veröffentlicht am Samstag, 9. März 2024
Magdeburg. Gespenstisches, Untotes, Wiederkehrendes: Elfriede Jelineks „Wolken.Heim.“ spielt mit Zitaten deutscher Dichter und Philosophen und begibt sich auf Spurensuche in die Untiefen des deutschen Nationalismus seit der Romantik. Florian Heins Inszenierung dieses hochaktuellen Textes ist zudem angereichert mit musikalischen Passagen. Premiere ist am Samstag, 13. April, 19.30 Uhr, im Theater Magdeburg/Schauspielhaus.
Heimat, Boden, Blut, Nation: Zunächst vorsichtig, bald selbstbewusst, zieht ein „Wir“ Wort um Wort ein längst überwunden geglaubtes Gedankengut aus dem Sumpf der Geschichte. Wer ist dieses hundertfach beschworene „Wir“, dieses Deutsche, dieses Nationale? Das „Wir“ verleibt sich Texte von Hölderlin, Hegel, Heidegger, Fichte, Kleist und der RAF ein und kreist im Nachdenken über Identität und Heimat scheinbar zwangsläufig immer wieder um den Ausschluss des Anderen, des Fremden. „Wolken.Heim“, 1988 als Auftragswerk für das Theater Bonn entstanden, ist ein bissiger Kommentar auf die Resistenz nationalsozialistischen Denkens weit über 1945 hinaus. Ein wortgewaltiger, schonungsloser Text von beklemmender Relevanz.
Regisseur Florian Hein teilt Jelineks Text, der keine Rollenzuteilungen aufweist, auf vier Spieler:innen und einen zehnköpfigen Chor auf. Sprache und
Musik werden so zum Handlungsträger. Das Bühnenbild von Elizaweta Veprinskaja, eine in sich abgeschlossene Hügellandschaft, bildet den
spielerischen Rahmen für einen mehrdeutigen Sehnsuchts- und Erinnerungsort.
Die Kostüme von Clemens Leander greifen den Mythos vom Deutschsein anhand prägender Etappen in der Geschichte auf. Es spielen Julia Buchmann,
Oktay Önder, Michael Ruchter, Carmen Steinert und ein Chor.
Elfriede Jelinek erhielt 2004 den Nobelpreis für Literatur und ist eine der wichtigsten Stimmen im deutschsprachigen Theater.
Florian Hein (*1989 in Halle) inszenierte u. a. an der Berliner Volksbühne, den Theatern Dortmund und Bielefeld und am Residenztheater München. Zentral in seinem künstlerischen Schaffen ist die chorische Arbeit, die sich an der Schnittstelle zwischen Sprache und Musik bewegt.
Kartenpreise
21 Euro/ermäßigt 12 Euro
Theaterkasse
E- Mail: kasse@theater-magdeburg.de
Telefon: 0391 40 490 490
Hinweis: Auf Eintrittskarten für Premieren wird ein Zuschlag von 4 Euro auf den Regelpreis erhoben.
Text: Theater Magdeburg
Foto: Kerstin Schomburg
