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Bundesstrasse pixabay

Magdeburg-News: NABU fordert sofortige Einstellung des Projektes Neubau B181 in Sachsen-Anhalt


veröffentlicht am Mittwoch, 21. Februar 2024

Magdeburg. An die Anfänge der Planung der B181n erinnert sich Martin Schulze, Vorsitzender des NABU Regionalverbandes Merseburg-Querfurt e.V., noch gut. „Bereits in den 1990er Jahren wurde intensiv geplant und untersucht. Planer und Gutachter kamen bereits damals zu dem Schluss – die Trasse ist naturverträglich nicht machbar, der Nutzen einer vollkommen neuen, ortsfernen Trasse als Ortsumgehung zudem äußerst fraglich.“ Letztlich wurde die Planung fallengelassen und erst in den 2010er Jahren wieder aus der Mottenkiste gekramt. Die damals geäußerten Bedenken sind jedoch aktueller denn je.

Während die Eingriffe in Natur und Landschaft heute noch gravierender wären, da nunmehr auch europäische Schutzgebiete erheblich beeinträchtigt würden und geeignete Habitate für geschützte Arten ohnehin stetig im Rückgang begriffen sind, ist auch der Verkehrsbedarf aufgrund aktueller Prognosen und der zwischenzeitlichen Fertigstellung der A14, A38 und A143 gänzlich in Frage zu stellen. Damit nicht genug, soll der Straßenbau mit ca. 230 Millionen Euro auch fast dreimal so viel kosten, wie im Bundesverkehrswegeplan (BVWP 2030) veranschlagt wurde.

Straßenplanung funktioniert in Deutschland nach wie vor am Reißbrett, eine Evaluierung des BVWP findet nur unregelmäßig und nicht fachlich neutral statt. Nur so ist es möglich, dass der fortlaufende Bedarf an der B181n, auch nach Fertigstellung von A14, A38 und A143, nicht in Frage gestellt wird.

Dass es erheblichen Widerstand im Landkreis, in den Städten und Gemeinden, von Gewerbetreibenden und Landwirtschaftsbetrieben und dem NABU im Planungsraum gegen die Realisierung der B181n gibt, scheint nicht zu zählen. Der NABU zeigt in seiner Stellungnahme zu den neuen Unterlagen der Raumverträglichkeitsuntersuchung insb. Fehler in der Verkehrsuntersuchung, der Wirtschaftlichkeitsanalyse und der Umweltverträglichkeitsuntersuchung auf.

 „Die Verkehrswirksamkeit der B181n ist nicht gegeben“, ist sich Martin Schulze sicher. „Aufgrund der Zwangspunkte des Planungsraums sind die Trassenvarianten reine Alibi-Verläufe. Sie liegen nah beieinander und führen alle zu den gleichen Problemen. Es gibt nur die Wahl zwischen Pest und Cholera“.

Die Verkehrsströme aus Richtung Halle und Merseburg nimmt die neue Straße nicht auf, der Verkehr aus Leuna Richtung Günthersdorf wird über die neue Straße fließen, und zu einem neuen Verkehrs-Problem im Bereich des Zusammenfließens von alter und neuer B181 östlich Günthersdorf führen. Am Stau vor Nova Eventis ändert sich in jedem Fall rein gar nichts, im Gegenteil. Wozu das also alles?

Die neue B181 führt zu erheblichem Verbrauch an Fläche, der vor allem die regionalen Agrarbetriebe durch den Trassenbau, zahlreiche Nebenanlagen und sehr umfangreiche Ersatzmaßnahmen hart treffen wird. Immens teure Brückenbauwerke führen zu einer erheblichen Belastung des Steuerzahlers. Die B181n führt quer durch hochrangige Schutzgebiete oder tangiert diese, wie das FFH- und Vogelschutzgebiet Saale-Elster-Aue, das bedeutende Vogelschutzgebiet (IBA) und Landschaftsschutzgebiet Kiesgruben Wallendorf/Schladebach, das FFH-Gebiet Schafhufe bei Günthersdorf. Zahlreiche Vorkommen gefährdeter und streng geschützter Arten, wie Bienenfresser, Kranich, Rohrdommel, Kiebitz, Sperbergrasmücke, Biber und Fischotter, Wechselkröte und Laubfrosch sowie 17 nachgewiesene Fledermausarten werden durch die Trasse teils erheblich beeinträchtigt.

„Wir können uns diese unsinnige Uralt-Planung vor dem Hintergrund der Klimakrise, der Biodiversitätskrise, des bereits begonnenen Wandels im Sektor Verkehr, der Notwendigkeit von Sparsamkeit sowie Flächen- und Ressourcenschonung nicht leisten“, sagt Katja Alsleben, Vorsitzende des NABU-Landesverbandes Sachsen-Anhalt. „Der NABU fordert Land und Bund in seiner Stellungnahme zur B181n daher auf, die Planung an der B181 sofort einzustellen und das Projekt aus dem BVWP endgültig zu streichen.“

Freiwerdende Mittel sollen stattdessen für die verbesserte ökologische Durchlässigkeit der alten B181, Verkehrsberuhigung und Anwohnerschutz, die Stärkung eines kostengünstigen oder kostenlosen ÖPNV sowie den Ausbau der Radwege zwischen Lochau-Burgliebenau-Luppenau, Merseburg-Wallendorf-Günthersdorf sowie Bad Dürrenbeg-Kreypau-Merseburg genutzt werden.    


Text: NABU Landesverband Sachsen-Anhalt
Symbolfoto: pixabay