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Musik UZH 28.02

Musik-News: Emotionszentrum im Gehirn - Live-Musik löst viel stärkere Emotionen aus als gestreamte


veröffentlicht am 28. Februar 2024

Wie beeinflusst live gespielte Musik das Emotionszentrum im Gehirn? Das Fazit einer UZH-Studie: Live-Konzerte berühren die Menschen emotional stärker als Musik ab Tonträger. 
Sie verbinden die Musiker mit ihrem Publikum – was vielleicht auch evolutionär bedingt ist.

Synchrones Erlebnis von Musizierenden und Publikum




In einem aufwändig arrangierten Versuch veränderte der Pianist sein Live-Klavierspiel laufend, um die emotionale Reaktion in der Amygdala, dem Zentrum des affektiven Systems im Gehirn, zu steigern. (Bild: UZH)

Das Forschungsteam analysierte zudem, wie sich das Klavierspiel mit der Gehirnaktivität der Zuhörenden abstimmte und synchronisierte. Nur bei Live-Musik gab es beim Publikum eine starke Synchronisation zwischen dem subjektiven emotionalen Erleben und dem auditorischen Gehirnsystem, das die Musik nach ihrer akustischen Qualität bewertet. Und nur bei Live-Musik stimmten die Merkmale der musikalischen Darbietung stark mit der Hirnaktivität der Hörenden überein – es kam also zu einer Art Koppelung zwischen dem Publikum und dem Musizierenden.

Live gespielte Musik ist die evolutionäre Wurzel der Musik
Schon immer haben Menschen Werkzeuge und Instrumente benutzt, um live Musik zu machen. Erst mit der technologischen Entwicklung im 20. Jahrhundert wurde die Verbreitung von aufgenommener  Musik mittels Tonträgern für alle Menschen zugänglich. Aber selbst heute, wo es Musik-Streaming-Dienste und hochwertige Lautsprecher oder Kopfhörer gibt, ist das soziale Erlebnis von Live-Konzerten unersetzbar. «Das lässt sich vielleicht auf die evolutionären Wurzeln der Musik zurückzuführen», sagt Frühholz. «Der Mensch sehnt sich nach der emotionalen Erfahrung von Live-Musik. Wir wollen, dass Musiker uns mit ihrer Darbietung auf eine emotionale Reise mitnehmen.» Oder wie es im Film Casablanca aus dem Jahr 1942 heisst: «Spiel es noch einmal, Sam – um der alten Zeiten willen...».

Literatur:
Wiebke Trost, Caitlyn Trevor, Natalia Fernandez, Florence Steiner, Sascha Frühholz. Live music stimulates the affective brain and emotionally entrains listeners in realtime. PNAS. 26. February 2024. DOI: 10.1073/pnas.2316306121


Text-Grafik / Foto: Universität Zürich - Psychologisches Institut / pixabay