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Deponie pixabay

Sachsen-Anhalt-News: BUND warnt vor geplantem Hochlauf von Techniken zur Deponierung von CO2


veröffentlicht am Samstag, 3. Februar 2024

Magdeburg. Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) warnt vor dem geplanten Hochlauf von Techniken zur Abscheidung und Deponierung von CO2 (Carbon Capture and Storage – CCS). Die Naturschutzorganisation bewertet sie in ökologischer, ökonomischer und gesellschaftspolitischer Hinsicht als gefährlich. Die wenig erfolgreich erprobte Technik biete immer eine Hintertür zum Festhalten an fossilen Energien statt echter Innovationen und Transformationen, die dem Klimawandel begegnen. Dass die Verbrennung von Gas und Öl durch Abscheidung des CO2 ein „klimafreundliches“ Label und horrende Subventionen erhalten soll, ist aus Sicht des BUND Sachsen-Anhalt absolut unverständlich und eine falsche Weichenstellung. 

Daher wendete sich der Landesvorstand des BUND Sachsen-Anhalt mit Briefen an die Landesregierung mit dem Vorschlag, ihre vor gut einem Jahrzehnt beschlossene Ablehnung der CO2 -Verpressung zu erneuern. Staatskanzlei, Wirtschafts- und Umweltministerium bedankten sich für die Hinweise des BUND, die in die politische Willensbildung einfließen könnten. Die Regierungsstellen stimmen dem BUND zu, dass CCS kein wirklich überzeugender Beitrag zum Klimaschutz ist, aber in einigen Industrien unverzichtbar sei.

Der Landesgeschäftsführer des BUND Sachsen-Anhalt, Christian Kunz, ist über die Antworten verwundert: „Die Notwendigkeit der Industrietransformation zur deutlichen Reduzierung des Ausstoßes der Treibhausgase ist der gesamten Gesellschaft und zu forderst der Politik und Industrie nicht erst seit gestern bekannt. Aktuell gibt es echte Chancen für einen Wandel: Viele Plastik-, Düngemittel-, Zement- oder Stahlproduzenten wägen Investitionen ab, die Produktionen kommender Jahrzehnte bestimmen. Die Anlagenbetreiber beobachten dabei ganz genau, welche Zeichen die Bundes- und Landespolitik sendet. CCS bekämpft nicht das Problem des zu hohen CO2 -Ausstoßes, sondern suggeriert der Wirtschaft ein ewiges „Weiter so“.“ 

Christfried Lenz, BUND-Mitglied und Engagierter in der Initiative Bürgerinitiative „Kein CO? Endlager Altmark“ ergänzt: „Die geplanten Deponien sind mitnichten dicht und sicher. Alte Öl- und Gaslagerstätten sind durch Bohrtätigkeiten, Senkungen und Erdbeben durchsetzt von Undichtigkeiten. Das CO2 bleibt nicht dauerhaft wo es bleiben soll. Hinzu kommt, der enorme Bedarf an Energie, der zur Verpressung notwendig ist. Der zusätzliche Energiehunger wird wegen der fehlenden Erneuerbaren wohl auch wieder mit fossilen Trägern gestillt werden.“

Breites Umweltbündnis warnt vor gefährlichem Irrweg
Der BUND-Bundesverband ist Teil eines breiten Bündnisses aus Verbände, Organisationen und Bürgerinitiativen, die ihre Bedenken zu weitreichenden Klima- und Umweltschäden äußern. Konkret sind folgende weitere Organisationen und Bürgerinitiativen beteiligt: Greenpeace, Deutsche Umwelthilfe, Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU), Bundesverband für Umweltberatung e.V,  PowerShift e.V., urgewald e.V., GasWende, Naturschutzverein Südtondern, Bürgerinitiative „Kein CO2 Endlager Altmark” und die Bürgerinitiative gegen CO2 -Endlager.

Hintergrund:  Die Carbon Management Strategie der Bundesregierung soll bald veröffentlicht werden. Im Bundeshaushalt ist ein erheblicher Anteil des Förderprogramms „Dekarbonisierung der Industrie und Carbon Management” für CCUS Projekte („Carbon Capture, Utilisation and Storage“) vorgesehen – laut Pressemeldungen geht es um 1,36 Milliarden Euro aus dem Gesamtförderetat in Höhe von 3,55 Milliarden Euro bis 2030, also knapp 40 Prozent.
Die Bundesregierung plant aktuell die CCS-Technologie (Carbon Capture and Storage) im industriellen Maßstab als vollwertigen Ersatz für Emissionsreduzierungen anzuerkennen und staatlich subventioniert durchzusetzen. Dazu soll der schnelle Auf- und Zubau einer deutschlandweiten CCS-Infrastruktur gefördert werden. Zusätzlich erwägt die Bundesregierung, CO2 -Deponien an Land oder unter der Nordsee zu erlauben. Dabei wird es höchste Zeit, dass die Industrie ihre Emissionen reduziert, statt sie in Gesteinsschichten an Land und in Meeresböden abzuleiten.

In Sachsen-Anhalt wurde 2015 aufgrund des hohen Widerstands in der Bevölkerung und der Bürgerinitiative "Kein CO2 -Endlager Altmark" eine Verpressungsanlage in Maxdorf bei Salzwedel wieder abgebaut, ohne je in Betrieb gegangen zu sein. Möglich war und ist dies durch die Länderklausel im CCS-Gesetz, die den Bundesländern ein Vetorecht zuspricht.


Text: BUND-Landesverband Sachsen-Anhalt e.V.
Symbolfoto: pixabay