Zur Diskussion über Obergrenzen für ausländische Kinder in
Schulklassen erklärt die bildungspolitische Sprecherin der Fraktion DIE
LINKE, Birke Bull-Bischoff:
„Politische Forderungen nach Obergrenzen sind nicht zielführend. Sie
gehen entweder am Kern der Probleme vorbei oder greifen in
durchsichtiger Absicht Schwierigkeiten in den Schulen auf, um auf ihnen
einen neuen ausländerfeindlichen Angriff zu reiten.
Es ist in der pädagogischen Praxis belegt, dass Heterogenität in den
Lerngruppen eine Bereicherung sein kann, von „Verschiedenheit“ gehen
unzählige Impulse für Fragen, Anregungen, neue Perspektiven, für Hilfe,
Toleranz und Neugier aus. Das produktive Annehmen von Vielfalt als Kern
eines inklusiven Bildungsangebots kann wesentliche Grundlage sein, dass
Lernen nachhaltig gelingt.
Dieser zukunftsfähige, demokratische Ansatz droht aber, ruiniert zu
werden: Lehrkräftemangel in Größenordnungen, Streichungen bei
pädagogischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, Vernachlässigung von
Schulsozialarbeit und eine unzureichende Ausstattung mit
Schulpsychologinnen und –psychologen, sind Belege dafür. Meine Fraktion
fordert daher heute erneut in einem Antrag im Landtag, endlich die
Ausschreibungen für Lehrkräfte zu öffnen und schon zum Schuljahr 2017/
2018 wenigstens 600 Stellen auszuschreiben. Die Fraktion DIE LINKE
unterstützt ausdrücklich die Volksinitiative „Den Mangel beenden –
Unseren Kindern Zukunft geben!“.
Natürlich muss sich jede Schulleiterin und jeder Schulleiter um die
Ausgewogenheit der Lerngruppen Gedanken machen und sinnvolle
Festlegungen treffen. Gruppen, in denen nur deutsche Kinder mit
Lernproblemen sitzen, sind sicher genauso wenig zielführend wie Klassen,
in denen kaum noch gut deutschsprechende Schülerinnen und Schüler zu
finden sind. Gänzlich diskriminierend und „daneben“ wären
Sondereinrichtungen für Geflüchtete und andere ausländische Kinder und
Jugendliche.
Und viele Schulen und ihre Leitungen haben diese Aufgaben bei der
Aufnahme zahlreicher geflüchteter Kinder auch engagiert und gut gelöst.
Die größten Probleme entstanden, als ihnen erforderliche
Sprachlehrkräfte weggenommen wurden und der Mangel an pädagogischen
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern immer mehr zu Tage trat.
Die punktuell hohen Konzentrationen von geflüchteten und anderen
ausländischen Kindern haben doch ihre Ursache in der geballten
Unterbringung ihrer Familien in bestimmten Wohngebieten der Städte.
Diese zweifellos kritikwürdigen Entscheidungen darf man jetzt nicht auf
dem Rücken der Kinder ausbügeln. Obergrenzen müssten zwangsläufig zu
administrativen Umverteilungen führen, die längere Schulwege nach sich
zögen und die die für eine inklusive Entwicklung der Gesellschaft
wichtigen Verbindungen zwischen Schule und sozialem Wohnumfeld zerrissen.
Nicht Verschiebebahnhöfe auf dem Reißbrett bringen tragfähige Lösungen
sondern das Bereitstellen der für Inklusion erforderlichen Ressourcen
und Qualifikationsangebote!“