Baierbrunn
(ots). Bei der Behandlung von chronischen Schmerzen spielt Cannabis eine
wachsende Rolle. Insbesondere bei Nervenschmerzen könne ein Medikament mit dem
Wirkstoff Tetrahydrocannabinol (THC) erfolgreich sein, erläutert der
Palliativmediziner Professor Sven Gottschling vom Uniklinikum Saarland im
Apothekenmagazin "Senioren Ratgeber".
"Weil
es manchmal auch antidepressive und durchschlaffördernde Eigenschaften hat,
wirkt es auf mehreren Ebenen." Dabei ändere sich nicht der Schmerz,
sondern der Umgang mit ihm: "Beeinflusst wird also die Schmerzwahrnehmung
des Patienten. Anders ausgedrückt: Das Problem fühlt sich leichter an."
Die
Therapie kommt laut Gottschling ausschließlich bei einer schweren Erkrankung in
Frage, wenn herkömmliche Behandlungen versagt haben und die berechtigte
Hoffnung besteht, dass THC bei einem Patienten positive Wirkeffekte erzielt.
"Kurz: Es bleibt nach wie vor ein Reservemedikament."
THC
muss behutsam und individuell dosiert werden
Seit
2017 ist gesetzlich geregelt, dass Ärzte einem Patienten ein
Cannabis-Medikament verordnen dürfen. Die therapeutischen Wirkstoffe stammen
wie beim Rauschmittel aus der Hanfpflanze. "Die Medizinprodukte zeichnen
sich aber durch einen genau festgelegten, gleichbleibenden und überprüften
Wirkstoffgehalt aus", sagt der Experte. THC habe je nach Dosis und
Darreichungsform ganz unterschiedliche Wirkungen. Der Hasch-Konsument inhaliere
ihn, um high zu werden. "In der Medizin dagegen arbeiten wir mit Tropfen
oder Kapseln, der Kick bleibt aus." Gottschling betont zugleich, als
Medikament müsse THC "behutsam und sehr individuell bei Patienten dosiert
werden". Die Therapie gehöre unbedingt in die Hand eines erfahrenen
Arztes.
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