinen Faden ab.

Foto : Jahresabschluss 1923.

Themen:

#schönebeck