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Online Ausstellung Reichsbanner

„Für Freiheit und Republik“ – Ausstellung im Kunstmuseum Magdeburg

Magdeburg, 30. März 2019


Von Annett Szameitat

Die Mitglieder der politischen Massenbewegung „Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold“, einer Vereinigung gegen Hitler in den 1920er Jahren, wollten nicht die linke Weltrevolution. Das parteiübergreifende Bündnis stand weder „rechts“ noch „links“. Es war angetreten, die Demokratie der Weimarer Republik und ihre Verfassung zu verteidigen. Mit einer Ausstellung im Kunstmuseum in Magdeburg wird hiermit eine demokratische Bewegung gewürdigt, die bisher in der allgemeinen Geschichtsschreibung kaum Beachtung fand. Die Schau erarbeitete die Gedenkstätte Deutscher Widerstand Berlin; gezeigt bisher in 15 deutschen Städten. Dabei ist Magdeburg von besonderer Bedeutung. Hier wurde die Reichsbannerbewegung von Veteranen des 1. Weltkrieges am 22. Februar 1924 gegründet; 100.000 Teilnehmer demonstrierten zum 1. Jahrestag auf dem Domplatz.

Der Ort der Ausstellung, so Kuratorin Marion Goers, sei ganz bewusst gewählt: Der Bundesvorstand saß bis 1933 in der Regierungsstraße 1, unweit des Museums, welches dann das „Braune Haus“ der Gestapo wurde. Mit der Ausstellung wollen die Veranstalter einem bedeutenden Kapitel wehrhafter demokratischer Erinnerungskultur ein Gesicht geben. 31 Schautafeln in Schrift und Bild, davon 12 Biografien, erzählen die auch tragische Geschichte einer demokratischen Bewegung aus der Vereinigung der Parteien der Weimarer Koalition: SPD, katholischer Zentrumspartei und der linksliberalen DDP. Diese mobilisierte zirka zwei bis drei Millionen Mitglieder aus allen Schichten des Volkes – vom Schüler bis zu Adelskreisen. Ihre Kampfwaffe war das Wort. Der Kampf fand in eigenen Medien und auf der Straße statt. Hier starben dann auch mindestens 60 Männer durch  politische Gewalt für die schwarz-rot-goldene Fahne der Republik, bis die Bewegung mit Verfolgung und Terror 1933 durch die Naziherrschaft endete. Viele Dokumente seien vor der Machtergreifung der Nazis vernichtet worden, so Monika Goers, die Forschung gehe weiter. Zum 100. Geburtstag des Reichsbanners in fünf Jahren möchte sie wiederkommen – mit einer neuen Ausstellung zum Reichsbanner nach 1933. Auch soll Magdeburg der erste Ort sein, der eine Reichsbannergedenktafel erhält. 

Seit 2017 erhält der Verband Gelder aus Bundesmitteln. Den Gedanken der Reichsbannerbewegung ins Jetzt zu tragen, ist das Anliegen der Veranstalter. „Demokratie ist keine Selbstverständlichkeit“, betont Christian Antz vom Kulturdezernat Magdeburg. Auch heute gibt es wieder einen Verein des Reichsbanner, deren Ehrenmitglied der ehemalige OB Willi Polte ist. Ein informatives kurzweiliges Begleitprogramm der Landeszentrale für politische Bildung Sachsen-Anhalt mit Themen zur Polizei, Verfassung und Wahl läuft parallel zur Ausstellung. Besonders sind auch Schulklassen angesprochen ihrem Geschichtsunterricht hier zu erweitern. 

Weitere Informationen gibt es im Internet unter www.visitmagdeburg.de.

Die Ausstellung ist geöffnet bis zum 25. Juni: Di. bis Fr. 9 bis 17 Uhr, Sa., So. und feiertags 10 bis 18 Uhr im Konzertsaal des Kunstmuseums, Regierungsstraße 4-6. Der Besuch ist kostenlos.