„Das Bildungsministerium darf das Ausbluten an den Sekundar- und Gemeinschaftsschulen so nicht weiterlaufen lassen. Die Schäden für die Entwicklung von zehntausenden Schülern sowie für die gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Perspektiven des Landes werden unabsehbar. Eine solche Dimension des Niedergangs einer ganzen Schulform war bisher nicht vorstellbar.
Und diese Entwicklung scheint derzeit unaufhaltsam zu sein. Nach dem Bericht einer Expert*innen-Kommission zur Ermittlung des Lehrkräftebedarfs bildet Sachsen-Anhalt auch in den kommenden Jahren nur etwa 20 Prozent seines Lehrkräftenachwuchses für diese Schulformen selbst aus. Auch wenn es weiterhin gelingt, hunderte Seiteneinsteiger*innen einzustellen, wird so die Lehrkräfteversorgung in vielen Schulen bis zum Ende der Wahlperiode auf bis zu 50 Prozent sinken.
Jetzt rächt sich die Einführung und das Festhalten an einem gegliederten Schulsystem und an der darauf ausgerichteten Lehramtsausbildung. Offenbar sind die Sekundar- und Gemeinschaftsschulen für junge Lehrkräfte so unattraktiv, dass sich kaum jemand für diese Arbeit ausbilden und später dort einsetzen lässt. Doch noch lernt in diesen Schulen die Hälfte aller Schüler*innen, die später mit einer dualen Berufsausbildung das Rückgrat der Wirtschaft und des Handwerks bilden.
Wenn diese Schulformen nicht gänzlich aufgegeben werden sollen, muss jetzt ein Rettungsschirm aufgespannt werden. Kurzfristig müssen mehr Lehrkräfte aus anderen Schulen – das betrifft die besser versorgten Gymnasien und Gesamtschulen – und weitere pädagogische Fach- und Hilfskräfte gewonnen werden, um die Lehrkräfte an den Sekundar- und Gemeinschaftsschulen bei der Sicherung eines schulischen Angebotes zu unterstützen. Außerdem muss die Lehramtsausbildung für Sekundarschulen und Gymnasien so schnell wie möglich in einem Lehramt zusammengefasst werden. Das Kind liegt längst im Brunnen. Wenn jetzt nicht entschieden gehandelt wird, ist es kaum noch zu retten.“
Text: DIE LINKE. Fraktion im Landtag von Sachsen-Anhalt